Englands mysteriöser Twitter-Kläger Abgeordneter outet Fußballstar Giggs

Düsseldorf (RPO). "Es ist Ryan Giggs!" titelt die britische Boulevardzeitung "The Sun" in großen Lettern und schreit damit förmlich heraus, was ihr und anderen britischen Medien tagelang untersagt war: Zu berichten, dass der Fußballstar von Manchester United offenbar eine Affäre mit einem "Big Brother"-Sternchen hatte. Um das zu verhindern hatte Giggs eine ganz spezielle Variante des britischen Rechts gewählt und bereits Twitter verklagt.

 Ryan Giggs wollte britischen Medien einen Maulkorb verpassen.

Ryan Giggs wollte britischen Medien einen Maulkorb verpassen.

Foto: AFP, AFP

"Super Injunction" heißt dieses Rechtsmittel auf der britischen Insel. Es soll Prominente schützen. Betroffene dürfen dann nicht einmal berichten, dass ihnen vom Gericht verboten wurde über etwas zu berichten. Auch darf nicht bekannt werden, dass irgendjemand einen entsprechenden Prozess führt, weil dadurch Aufmerksamkeit auf den Kläger gelenkt werden könnte.

 John Hemming berief sich auf ein 300 Jahre altes Recht, nach dem Abgeordnete im Unterhaus straffrei sagen dürfen, was sie wollen.

John Hemming berief sich auf ein 300 Jahre altes Recht, nach dem Abgeordnete im Unterhaus straffrei sagen dürfen, was sie wollen.

Foto: PA, AP

Eine weitere Besonderheit des britischen Rechts besagt aber, dass Abgeordnete im Unterhaus - "Super Injunction" hin oder her - straffrei sagen dürfen, was sie wollen. Und genau das hat jetzt John Hemming getan. Er hat Giggs offiziell geoutet.

Schnell unübersichtlich

Nachdem das Gerücht über die Affäre bei Twitter aufgetaucht war, hatte Giggs nicht nur Twitter selbst sondern auch den User verklagt, der das Gerücht als erster veröffentlicht hatte. Und auch weitere, die die Meldung weiterverbreitet haben. Das kann bei Twitter bekannterweise schnell unübersichtlich werden.

Das war auch einem der mit dem Fall betrauten Richter aufgefallen. Er sagte in London, Twitter und die Nutzer des Dienstes seien fast nicht zu kontrollieren, Einstweilige Verfügungen und gerichtliche Anordnungen kaum durchzusetzen.

Und so meldetet sich nun also John Hemming im Unterhaus zu Wort und sagte: "Es ist nicht machbar, 75.000 Menschen einzusperren, die Ryan Giggs auf Twitter genannt haben."

Hemming begründetet seinen Schritt laut "Sun" damit, dass er es nicht hinnehmen wolle, dass Giggs seine Anwälte auf ganz normale Leute hetze, die lediglich über ihn tratschen würden.

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