Flüchtlingsboot gekentert 58 Migranten aus Gambia ertrinken im Atlantik

Nouakchott · Vor der Küste Mauretaniens ist ein Flüchtlingsboot mit bis zu 180 Menschen an Bord gekentert. Es gibt mindestens 58 Tote. Nach weiteren Opfern wird gesucht.

Vor der Küste des westafrikanischen Staates Mauretanien ist es zu einem der opferreichsten Flüchtlingsunglücke in diesem Jahr gekommen. Mindestens 58 Menschen aus Gambia hätten ihr Leben verloren, als ihr Boot am Mittwoch im Atlantischen Ozean kenterte, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit. Mehr als 80 schafften es schwimmend an Land und überlebten. Am Donnerstag wurde vor der Küste der Stadt Nouadhibou nach möglichen Überlebenden gesucht.

Wie viele Menschen genau vermisst waren, war aber unklar. IOM-Sprecherin Safa Msehli sagte, Überlebende hätten berichtet, dass Boot habe am 27. November in Gambia mit rund 150 Insassen abgelegt. Der mauretanische Innenminister Mohamed Salem Ould Merzoug erklärte, es seien bis zu 180 Menschen an Bord gewesen, die meisten von ihnen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Mauretanien werde Ermittlungen gegen die möglicherweise dafür verantwortlichen Schlepper aufnehmen.

Laut der mauretanischen Regierung überlebten 85 Menschen das Unglück, die IOM berichtete, 83 seien ans Ufer geschwommen. Nach Angaben des Innenministeriums wurden zehn Personen für eine „dringende“ Behandlung ins Krankenhaus gebracht.

Als sich das Boot der Küste von Mauretanien näherte, wollte es dort laut IOM Kraftstoff und Essen an Bord nehmen. Eigentlich war es auf dem Weg auf die spanischen Kanaren, die immer wieder das Ziel von Migranten aus Westafrika sind. Von 2005 bis 2010 starben Tausende bei dem Versuch. In den Folgejahren nahmen die Überfahrten nach Angaben des mauretanischen Innenministeriums wieder ab, aber zuletzt seien vor allem Flüchtlinge aus dem benachbarten Senegal in Booten vor der Küste gestoppt worden.

Aus Gambia gab es zunächst keine offizielle Stellungnahme. Das Land in Westafrika ist mit rund zwei Millionen Einwohnern relativ klein, doch kamen nach IOM-Angaben zwischen 2014 und 2018 mehr als 35.000 Gambier nach Europa.

Die 22-jährige Herrschaft des autokratisch regierenden Expräsidenten Yaya Jammeh hat der Wirtschaft des Landes massiv zugesetzt, was vor allem die Jugend zu spüren bekommen hat. Dies führte dazu, dass es vermehrt Migranten aus Gambia nach Europa oder in andere Weltgegenden zieht. Seit Jammeh 2016 abgewählt wurde und Anfang 2017 ins Exil flüchtete, versuchen europäische Länder verstärkt Asylbewerber aus dem Land abzuschieben. Doch Gambias Wirtschaft darbt immer noch.

Zuletzt machte der Küstennation der Zusammenbruch des britischen Reisekonzerns Thomas Cook zu schaffen. Aus Sicht einiger Gambier könnte die Pleite massive Auswirkungen auf den Tourismus des Landes haben, der mehr als 30 Prozent von dessen Bruttoinlandsprodukts ausmacht.

(jco/ap)
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