Katastrophe am Kitzsteinhorn Augenzeuge schildert die letzten Minuten vor der Brandkatastrophe

Kaprun (AP). Die Ursache der Gletscherbahn-Katastrophe am Kitzsteinhorn war "höchstwahrscheinlich ein Schwelbrand", wie der Chef der Kripo Salzburg, Franz Lang, am Montag sagte. Der 39jährige Gerhard Hanetseder, der sich mit seiner zwölfjährigen Tochter Christina aus dem Tunnel hatte retten können, schilderte in mehreren Interviews den Ablauf des Brandes.

"Wir waren die letzten, die Platz fanden, und drängten in den untersten Waggon", sagte Hanetseder der Salzburger "Kronenzeitung". Schon nach wenigen Metern habe ein anderer Passagier gemeint, es rieche nach Rauch. "Doch wir haben das nicht ganz ernst genommen." Christina habe gerufen: "Schau, da unten, da brennt was!" Durch das Gitter des Kabinenbodens hätten sie einen handtellergroßen Feuerschein gesehen. Dann sei der Zug in den Tunnel eingefahren, sagte Hanetseder dem Österreichischen Rundfunk.

Immer mehr Fahrgäste hätten den Feuerschein und den Geruch bemerkt, und ein Mann habe versuchte, über Handy Alarm zu geben. Aber die Verbindung sei immer wieder abgerissen. Andere klopften an die Scheiben des vorderen Wagens, "aber keiner verstand unsere Zeichen".

Dann quoll dichter Rauch in den Führerstand, und der 38 Tonnen schwere Zug bremste mitten im Tunnel langsam ab und kam zum Stehen. Das war etwa drei Minuten nach der Abfahrt, wie die Polizei später ermittelte. "Kinder um mich herum beginnen zu weinen, husten, keuchen, ringen nach Luft", beschreibt Hanetseder die Situation in dem mit rund 180 Skifahrern Passagieren voll besetzten Zug.

Einige Passagiere hätten versucht, die Tür aufzubringen, "manche hysterisch, andere ruhiger". Die Türen des Zuges waren aber nur vom Wagenbegleiter oder von außen zu öffnen, wie Horst Kühschelm vom österreichischen Verkehrsministerium am Montag in Kaprun bestätigte.

Hanetseder sagte, die Panik sei immer größer geworden, da mittlerweile die gesamte Kabine brannte. Schließlich habe ein Mann mit einem Ski oder Skischuh ein armlanges Loch in die Plexiglas-Scheibe geschlagen, berichtet der Überlebende weiter. Durch das Loch hätten sich Menschen aus dem Wagen gezwängt und seien auf den Tunnelboden hinabgesprungen. Er habe seine Tochter durch das Loch geschoben und sei hinterher geklettert. Ein älterer Mann hinter ihm habe gerufen: "Hinunter, um Gottes Willen, hinunter! Feuer brennt nach oben!"

Im Schacht hätten Kabelstränge angefangen zu brennen, sagte Hanetseder: "Wie in einem Katastrophenfilm, ein Zischen, ein Blitzen", sagte er. "Ich hab mir nicht mehr vorstellen können, wie man da aussi kommt." Während sich in der Bahn das Feuer immer mehr ausbreitete, lief er mit zehn anderen Menschen durch die unbeleuchtete Röhre in Richtung des unteren Tunneleingang.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort