"Unglückliches Zusammentreffen mehrerer Umstände" angenommen Auch für Ärzte sind Hautschäden des Prinzenpaars unerklärlich

Frankfurt/Main · Für Hautärzte sind die starken Hautverbrennungen, die das norwegische Kronprinzenpaar im Sonnen- und Scheinwerferlicht erlitten hat, rätselhaft. Es könne sich nur um ein unglückliches Zusammentreffen mehrerer Umstände handeln, meinte der Dermatologe und Oberarzt an der Berliner Charité, Professor Hans Meffert.

Bei dem schweren Sonnenbrand von Prinzessin Mette-Marit und Prinz Haakon handele es sich um Verbrennungen zweiten Grades, das heißt, dass dabei Bläschen entstehen. Dass diese in Norwegen allein durch die Sonne entstehen können, sei selbst bei sehr lichtempfindlichen Menschen wie Mette-Marit unwahrscheinlich, erklärte Meffert.

Der Facharzt geht daher davon aus, dass das Sonnenlicht bei dem etwa einstündigen Interview Sandra Maischbergers stark reflektiert wurde. Metall, vor allem Aluminium, wirke wie ein Brennglas und könne die Sonnenstrahlung fast verdoppeln, sagte Meffert.

Jedoch betonte n-tv-Sprecher Thomas Schulz, das Kamerateam habe überhaupt keine Reflektoren eingesetzt. Verantwortlich gewesen sei ein erfahrener Licht setzender Kameramann. Auf das Prinzenpaar seien vier Scheinwerfer gerichtet gewesen, einer davon in deutlichem Abstand, sagte Schulz. Die 400-Watt-Lampen seien "im Lichtintensitätsbereich eher am unteren Ende". Am Sonntag hatte n-tv-Geschäftsführer Helmut Brandstätter allerdings noch gesagt: "Je stärker die Sonne von oben scheint, um so stärker muss auch das Scheinwerferlicht scheinen, das die Sonne ausgleichen muss."

Sandra Maischberger erklärte, die verwendeten Kobold-HMI-Lampen hätten ein Sicherheitssystem und "gehen ohne Filter gar nicht an", erklärte sie. Gemeint ist der UV-Filter in Form einer Glasscheibe. Damit sind Scheinwerfer für Außenaufnahmen standardmäßig ausgerüstet.

Als sehr unangenehm schilderte der Berliner Hautarzt die Augenschäden, die Mette-Marit erlitt. Aus eigener Erfahrung - "ich guck' manchmal in UV-Lampen" - wisse er, dass es ein Gefühl sei, als hätte man "Stacheldraht im Auge", sagte Meffert. Die Schneeblindheit gehe nach rund 24 Stunden von selber vorbei, aber man kann bleibende Schäden auf der Hornhaut davontragen.

n-tv-Chef Brandstätter kann sich "nicht vorstellen, dass durch ein Tageslicht-Scheinwerfer eine derartige Krankheit entsteht", wie er dem "Tagesspiegel" sagte. "Vielleicht kommen wir noch drauf, dass sich das Ozonloch über Norwegen geöffnet hat." Für ihn seien die Augenschäden Mette-Marits "ein medizinisches Rätsel": "Wenn das Licht zu stark gewesen wäre, dann hätte es Mette-Marit durch sehr starke Tränenbildung eigentlich merken müssen." Der Berliner Sender schickte der Prinzessin einen großen Blumenstrauß mit Genesungswünschen.

Der starke Sonnenbrand wird nach Angaben des Hautarztes mit entzündungshemmenden Medikamenten wie Cortison behandelt. Meffert sagte, Mette-Marit sehe nicht so aus, als hätte sie eine Lichtallergie. Aber auch diese ließe sich gut behandeln, erklärte der Professor. Nach seiner Meinung ist bei Hannelore Kohl "furchtbar viel falsch gemacht" worden. Sie hätte sich nicht in die Dunkelheit zurückziehen dürfen, sagte Meffert, sondern dosiert mit Licht behandelt werden müssen.

(RPO Archiv)
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