StudentenlebenGelassenheit eines Seebären
Es fühlt sich an, als würde ich im Körper eines Hundertjährigen stecken. Ich blicke den Studenten hinterher wie ein alter Seebär, der sich von der Promenade aus vorüberfahrende Schiffe anschaut und dabei den Hinterkopf seines Enkels streichelt. Mein Enkel, das ist in diesem Fall ein Erstsemester. Ein orientierungsloser Erstsemester. Ein ungezähmter Wildfang, chronisch aufgeregt, der so heftig mit den Armen fuchtelt, als würde er mich verletzen wollen. Und er quasselt. Ganz schön laut. Und das an einem Samstag, an dem man an der Uni eigentlich nur alte Seebären trifft, also Langlanglangzeitstudenten der Geisteswissenschaften wie mich, die eigentlich lieber parallel bei der Zeitung arbeiten. In der einen Hand eine Bionade, in der anderen ein Reclam-Heftchen. Musste mein Getränk allerdings abstellen, streichle ja das Jüngelchen.