DJV: RTL-Show ist eine eklige PerversionKritik am "Dschungel" wächst
Berlin (rpo). Harte Worte findet der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) für die RTL-Show "Ich bin ein Star, holt mich hier raus". Es handele sich um einen "Tiefpunkt der Fernsehunterhaltung" und einer "voyeuristischen Perversion," so der Bundesvorsitzende Michael Konken. Auch in der Politik stößt die Sendung zunehmend auf Ablehnung. Bayerns Sozialministerin Christa Stewens (CSU) forderte am Mittwoch die Absetzung der Sendung. Der Deutsche Journalistenverband sieht "eklatant das Persönlichkeitsrecht verletzt". Die zuständige Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) allerdings fand keinen Grund für eine formale Beanstandung. Die Sendung selbst verzeichnete einen neuen Zuschauerrekord. Im Schnitt verfolgten am Dienstag 7,18 Millionen Zuschauer die Show um neun Prominente, die seit Freitag 14 Tage lang in einem Camp im australischen Dschungel ihre Überlebensfähigkeit bei Reis und Sojabohnen testen. Das entsprach einem Marktanteil von 33,3 Prozent. Bisher wählten die Zuschauer täglich einen von ihnen - darunter Ex-"Tagesschau"-Sprecherin Susan Stahnke, die beiden Sänger Costa Cordalis und Daniel Küblböck sowie Kabarettistin Lisa Fitz - für eine Mutprobe, nach deren Erfolg sich das Abendessen bemaß. Nachdem die Zuschauer drei Mal hintereinander Küblböck und zwei Mal Moderatorin Caroline Beil für die Aufgabe des Tages bestimmten, änderte RTL jetzt sein Konzept. Ab sofort sollen die Kandidaten einem RTL-Sprecher zufolge unter sich ausmachen, wer die nächste Mutprobe in Angriff nehmen wird. Die Zuschauer stimmen darüber ab, wer das Camp verlässt. Küblböck musste unter anderem in einem gläsernen "Kakerlaken"-Sarg aushalten, Beil kämpfte mit Straußen-Vögel ums Abendbrot. "Zynisch und menschenverachtend" Stevens sagte, die Sendung sei "eine schamlose Kommerzialisierung des Werteverfalls" und ein "gefährlicher Dammbruch im deutschen Privatfernsehen". Das habe mit Unterhaltung nichts zu tun. Das propagierte Menschenbild sei "zynisch und menschenverachtend". Die Menschen würden dabei zum Objekt und Voyeur degradiert. Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbands (DJV), Michael Konken, sprach von einem "Tiefpunkt der Fernsehunterhaltung" und einer "voyeuristischen Perversion" ohne moralische Grenze. Die hohen Einschaltquoten seien kein Freibrief für Geschmacklosigkeit. Trotz der freiwilligen Teilnahme der Prominenten dürften intime Gespräche ohne deren Wissen nicht aufgezeichnet und gesendet werden. Der Medienpsychologe Jo Groebel rief RTL auf, die Mutproben zu überarbeiten. Groebel findet das Format an sich nicht problematisch. Mit Aufgaben, die unter den Kandidaten jedoch Reflexe auf eine Lebensbedrohung auslösten, gehe der Sender zu weit. Bei Aufgaben wie auch jener, bei der Küblböck mit dem Kopf in ein Becken mit Fischen, Aalen und Wasserspinnen eintauchen musste, seien "nicht mehr witzig". Küblböck sei "Todesangst" anzusehen gewesen. Die Landesmedienanstalt in Hannover argumtierte indessen, die Prominenten seien "durchweg Medienerfahrene" und hätten sich in Kenntnis der Spielregeln zu ihrer Mitwirkung bereit erklärt. Zudem könnten die Kandidaten die umstrittenen "Prüfungen" verweigern oder ganz aus der Sendung aussteigen. "Man sollte sich mehr darüber wundern, dass solche Sendungen einen so hohen Marktanteil erreichen, als nach öffentlichem Einschreiten gegen derartige Sendung zu rufen", erklärte die Vorsitzende Elisabeth Harries. Eine abschließende Stellungnahme soll bei einem Treffen aller Landesmedienanstalten im Februar formuliert werden.