Nach dem Ausstieg des bisherigen Rechteinhabers InfrontFußball-Bundesliga plant mit eigenem Kanal
München (rpo). Noch ist nichts beschlossen, doch denken die Manager der Deutschen Fußball-Liga (DFL) seit dem Ausstieg des bisherigen Rechteinhabers Infront lauter denn je über einen eigenen Fernsehkanal nach. "Wir haben immer gesagt, dass wir alle Optionen prüfen. Dazu gehören auch solche Überlegungen, die allerdings recht komplex sind", erklärte der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, Wilfried Straub, im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid). Als ersten Schritt in die Unabhängigkeit von den TV-Partnern plant die DFL aber zunächst einmal, die Produktion der Spielbilder selbst in die Hand zu nehmen und diese dann an die Sender weiterzugeben. "Die Auffassung der DFL-Geschäftsführung, die vom Aufsichtsrat geteilt wird, ist, die Eigenproduktion zu verwirklichen", sagte Straub: "Jetzt geht es darum, unser Lieblingsmodell, wenn es sich politisch und wirtschaftlich darstellen lässt, umzusetzen. Was wir wollen, wissen wir. Und es ist kein Geheimnis, dass Michael Pfad dabei eine wichtige Rolle spielt." Konzept in ArbeitDer scheidende DFL-Geschäftsführer Kommunikation, Pfad, erarbeitet derzeit ein Konzept, das bald möglichst besprochen und umgesetzt werden soll. Dadurch könnte die Liga nicht nur Qualitätsstandards setzen: Auf diese Weise kämen womöglich zusätzliche Einnahmen zustande, auf die die Profiklubs dringend angewiesen sind, um die bislang von Infront gezahlten 280 Millionen Euro jährlich einzuspielen. Der Schweizer Rechte-Händler mit Sitz in Zug hatte diese Summe nicht refinanzieren können - und zuletzt 272,5 Millionen Euro für die kommende und 277,5 Millionen Euro für die übernächste Spielzeit geboten. Von diesen Planungen unbeeindruckt wird die DFL in den kommenden Wochen nicht nur mit interessierten TV-Sendern verhandeln, sondern auch weiter mit den Rechtehändlern sprechen. Eine klare Absage erteilte Straub damit dem Leverkusener DFL-Aufsichtsrat Wolfgang Holzhäuser, der offenbar enttäuscht von der Zusammenarbeit mit Infront im Kölner Express erklärt hatte: "Die Zeit der Agenturen ist vorbei." Weitere Gespräche mit InfrontFür Straub ist dagegen klar: "Für uns ist das eine ganz klare Sache, dass wir keinen, der Interesse an unserem Produkt hat, von den Gesprächen ausschließen." So soll auch mit Infront angesichts eines "positiven Trends" in den "letzten Verhandlungsrunden" erneut gesprochen werden. "Es gehört sich einfach so", meinte Straub. Bis zu welchem Zeitpunkt die DFL den 36 deutschen Profi-Klubs Sicherheit über deren Einnahmesituation für die kommende Saison bieten will, ließ Straub offen. "Aus Planungsgründen wollen wir natürlich so schnell als möglich den Vereinen eine wirtschaftliche Größenordnung an die Hand geben. Unabhängig davon, ob dann die Verträge schon unterschrieben sind", versprach der DFL-Chef, fügte allerdings hinzu: "Vorrang müssen vor dem Zeitdruck allerdings strategische und wirtschaftliche Überlegungen haben." Der erneute Poker um die TV-Rechte ist nötig geworden, da Infront eine Option zur Vertragsverlängerung um zwei Jahre bis zum Saisonende 2006 hatte verstreichen lassen. Lediglich der mit 65 Millionen Euro jährlich dotierte Vertrag mit der ARD für die Zusammenfassung im Free-TV gilt auch über die laufende Spielzeit hinaus. Mit dem Abo-Sender Premiere, derzeit mit 145 Millionen Euro jährlich Hauptfinanzier der Liga, und mit dem DSF müssen dagegen neue Verträge ausgehandelt werden.