Moderator und Koch feiert Geburtstag TV-Grandseigneur Alfred Biolek wird 80

Köln · Für die einen war er der Meister des gepflegten TV-Talks, anderen war sein Stil zu harmlos. Eins aber ist sicher: Bioleks unverwechselbare Note hat das Fernsehen mitgeprägt.

 Alfred Biolek wird 80. Jahre.

Alfred Biolek wird 80. Jahre.

Foto: dpa, obe kde wst

Das größte Kompliment bekam Alfred Biolek ausgerechnet aus Hollywood. Sammy Davis Jr. beglückwünschte ihn nach einem Auftritt in "Bio's Bahnhof", in 53 Jahren Showgeschäft sei dies die einzigartigste und bunteste Show, an der er je teilgenommen habe. Das war 1982. Heutzutage spötteln US-Stars eher über ihre peinlichen Gastauftritte im deutschen TV. Zu Bioleks Talenten gehörte es, mit seiner verschmitzt-charmanten Art selbst die unterschiedlichsten Temperamente zusammenzubringen. Er suchte nie den Konflikt, sondern Harmonie, habe, wie er einmal sagte, Gespräche geführt, keine Interviews. Biolek sah sich als perfekten Gastgeber, als jemanden, der den Rahmen schafft für ein geistreiches tête-à-tête, die Bühne war sein Wohnzimmer. Heute feiert er in Köln seinen 80. Geburtstag - natürlich in Gesellschaft guter Freunde.

Die große Bühne, das Fernsehen, hat Biolek längst aufgegeben. Vor vier Jahren stürzte er auf einer Treppe, fiel ins Koma, lag lange im Krankenhaus, hatte Erinnerungslücken, kam in die Reha. Es war damals ungewiss, ob er sich überhaupt erholen würde. Im selben Jahr zerbrach auch die Beziehung zu seinem Freund Constantin. Doch Familienmitglieder und alte Freunde sprangen ein und kümmerten sich um ihn. Die meisten Menschen, mit denen er in Köln zusammen ist, entstammen nicht mehr der TV-Welt. "Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich mit den Kollegen keinen guten Kontakt gehabt hätte. Die leben nur fast alle woanders. Und ich reise inzwischen nicht mehr so viel. Wenn man älter wird, dann werden die Kreise kleiner", sagt Biolek.

Mit viel Charme und Humor zum TV-Liebling

Früher dagegen brachte er die Welt zusammen, vor der Kamera, je widersprüchlicher, desto besser. Biolek wusste, dass es als Klammer nur ihn selbst brauchte - sein witziges, warmherziges Wesen, seine endlose Lust am Plaudern. Alle seine Sendungen funktionierten so, mehr oder weniger: der "Kölner Treff" an der Seite von Dieter Thoma (immer noch ein Beispiel für fabelhafte Talk-Unterhaltung), "Bei Bio", "Mensch Meier", "Boulevard Bio" oder "alfredissimo!", wo er nicht nur quasselte, sondern auch kochte. Die britische Comedy-Truppe Monty Python brachte er nach Deutschland, machte Kate Bush und Herman van Veen hierzulande bekannt, aber auch Anke Engelke. "Ich wollte Priester werden, Zirkusdirektor oder Dirigent. Und ich bin von allem etwas geworden", sagte Biolek über sich selbst.

Sein Moderationsstil brachte ihm nicht nur Bewunderer. "Der Spiegel" verglich Bioleks Gesprächsrunden mit zehn Jahre alten, lauwarmen Fußbädern, für ein zu zahmes Interview mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl wurde er 1996 öffentlich gescholten.

So konfliktscheu Biolek freilich vor der Kamera erschien, so entschlossen und dickfellig agierte er dahinter. Vor seiner noch ungewissen TV-Karriere hatte der promovierte Jurist einen sicheren Posten beim ZDF als stellvertretender Unterhaltungschef gekündigt. Später machte er sich als Produzent von Rudi Carrells Erfolgsshow "Am laufenden Band" einen Namen und ertrug stoisch Carrells zahllose cholerische Ausfälle hinter den Kulissen. Und er, der sein Schwulsein zwar nie versteckt, aber auch nicht thematisiert hatte, verkraftete auch 1991 sein öffentliches Outing durch Rosa von Praunheim mit beinahe lässiger Nonchalance. Alfred Biolek ist sich und seinem Stil stets treu geblieben, hat sich nie verstellt - das Siegel Bio war bei ihm nie eine Mogelpackung.

Der ehemalige Moderator lebt heute in einer Wohnung in der Kölner Innenstadt. Er hat zwei Adoptivsöhne, seinen ersten Lebenspartner Keith, der in New York lebt, und den Schotten Scott Ritchie, der sich nach seinem Sturz um ihn gekümmert hat. Den Fernseher schaltet er nur noch selten ein, geht lieber mit Freunden essen. In die Zukunft blickt er mit einer für ihn ungewöhnlichen Gelassenheit. "Ich habe keine Pläne mehr", sagt er. "Wenn man 80 ist, sitzt man lieber zu Hause, denkt an die früheren Zeiten, liest was und freut sich, dass man ein ruhiges Leben führt."

(RP)
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