Untersuchungen ergaben: Benzin falsch berechnet Airbus-Notlandung: Pilotenfehler

Hannover (AP). Ein Fehler des Piloten führte nach vorläufigen Untersuchungsergebnissen zur Bruchlandung des Hapag-Lloyd-Airbusses auf dem Wiener Flughafen. Der Leiter der Untersuchungskommission, Günther Raicher, erklärte am Freitag in Wien, die Besatzung habe sich ausschließlich auf die Treibstoffberechnungen des Bordcomputers verlasse.

Das so genannte Flight Management System habe aber falsche Werte ermittelt, weil es - entgegen der Annahme des erfahrenen Piloten - den Luftwiderstand des ausgefahrenen Fahrwerks nicht berücksichtigte. Die Untersuchungen hätten auch ergeben, dass die Tankanzeigen korrekt funktionierten. Zum Zeitpunkt des Triebwerkausfalls, der zur Notlandung führte, sei die Maschine praktisch auf dem letzten Tropfen geflogen.

Nach Angaben der Charterfluggesellschaft Hapag-Lloyd hielten die Piloten an ihrer Entscheidung, in Wien zu landen, auch dann noch fest, als optische und akustische Warnungen im Cockpit bereits meldeten, dass die Notreserve unterschritten sei. Zu diesem Zeitpunkt sei das Flugzeug etwa 40 Meilen von Zagreb entfernt gewesen, während Wien noch 120 Meilen weg war. Sprecherin Susanne Stünckel erklärte, das Unglück sei nach derzeitigem Stand nur mit menschlichem Versagen zu erklären.

Von Seiten der Fluggesellschaft seien der Besatzung zu keiner Zeit Anweisungen erteilt worden. Raicher bestätigte, dass die Piloten erklärt hätten, sie sei nicht unter Druck gesetzt worden sei. Ein Endergebnis der Untersuchungen, an denen auch die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig beteiligt ist, stehe aber noch aus. Voice-Rekorder und Flugschreiber seien bereits in die Untersuchung einbezogen worden, aber noch nicht endgültig ausgewertet.

Die beiden Piloten des Airbusses 310 dürfen auf Weisung des Luftfahrtbundesamtes in Braunschweig vorerst nicht mehr fliegen. Die Wiener Staatsanwaltschaft hat gegen sie zudem ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet. Der 55 Jahre alte Kapitän fliegt laut Hapag-Lloyd seit 33 Jahren Verkehrsflugzeuge.

Bei der Chartermaschine, die mit 143 Passagieren an Bord nach Hannover fliegen sollte, hatte sich nach dem Start auf Kreta am Mittwoch vergangener Woche aus noch unbekannter Ursache das linke Fahrgestell nicht mehr einfahren lassen. Beim Landeanflug auf Wien fielen beide Triebwerke aus, so dass die Maschine 20 Kilometer im Gleitflug zurücklegen musste, bevor sie 500 Meter vor der Piste landete. Bei der Bruchlandung wurden 26 Menschen leicht verletzt. An der Maschine entstand laut Hapag-Lloyd wirtschaftlicher Totalschaden. Sie werde deshalb von dem Charterunternehmen nicht mehr eingesetzt.

(RPO Archiv)
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