Rotes Kreuz ruft zu Spenden auf Äthiopien von Hungersnot bedroht

Genf/Köln/Brüssel (dpa). Angesichts von mehr als acht Millionen Menschen, die im ostafrikanischen Land Äthiopien von einer Hungersnot bedroht sind, hat das Rote Kreuz am Montag zu dringenden Spenden aufgerufen. Es sei ein "Wettlauf mit der Zeit", teilte die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften in Genf mit. Sie braucht Spenden in Höhe von umgerechnet 6,3 Millionen Mark, um zunächst 80 000 Menschen im Hochland im Norden des Landes zu versorgen. Dort sei die übliche Regenzeit von Februar bis April in diesem Jahr zum vierten Mal in Folge ausgefallen.

Ein Nothilfeprogramm von zunächst rund 750 000 Mark hat Caritas International aufgelegt. An die Hungernden in Äthiopien sollen umgehend vor allem Lebensmittel wie Weizen, Öl, Baby-Nahrung und Milchpulver verteilt werden, sagte der Caritas-Referent Wolfgang Fritz in Köln. Die Krise "könnte ein ähnliches Ausmaß annehmen wie in den Katastrophenjahren 1984 und 1992", befürchtete der Experte.

Vor rund 15 Jahren waren mehrere hunderttausend Äthiopier verhungert, aber etwa eine Million Menschen konnten dort durch beispiellose internationale Hilfe vor dem Verhungern gerettet werden. Gegenwärtig sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen in der gesamten ostafrikanischen Region etwa 16 Millionen Menschen vom Hunger bedroht.

In Brüssel zeigten sich die EU-Außenminister besorgt darüber, dass Hilfslieferungen ihre Empfänger in Äthiopien und Eritrea zu spät erreichen. Die Häfen in der Region könnten die benötigten Hilfsgüter nicht schnell genug löschen, hieß es am Rande ihres Treffens in Luxemburg. Der Nahrungsmittelbedarf in der Region liegt den Diplomaten zufolge bei etwa einer Million Tonnen Getreide. Geberländer hätten mit 880 000 Tonnen den Großteil davon bereits abgedeckt. Davon entfallen bisher auf die USA 400 000 Tonnen und auf die EU 225 000 Tonnen.

Die EU schließt eine Luftbrücke zur Hilfe der von Hunger bedrohten Menschen in Äthiopien und Eritrea nicht mehr aus. Alle Möglichkeiten müssten geprüft werden, sagte Bundesaußenminister Fischer am Rande des Treffens mit seinen Amtskollegen in Luxemburg. Die Situation in Äthiopien und Eritrea gebe zu äußerster Besorgnis Anlass.

Dürre auch in Somalia

Die Dürre am Horn von Afrika hat nicht nur in Äthiopien, sondern auch in Somalia eine dramatische Situation ausgelöst. Nach Angaben von Hilfsorganisationen sind dort bis zu eine Million Menschen gefährdet. Vor allem die Lage in den Grenzgebieten zu Äthiopien sei kritisch. Auch in Somaliland, das sich einseitig von Somalia für unabhängig erklärt hat, nehmen die Hungerprobleme zu. Tausende sollen ihre Heimat auf der Suche nach Wasser verlassen haben. Einige Dörfer seien menschenleer.

Achtung: Caritas ruft zu Spenden mit dem Stichwort "Dürre" auf das Spendenkonto 10 63 200 bei der Sozialbank Köln (Bankleitzahl 370 20 500) auf.

(RPO Archiv)
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