Interview mit dem Londoner "pageant master" "Wir entdecken die Themse neu"

London · Der erfahrene Veranstalter Adrian Evans organisiert die wahrscheinlich größte öffentliche Show in der Geschichte der britischen Hauptstadt – die große Parade von 1000 Schiffen am 3. Juni, die voraussichtlich 1,5 Millionen Menschen an den Themse-Ufern und noch viel mehr vor den Fernsehbildschirmen live verfolgen werden.

 Adrian Evans: "Wenn es regnet, werden wir tapfer lächeln. Schließlich sind wir es gewohnt."

Adrian Evans: "Wenn es regnet, werden wir tapfer lächeln. Schließlich sind wir es gewohnt."

Foto: Alexei Makartsev

Der erfahrene Veranstalter Adrian Evans organisiert die wahrscheinlich größte öffentliche Show in der Geschichte der britischen Hauptstadt — die große Parade von 1000 Schiffen am 3. Juni, die voraussichtlich 1,5 Millionen Menschen an den Themse-Ufern und noch viel mehr vor den Fernsehbildschirmen live verfolgen werden.

Unser Londoner Korrespondent Alexei Makartsev sprach mit dem "pageant master" Evans über Tudor-Traditionen, Lampenfieber und die Gefahren der Riesenfeier mit Beteiligung der Queen und ihrer Familie.

Ihre fließende Parade werden weltweit Hunderte Millionen Menschen im Fernsehen verfolgen. Sind Sie nervös?

Evans: Ja, sehr (lacht). Wir setzen 30 000 Menschen in die Boote, und alle müssen trocken bleiben. Das ist die größte Herausforderung: Wie verhindert man, dass sie ins Wasser fallen? Wir bauen eine enorme Infrastruktur auf, um bei Bedarf jedem schnell zur Hilfe kommen zu können.

Wenn also jemand unfreiwillig baden geht…

Evans: …dann werden die Polizei und die Küstenwache schnell vor Ort sein. Wir setzen außerdem 200 Boote ein, um den Flussverkehr zu regeln und Pannen zu vermeiden.

Kann es trotzdem einen Riesenstau auf der Themse geben?

Evans: Nein. Denn die Boote werden sich wegen der Gezeiten permanent bewegen, was unsere Aufgabe erleichtert. Wir müssen nur für ausreichend große Lücken zwischen ihnen sorgen.

Was machen Sie, wenn jemand in den Fluss springt, um der Queen hinterher zu schwimmen?

Evans: Das ist eher unwahrscheinlich. Die Themse ist zu gefährlich für Schwimmer, das wird hoffentlich viele abschrecken. Ich hoffe auch, dass die Zuschauer die Polizei sofort alarmieren werden, wenn jemand ins Wasser steigt.

Sie haben sicher die Flussparaden der vergangenen Jahrhunderte studiert. Was haben Sie von den Tudors gelernt?

Evans: Dass man so theatralisch sein sollte wie möglich. Die Könige haben früher die extravagantesten Boote fahren lassen, es gab Musik und Feuerwerke. Dabei hatten sie es leichter als wir, denn sie mussten nicht so viele verschiedene Bootstypen auf dem knappen Platz unterbringen. Aber wir haben auch einen Vorteil. Im Mittelalter gab nur eine Brücke über die Themse, jetzt kann ich 24 davon bei der Feier einsetzen.

Welche globale Botschaft trägt sie?

Evans: Dass wir nicht unsere militärische Macht oder das geschichtliche Erbe zur Schau stellen müssen, um die Königin zu feiern. Stattdessen gibt es ein Massenevent für die Menschen aus dem ganzen Königreich. Sie wollen ihre Leidenschaft für die Boote und ihre Zuneigung für die Queen offen zeigen.

Welchen Platz hat die Themse in den Herzen der Briten und ihrer Monarchen?

Evans: Sie gilt als ein "königlicher Fluss", allerdings hat ihre Bedeutung für die Royals in den letzten 150 Jahren nachgelassen. Stattdessen feierten sie lieber an Land. Seit die Themse sauberer geworden ist, entdecken wir sie neu. Die Parade wird der Höhepunkt dieser Entwicklung sein.

Wie oft hat die Queen bei Ihnen angerufen, um das Fest abzusprechen?

Evans: Ich habe eher mit ihrem Privatsekretär zu tun. Ich weiß aber, dass die Königsfamilie sich freut und sehr aufgeregt ist…

…und die Jubilarin ist kein bißchen wasserscheu? Immerhin muss sie 90 Minuten auf einem vollgestopften Fluss verbringen.

Evans: Ja, ich weiß: Es war eine ungewöhnliche Einladung. Aber die Zeit für Ihre Majestät wird schnell verstreichen, während 1,5 Millionen Zuschauer sie an den Ufern bejubeln werden.

Und wenn es in Sturzbächen regnet?

Evans: Denn werden wir tapfer lächeln. Schließlich sind wir es gewohnt.

(csr)
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