Finanzen des Thronerben König Charles III. ist nur halb so reich wie sein Premierminister

London · Das persönliche Testament der Queen und damit das Erbe von Charles ist natürlich nicht auf den Cent genau bekannt. Doch eine „Rich List“ der „Sunday Times“ gibt eine einigermaßen verlässliche Schätzung. So sieht das Erbe von König Charles III. aus.

King Charles III.: Als Monarch am Buckingham-Palace
16 Bilder

King Charles III. - ein Volk empfängt seinen König

16 Bilder
Foto: dpa/Yui Mok

Auf so manche Million aus dem Erbe der verstorbenen Queen Elizabeth II. hatte der finanziell notorisch klamme Prinz Andrew gehofft. Bekommen hat er stattdessen ihre beiden Hunde, die Corgis Sandy und Muick. Anders als in Deutschland, wo es beim Erbanspruch den Pflichtteil gibt, gilt in Großbritannien eine Regelung, die zuletzt 1993 vom damaligen Premierminister John Major bestätigt wurde: Danach ging der gesamte persönliche Besitz der Monarchin ungeteilt an ihren Nachfolger über. Und der ist halt nicht Andrew, sondern König Charles III. Auch die Erbschaftssteuer von immerhin 40 Prozent wird dem Souverän erlassen. Der Sinn dahinter ist, dass damit eine Zerstückelung des royalen Nachlasses vermieden werden soll.

Was und wie viel Charles im Einzelnen erbt, weiß man nicht. Das persönliche Testament der Queen bleibt versiegelt und wird frühestens in 90 Jahren veröffentlicht. Doch immerhin gibt es eine einigermaßen verlässliche Schätzung der „Sunday Times“. Die Zeitung veröffentlicht jedes Jahr eine „Rich List“, und auf der Reichenliste im letzten Jahr war das persönliche Vermögen der Queen mit 370 Millionen Pfund, umgerechnet rund 422 Millionen Euro, angegeben. Damit schaffte sie es noch nicht einmal unter die ersten 250 reichsten Einwohner des Königreichs. Premierminister Rishi Sunak dagegen ist dank seiner Heirat mit der indischen Konzernerbin Akshata Murty mit einem Vermögen von 730 Millionen Pfund fast doppelt so reich (auf einem Listenplatz von 222) wie der König.

Charles erbte ein Sammelsurium an Vermögenswerten, von denen die wenigstens zu Geld gemacht werden könnten, wie etwa die berühmte Sammlung von Biefmarken der britischen Inseln und des Commonwealth, die Elizabeth II. stolz ihren Staatsgästen zu zeigen pflegte und die auf einen Wert von rund 100 Millionen Pfund geschäzt wird. Zum Erbe gehören zudem die Privatschlösser Sandringham und Balmoral, eine Kunstsammlung, der Marstall edler Oldtimer und Limousinen, das Königliche Gestüt, Juwelen, edles Porzellan sowie Fabergé-Eier – alles Werte die höchstens theoretisch veräußerbar sind. Die liquiden Mittel dagegen schätzt die „Sunday Times“ auf etwa 100 Millionen Pfund, zumeist angelegt in einem Wertpapierpaket von Blue-Chip-Aktien.

Geerbt hat Charles allerdings auch eine Institution, die es seit 1351 gibt und die den Monarchen mit einem unabhängigen Einkommen versorgen soll. Es ist das Herzogstum von Lancaster, das kein geografisches Gebiet darstellt, sondern ein Portfolio ist von weitverstreutem Grundbesitz mit Ackerflächen, Gewerbegebieten, kommerziellen und privaten Immobilien sowie anderen Vermögenswerten. Dessen Kapital wird auf rund 650 Millionen Pfund geschätzt, und es wird dem König ein jährliches Einkommen von ca. 24 Millionen Pfund einbringen. Die „Duchy of Cornwall“ stellt sozusagen die Privatschatulle des Monarchen dar.

Für seine öffentlichen Pflichten erhält Charles weitere Zuwendungen mit dem sogenannten „Sovereign Grant“, es ist, wenn man so will, sein königliches Gehalt. Charles‘ Vorfahr, der Hannoveraner George III., hatte 1760 einen Deal mit der Regierung vereinbart, nach dem der Kronbesitz, also die weitverstreuten Ländereien und Immobilien, im sogenannten „Crown Estate“, einer Art Holding, zusammengefasst werden. Deren Einkommen sollte fortan an den Staat fallen, im Gegenzug bekam George III. eine Apanage, die Zivilliste genannt, mit der er seinen Hof finanzierte. Das „Crown Estate“ umfasst heute unter anderem die noble Einkaufsmeile Regent Street in der Londoner Innenstadt, das Schloss von Windsor, ausgestreckte Ländereien und mehr als die Hälfte der Küstenlinie Englands. Sein Wert wird auf fast 16 Milliarden Pfund geschätzt, und es warf im letzten Jahr einen Gewinn von 312 Millionen Pfund ab. Der Schatzkanzler George Osborne hatte 2012 die königliche Apanage an die Erträge des Kronbesitzes gekoppelt. 15 Prozent des Profits bilden das „Sovereign Grant“, doch bis zum Jahr 2027 sollen es sogar 25 Prozent sein, weil die Renovierung des Buckingham Palastes Millionen verschlingt.

König Charles: Die historischen Momente in Deutschland​
16 Bilder

König Charles‘ historische Momente in Deutschland

16 Bilder
Foto: dpa/Lutz Schmidt

Nun hatte die Covid-Pandemie die Erträge des Kronbesitzes geschmälert, so dass die Apanage in den letzten drei Jahren bei 86 Millionen Pfund eingefroren wurde. Aufgrund der rasant gestiegenen Inflation bedeutet das, so hat die „Times“ ausgerechnet, einen Einkommensverlust von 12,3 Millionen Pfund für das gesamte Königshaus, denn mit dem „Sovereign Grant“ werden sämtliche arbeitenden Royals finanziert. Darüber hinaus hat sich Charles eine großzügige Geste gegönnt, die den Geldfluss weiter mindern wird. Zum Kronbesitz gehört der gesamte Meeresgrund innerhalb der 12-Meilen-Zone. Die Lizenzen für sechs neue Offshopre-Windparks werden demnächst rund eine Milliarde Pfund jährlich einspülen. Charles hat erklärt, dass er auf den ihm zustehenden Anteil verzichtet. Das Geld soll der Regierung „für das breitere öffentliche Wohl“ zukommen.

Das aber bedeutet, dass gespart werden muss. Der König hat seinen Haushofmeister Vize-Admiral Sir Tony Johnstone-Burt und den Kassenkurator Sir Michael Stevens angewiesen, Kürzungen zu finden. Angefangen wird bei den engsten Familienmitgliedern. Sohn Harry, der mit seiner Frau Meghan in Kalifornien lebt, hat die Kündigung für das Frogmore Cottage, einem Anwesen auf Schloss Windsor, erhalten. Charles‘ Bruder Prinz Andrew, ebenfalls kein arbeitender Royal mehr, soll dagegen aus der Windsor Lodge ausziehen, einem herrschaftlichen Anwesen mit 30 Räumen. Darüberhinaus soll das Personal im Königlichen Haushalt reduziert werden, das im letzten Jahr 563 Vollzeit-Mitarbeiter umfasste. Schon als Thronfolger hatte Charles oft seine Vision von einer „verschlankten Monarchie“ verfochten. Der König will damit jetzt ernst machen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort