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König Charles und Königin Camilla in Deutschland Wenn Hochadel auf Wirklichkeit trifft

Meinung | Düsseldorf · König Charles III. besucht mit seiner Frau Camilla Deutschland – und viele sehen hin. Das ist kein Zeichen mangelnder demokratischer Gesinnung oder kindischer Begeisterung für alles Zeremonielle. Mit den Royals lässt sich alles Banale überhöhen. Dafür gibt es gerade Bedarf.

König Charles: Die historischen Momente in Deutschland​
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König Charles‘ historische Momente in Deutschland

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Foto: dpa/Lutz Schmidt

Ein König kommt nach Deutschland. Seine Majestät ist im Auftrag der Regierung unterwegs, soll am Jahrestag des Brexit-Beginns in Deutschland Kontaktpflege mit Europa betreiben. Eine Charmeoffensive starten. Es gibt also eine politische Mission für Charles III., den noch ungekrönten König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland.

Doch all die Menschen, die seine Auftritte vor dem Brandenburger Tor und im Bundestag verfolgen oder sehen wollen, wie seine Frau Camilla und er zum Staatsbankett erscheinen, wie sie in den nächsten Tagen im Brandenburgischen Biobauern besuchen, Käse schöpfen oder mit dem ICE nach Hamburg fahren, den Schaulustigen also geht es vermutlich um den „royal touch“. Um ein bisschen vornehmen Glamour im herben deutschen Alltag. Wenn Hochadel auf Wirklichkeit trifft, entsteht diese reizvolle Spannung zwischen Märchen und Alltagswelt, zwischen britischem Snobismus und deutscher Organisiertheit, zwischen Poesie und Prosa.

Es ist also kein Zeichen mangelnder demokratischer Gesinnung, wenn sich Leute für den Königsbesuch an den Straßenrand stellen, wenn sie britische Fähnchen schwingen, Sträußchen übergeben oder sich die royale Dosis am Bildschirm verschaffen. Sieht aus wie seine Mutter, der Charles. Und Camillas Mantel ist eigentlich ganz schick.

Natürlich steckt in dem ganzen Brimborium um diesen Staatsbesuch immer die Frage nach der Legitimation. Schließlich werden da keine gewählten Staatsoberhäupter so überaus würdevoll empfangen, sondern Menschen, die allein durch den Zufall in ein ungeheuer privilegiertes Leben geboren wurden. Königin und König sind doch auch nur Menschen, heißt es darum von den Skeptikern. Und dass es in der royalen Familie Krach, Knatsch und Skandale gibt wie in jedem größeren Clan, dringt gerade aus Großbritannien – beziehungsweise den USA – in regelmäßigen Abständen in die Öffentlichkeit.

Bei einem Besuch 2019 sprechen der damalige britische Prinz Charles und seine Frau, die damalige Herzogin Camilla, mit Berlinern am Brandenburger Tor.

Bei einem Besuch 2019 sprechen der damalige britische Prinz Charles und seine Frau, die damalige Herzogin Camilla, mit Berlinern am Brandenburger Tor.

Foto: dpa/John Macdougall

Doch tut das der Begeisterung keinen Abbruch, weil es das Identifikationspotenzial in Wahrheit ja noch steigert. Ein bisschen sind die Royals wie die Müllers aus Marzahn oder die Schmidts aus Hamburg-Harburg, nur reicher, schöner, exaltierter. Mit ihnen lassen sich auch banale Familienzwistigkeiten überhöht betrachten. Und Berlin bekommt auch im grauen Frühjahr 2023 ein wenig Glanz.

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