Royale Etikette Als die Spice Girls mit Prinz Charles turtelten

London · Prinz William umarmt die Kapitänin der englischen Fußballnationalmannschaft nach deren Sieg bei der Frauen-EM, Michelle Obama herzt die Queen und die Spice Girls flirten mit Prinz Charles. Die royale Etikette wurde oft gebrochen. Aber ist das schlimm?

Protokollverstöße und schlechtes Benehmen rund um die Royals
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Wenn die Etikette versagt - skurrile Situationen rund um die Royals

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Foto: dpa/Danny Lawson

Prinz William hat es nicht leicht. Bevor sich die Nummer Drei der britischen Thronfolge mit seiner Familie in dieser Woche in den Sommerurlaub verabschiedete, musste er sich geharnischte Kritik gefallen lassen: Er habe sich bei beim Endspiel der Frauen-EM daneben benommen. Prinz William, in seiner Funktion als Präsident des englischen Fußballverbandes FA, hatte nach dem Finalsieg den Pokal überreicht und nahm dabei die Kapitänin Leah Williamson in den Arm. Das innige Herzen von Spielerinnen ginge ja gar nicht, lautete daraufhin die Reaktion von selbst ernannten Sittenwächtern: Schließlich sei doch das Äußerste, was die royale Etikette bei körperlichen Berührungen zulasse, ein Handschlag.

Die Royals und Anfassen, das ist ein schwieriges Kapitel. Früher im Mittelalter galt der Körper des Monarchen als sakrosankt, als etwas Heiliges und Unberührbares. So etwas wirkt immer noch nach. Was hat es für einen Aufruhr gegeben, als 1992 der australische Premierminister Paul Keating bei einem Empfang seinen Arm auf die Taille von Elizabeth II. legte. „Hände weg von unserer Queen!“, schäumte der britische Boulevard. Die Kritik fiel etwas weniger harsch aus, als die amerikanische First Lady Michelle Obama bei ihrem Besuch im Buckingham Palast 2009 die Queen einfach mal so umarmte. Da hielten sich die Massenblätter des Königreichs zurück, wohl auch, weil die Königin selbst die Geste erwidert und ihre Hand auf Michelles Hüfte gelegt hatte. „Es war ein gegenseitiger und spontaner Ausdruck der Gefühle“, erklärte hinterher ein Sprecher des Buckingham Palastes. „Wir geben keine Anweisungen, die Queen nicht zu berühren.“

Oft mögen es die Royals, wenn das Protokoll unterlaufen wird und sie zum Gegenstand taktiler Bewunderung werden. Berühmt ist eine Begegnung von Prinz Charles und der Mädchenband Spice Girls im Jahr 1997. Bei einem Konzert in Manchester pflanzte zuerst Mel B (Scary Spice) einen Schmatzer auf die Wange des Thronfolgers. Und dann flirtete Gery Halliwell (Ginger Spice) ganz offen mit Charles, erklärte mit Augenaufschlag „Ich finde dich sehr sexy“, bevor sie ihm ebenfalls auf die Wange küsste und zur Krönung seinen Hintern betatschte. Charles hat das nicht geschadet in den Augen der Öffentlichkeit.

Je jünger, je unbefangener. Auch Charles‘ Söhne Harry und William haben keine Berührungsängste. Besonders Prinz Harry hat, als er noch arbeitender Royal war, Menschen in den Arm genommen, ältere Matronen beim Tanz herumgewirbelt und mit Kindern getollt. Das hat die Institution der Monarchie jünger und zeitgemäßer aussehen lassen. Und sein älterer Bruder findet auch nichts dabei, andere zu umarmen oder umarmt zu werden. Die Regel „niemals anfassen“ kennt er zwar schon, aber weiß, dass sie nicht eisern ist, solange die Balance zwischen Würde und Herzlichkeit gewahrt bleibt.

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