Prozess um Steuerbetrug in Spanien Prinzessin Cristina will vor Gericht aussagen

Madrid · Die spanische Prinzessin Cristina will sich vor Gericht zu den Vorwürfen des Steuerbetrugs und Geldwäsche befragen lassen. Ihre Anwälte teilten am Samstag mit, Cristina verzichte darauf, Rechtsmittel gegen die richterliche Vorladung einzulegen und werde vor Gericht erscheinen.

Ein Gericht spanischen Insel Mallorca hat die 48-Jährige wegen Steuerbetrugs und Geldwäsche angeklagt. Damit könnte erstmals einem Mitglied der königlichen Familie der Prozess gemacht werden. Richter Jose Castro hatte angeordnet, dass die jüngste Tochter von König Juan Carlos am 8. März vor Gericht erscheinen muss. Nach Angaben des Obersten Gerichtshofs der Balearen kamen die Ermittler zu dem Schluss, dass es Beweise für Straftaten der Prinzessin gibt.

Cristinas Ehemann, der frühere Handball-Nationalspieler Inaki Urdangarin, war 2013 wegen Betrugs, Steuerhinterziehung und Urkundenfälschung angeklagt worden. Außerdem soll er sechs Millionen Euro an öffentlichen Geldern über seine Wohltätigkeitsorganisation Noos, die Sportveranstaltungen auf Mallorca und andernorts in Spanien organisiert, veruntreut haben. Cristina und Urdangarin bestreiten die Vorwürfe. Der Fall ist einer von vielen Korruptionsfällen auf höchster Ebene in Spanien, die das Vertrauen der Bevölkerung in den Staat untergraben - und das inmitten der Wirtschaftskrise des Euro-Landes.

Die Skandale in der Königsfamilie und in der regierenden Volkspartei trugen auch dazu bei, dass Spanien auf dem weltweiten Korruptionsindex von Transparency International um zehn Plätze auf Rang 40 abrutschte. Inzwischen wollen Umfragen zufolge zwei Drittel der Spanier, dass der einst äußerst populäre König Juan Carlos abdankt.

Die Chronologie des Skandals

November 2011: Es wird bekannt, dass Cristinas Ehemann als Präsident einer gemeinnützigen Stiftung von 2004 bis 2006 Geld der Regionalregierungen der Balearen und Valencias in Millionenhöhe veruntreut haben soll. Auch ein Geschäftspartner Urdangarins soll beteiligt sein.

Dezember 2011: Das Königshaus kündigt als Reaktion auf die Affäre an, seine Finanzen künftig offenzulegen. Laut Staatsanwaltschaft besteht auch der Verdacht, die Stiftung könnte Rechnungen für erfundene Dienstleistungen ausgestellt haben. Einen Teil der Einnahmen soll Urdangarín in eigene Firmen geschleust haben.

Februar 2012: Erstmals in der Geschichte der spanischen Monarchie muss ein Angehöriger des Königshauses im Zuge eines Finanzskandals vor Gericht erscheinen. Urdangarín beteuert vor seiner Vernehmung in Palma de Mallorca seine Unschuld.

Februar 2013: Urdangarín steht zum zweiten Mal vor Gericht in Palma. Sein früherer Geschäftspartner hat zuvor auch Cristina und das gesamte Königshaus belastet. Urdangarín widerspricht.

April 2013: Die Justiz nimmt Ermittlungen gegen Cristina auf. Sie soll an den Geschäften ihres Mannes beteiligt gewesen sein.

Mai 2013: Die Justiz wird - vorerst - nicht offiziell gegen Cristina ermitteln. Das Landgericht in Palma de Mallorca widerruft eine entsprechende Entscheidung des Ermittlungsrichters.

7. Januar 2014: Es wird bekannt, dass die Justiz nun doch gegen Cristina ermittelt. Der Richter habe sie zur Verdächtigen erklärt und für den 8. März zu einer Vernehmung in Palma de Mallorca vorgeladen.

(REU/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort