Auseinandersetzung im britischen Königshaus Die Queen reagiert - und will den Skandal zur Privatsache machen

Analyse | Düsseldorf · Nach der öffentlichen Klage über Rassismus im britischen Königshaus hat die Queen ihre sonstige Zurückhaltung aufgegeben und Entgegenkommen signalisiert – doch vor allem will sie die Öffentlichkeit raushalten.

 Die britische Königin, Queen Elizabeth II., bei einem  Auftritt im vergangenen Oktober.

Die britische Königin, Queen Elizabeth II., bei einem  Auftritt im vergangenen Oktober.

Foto: AP/Ben Stansall

Knapp 40 Stunden, nachdem Herzogin Meghan und Prinz Harry im amerikanischen Fernsehen öffentlich gemacht haben, was sie zur Flucht aus dem britischen Königshaus getrieben hat, hat die Queen reagiert. Dabei galt im Buckingham Palace bisher der eherne Grundsatz „never complain, never explain“, nicht beklagen, nicht erklären. So glaubte man in einer beschleunigten Medienwelt auf königlicher Distanz bleiben und sich öffentlich ausgetragenen Schlachten entziehen zu können. Doch vor allem Meghans Vorwurf, es habe in der britischen Königsfamilie rassistische Vorbehalte gegenüber ihr und ihrem damals noch ungeborenen Kind gegeben, hat die Königin wohl bewogen, jene Haltung aufzugeben, die manche als wohltuende Zurückhaltung empfinden, andere als kaltherzig und arrogant kritisieren. Die ganze Familie sei erschüttert darüber, dass Meghan und Harry eine so schwere Zeit durchgemacht hätten, heißt es in der Mitteilung. Die angesprochenen Themen, insbesondere das der Hautfarbe, seien „beunruhigend“. In der Familie sei manches anders wahrgenommen worden als Harry und seine Frau im Interview mit der amerikanischen Talk-Königin Oprah Winfrey dargestellt hätten, aber das Thema werde ernst genommen und solle im familiären Kreis privat besprochen werden. In der kurzen Mitteilung aus dem britischen Königshaus stecken also zwei Botschaften. Einmal spricht da die 94-jährige Großmutter, die sich an ihren Enkel Harry wendet, nicht an den Herzog von Sussex, und ihm versöhnlich versichert, seine Klagen ernst zu nehmen. Doch zugleich will sie die Auseinandersetzung mit diesem Enkel als familiäre Sache behandelt wissen. Das heißt für die Queen: privat – also nicht öffentlich.