Britischer Thronfolger geht in Rente Prinz Charles — der Unvollendete

London · Der älteste Sohn von Queen Elizabeth II. wird heute 65 Jahre alt. Er ist der am längsten wartende Thronfolger in der Geschichte Großbritanniens. Allen Spekulationen zum Trotz will der Prinz von Wales aber nicht freiwillig verzichten.

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Der älteste Sohn von Queen Elizabeth II. wird heute 65 Jahre alt. Er ist der am längsten wartende Thronfolger in der Geschichte Großbritanniens. Allen Spekulationen zum Trotz will der Prinz von Wales aber nicht freiwillig verzichten.

Seine Jahre als Rentner werden anders sein als die der meisten Menschen. Während sonst mit 65 Jahren die Ruhephase nach einem anstrengenden Arbeitsleben beginnt, steht für Prinz Charles das größte Ereignis noch bevor: der Tag X, an dem er König wird.

Doch damit ihm sein heutiger 65. Geburtstag nicht allzu unbedeutend vorkommt, hat der älteste Sohn der britischen Königin pünktlich zum Eintritt in das offizielle Rentenalter seine gesetzlichen Ansprüche aus seiner Zeit bei der Armee geltend gemacht. Der Prinz von Wales bekommt ab sofort eine Pension von 110,15 Pfund wöchentlich. Dieses Geld will Charles natürlich nicht für persönliche Zwecke verwenden, teilte ein Palastsprecher mit, sondern es in voller Höhe spenden — für andere ältere Menschen.

Seit 61 Jahren wartet er auf den Thron

Seit 61 Jahren wartet Elizabeths ältester Sohn auf den Königstitel — seitdem er im Alter von drei Jahren am 6. Februar 1952 zum Thronfolger erklärt wurde. In Großbritannien wird viel darüber spekuliert, ob der 65-Jährige möglicherweise ganz auf den Thron verzichten und sein Sohn William der nächste König wird. Doch Charles ist mit dem Pflichtbewusstsein seiner Mutter großgeworden, für die es nie infrage kommen würde, vorzeitig abzudanken. Und Ähnliches gilt auch für den Thronfolger.

Er betonte jetzt in einem Interview, dass er nicht auf die Königsrolle verzichten, sondern sich zu gegebenem Zeitpunkt seiner ihm vorherbestimmten Aufgabe stellen werde. Er sei aber niemand, der unaufhörlich danach strebe, endlich König zu werden. Vielmehr wolle er die Zeit, die ihm bis zu diesem Tag bleibt, nutzen, um all das zu tun, was ihm wichtig sei und für das er sich seit Jahren einsetze, bekennt er in der aktuellen Sonderausgabe des US-Magazins "Time" mit dem Titel "Der vergessene Prinz", für die er sich mehrere Monate lang von einer Journalistin begleiten ließ. Ein Vertrauter offenbarte, der Herzog von Cornwall empfinde den Thron eher als "Gefängnis", weil er dann zu politischer Neutralität verpflichtet wäre und nicht mehr so so intensiv über seine politischen und gesellschaftlichen Herzensangelegenheiten laut nachdenken dürfte.

Charles engagiert sich im Bereich der ökologischen Landwirtschaft, setzt sich gegen den Klimawandel und Jugendarbeitslosigkeit ein und für traditionelle Architektur. Mit mehr als 100 Millionen Pfund, die jährlich in seine Projekte fließen, sind der "Prince's Trust" und die dazugehörigen Stiftungen eine der größten Wohlfahrtsorganisationen im Vereinigten Königreich. Am Herzen liegt dem 65-Jährigen besonders seine Biofarm in Cornwall und der Erfolg seiner Marke "Duchy", unter der er ökologisch wertvolle Kekse oder Tees vertreibt.

Er ist der fleißigste Verehrer seiner Mutter

Charles ist der fleißigste Vertreter seiner Mutter, er repräsentiert die Krone bei vielen offiziellen Auftritten. Er schreibt pro Jahr etwa 1869 Briefe, empfängt rund 9396 Gäste und absolvierte allein in den vergangenen zehn Jahren 99 Besuche im Ausland. Die 87-jährige Queen überträgt ihm immer mehr Aufgaben. Zuletzt bereiste er Indien, und morgen wird er in Sri Lanka erstmals der Versammlung der Commonwealth-Staaten vorsitzen.

Charles lebt maßgeblich von den Einkünften seines 54 521 Hektar großen Herzogtums, das er erbte, als die Queen 1952 den Thron bestieg und er der 24. Herzog von Cornwall wurde. Im vergangenen Jahr nahm er allein auf diesem Weg 19 Millionen Pfund ein.

Wenn die Thronfolge eingehalten wird, profitiert davon auch Charles' Sohn William (31). Die Nummer zwei hätte dann mehr ungestörte Zeit mit Kate und Sohn George sowie weitere Jahre, um sich auf die Königsrolle vorzubereiten. Zum ersten Mal ergab jetzt auch eine Umfrage, dass sich mehr Briten Charles (44 Prozent) vor William (38 Prozent) als nächsten König wünschen — selbst mit einer "Queen Camilla" könnte sich die Mehrheit des Volks anfreunden. Doch wenn Charles eines Tages König wird, muss noch entschieden werden, ob Camilla tatsächlich seine Königin wird oder nur Prinzgemahlin.

(RP)
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