Drama um Prinz Friso Panne bei Wiederbelebungsversuchen?

Düsseldorf · Das Schicksal des verunglückten niederländischen Prinzen Johan Friso sorgt weltweit für große Anteilnahme. Nun gibt es Berichte über eine möglicherweise folgenschwere Panne im Rettungshubschrauber.

Februar 2012: Prinz Johan Friso liegt im Koma
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Februar 2012: Prinz Johan Friso liegt im Koma

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Die Prognosen für Prinz Friso sind düster: Der 43-Jährige liegt im Koma und könnte nie wieder erwachen, da sein Gehirn zu lange ohne Sauerstoff war. Nun werden weitere Details von der Rettung des Niederländers bekannt: Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung kam es an Bord des Helikopters, der Friso in die Innsbrucker Klinik brachte, zu einer Panne.

Demnach fiel bei dem sogenannten "AutoPulse"-Gerät, das das Herz Johan Frisos wieder zum Schlagen bringen sollte, aus. Die extreme Kälte soll den Akku des Reanimationsgerätes so stark geschwächt haben, dass er nach nur 15 Minuten leer war. Normalerweise sollte er 40 bis 60 Minuten durchhalten. Die Bergrettung bestreitet die Zeitangaben allerdings.

Wie die "Bild"-Zeitung weiter berichtet, hatte die Herstellerfirma des Reanimationsgerätes der Helikopterfirma im September 2011 nahegelegt, die Akkus der Geräte auszutauschen.

Niederländer sorgen sich um Friso

Nach der düsteren Prognose für den zweifachen Vater ist die Anteilnahme in den Niederlanden an dem Schicksal der Königsfamilie groß. Die Menschen schickten immer mehr Blumen und Grußkarten zum Palast in Den Haag, berichteten niederländische Medien. Gemeinsam mit 150 Menschen besuchten Prinz Willem-Alexander, seine Frau Maxima und Frisos Ehefrau Mabel am Samstag einen Gottesdienst in Lech. Königin Beatrix (74) kehrte am Wochenende kurzzeitig in die Niederlande zurück, will aber schon zu Wochenbeginn wieder nach Lech reisen.

Die Ärzte hatten erklärt, der 43-jährige Prinz Friso habe massive Hirnschäden erlitten. Es sei ungewiss, ob er je wieder zu Bewusstsein komme. Derzeit wird nach einer Reha-Klinik für ihn gesucht. Nach Informationen des ORF wollen die Königin und Mabel gemeinsam mit den Ärzten der Klinik Innsbruck das weitere medizinische Vorgehen besprechen.

50 Minuten lang wiederbelebt

Prinz Friso war in Lech am Vorarlberg mit einem Begleiter abseits der Piste unterwegs, als das Unglück passierte. Ein Schneebrett verschüttete die beiden. Sein Jugendfreund, der Hotelier Florian Moosbrugger, konnte sich retten. Friso hingegen musste — nachdem er dank des Signals eines Lawinensuchgeräts gefunden wurde — 50 Minuten lang wiederbelebt werden. Eine solch lange Reanimationszeit sei nicht nur ethisch, sondern auch medizinisch geboten und sinnvoll, sagte der Berliner Intensivmediziner Walter Schaffartzik dem Magazin "Focus".

Durch den langen Sauerstoffmangel wurde das Gehirn des Prinzen schwer geschädigt. "Die Ärzte müssen sich nach ihren Untersuchungen sehr sicher sein, dass er einen ganz schweren Hirnschaden durch Sauerstoffmangel davongetragen hat", sagte der Neurologe und Chefarzt am Vivantes-Klinikum in Berlin-Friedrichshain, Hans-Christian Koennecke, der Deutschen Presseagentur. "Die Großhirnrinde ist durch Sauerstoffmangel zerstört. Sie macht uns aber zum Menschen — im Großhirn entstehen Sprache, Bewusstsein, Gefühle oder Bewegung." Ein solcher Mensch bleibe ein Schwerstpflegefall.

(jre)
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