Besuch in Mönchengladbach "Heute treffe ich Königin Silvia wieder"

Mönchengladbach · Helga Heine und Silvia Sommerlath haben bei zwei Olympischen Spielen Seite an Seite als Chef-Hostessen gearbeitet. Am Dienstag erhält Königin Silvia den Benediktpreis in Mönchengladbach. Dort werden sich die Frauen nach 36 Jahren wiederbegegnen.

 Helga Heine (rechts) trifft in Mönchengladbach Königin Silvia wieder.

Helga Heine (rechts) trifft in Mönchengladbach Königin Silvia wieder.

Foto: DPA/privat

Ihre Freude kommt von Herzen. Mit großer Wärme spricht Helga Heine von Silvia Renate Sommerlath, ihrer Kollegin von damals. Die beiden kennen sich, haben Seite an Seite als Chef-Hostessen für das Internationale Olympische Comitee (IOC) gearbeitet — 1972 in München und 1976 in Innsbruck. Schicksalhafte Spiele. In München lernte Silvia Sommerlath ihren zukünftigen Mann kennen, und vier Wochen nach den Winterspielen in der Hauptstadt Tirols heiratete Silvia Sommerlath König Carl XVI. Gustaf von Schweden. "Eine gewisse Anspannung war bei ihr in Innsbruck schon spürbar", sagt Helga Heine. "Sie zog sich immer wieder zurück." Kein Wunder, so kurz vor dem großen Ereignis.

Wenn Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden am heutigen Dienstagabend in Mönchengladbach mit dem Benediktpreis geehrt wird, ist auch Helga Heine dabei. Die 70-Jährige kommt aus Kornelimünster, einem Stadtteil von Aachen — wo sie seit Jahren lebt — in ihre frühere Heimatstadt, um die Kollegin von damals wiederzusehen.

1980 hatten sie den letzten Kontakt

Als sich ihre beruflichen und privaten Wege trennten, haben sich Helga Heine und ihre royale Kollegin nicht ganz aus den Augen verloren. 1980 hatten sie ihren letzten Kontakt — bei den Olympischen Spielen in Lake Placid. Da kam Silvia als Königin von Schweden in den Wintersportort im Bundesstaat New York. "Beim großen Empfang haben wir uns wiedergetroffen", sagt Helga Heine. Die Königin habe sie herzlich begrüßt und sich sehr über das Wiedersehen gefreut.

Der Benediktpreis von Mönchengladbach wird seit 1968 für wertorientiertes und vor dem Hintergrund der christlich-abendländischen Erfahrungen in besonderer Weise herausragendes Handeln verliehen. "Königin Silvia ist eine sehr engagierte Frau, gerade für die Rechte der Kinder setzt sie sich unermüdlich ein", sagt Helga Heine, die deren Werdegang genau verfolgt hat. "Sie hat diesen Preis absolut verdient."

1999 rief die Königin die World Childhood Foundation ins Leben. 600 Organisationen und Projekte hat sie seitdem unterstützt. Immer wieder weist sie auf das Leid der Kinder hin, die in Bergwerken schuften müssen, wie Waren gehandelt und verkauft werden. "Silvia ist einer der hilfsbereitesten Menschen, die ich kenne", sagt Helga Heine. "Sie war damals immer als Erste vor Ort, wenn Hilfe nötig war." Sie habe als Chef-Hostess des IOC ein hohes Verantwortungsgefühl den Mitarbeiterinnen gegenüber gehabt. "Sie ist ein durch und durch humorvoller, liebenswürdiger und warmherziger Mensch."

1200 Hostessen wurden damals gesucht

Das sind die Erinnerungen, die Helga Heine hat, wenn sie an die gemeinsamen olympischen Einsätze zurückdenkt. 1200 Hostessen wurden vom Organisationskomitee im Auftrag des IOC für die Spiele in München und ihre Vorbereitung gesucht. Als die Spiele im August 1972 begannen, waren Helga Heine und Silvia Sommerlath Chef-Hostessen und für die Ausbildung und das Management der Frauen zuständig. "Es gab 150 Chefhostessen, zehn davon waren auch für protokollarische Aufgaben zuständig", erzählt Helga Heine. Sie war eine dieser zehn. 20 Jahre, bis 1988, war sie freiberuflich für das IOC tätig.

Außerdem hatte sie wichtige Aufgaben bei den Vollversammlungen des IOC: Betreuung der besonders wichtigen Personen, Verantwortung für deren Besuchsprogramme, Reisen, Pressegespräche und Konferenzorganisation. "Da durfte es an nichts fehlen. Und wir brauchten in diesem Job sehr viel Einfühlungsvermögen", sagt Helga Heine. An die Vollversammlung in Wien 1975 denkt sie gern zurück. "Da wohnten wir alle in einem Hotel", sagt sie. Abends habe sie mit Königin Silvia und Mitgliedern des IOC gemütlich bei Tee und Gebäck zusammen gesessen. "Es war eine sehr familiäre und herzliche Atmosphäre."

"Ich bin mir gar nicht so sicher, ob sie mich noch erkennt"

Dienstagmittag wird Königin Silvia im Landtag von Parlamentspräsidentin Carina Gödecke und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) empfangen. Auch Viertklässler aus Köln und dem bergischen Burscheid dürfen der 72-Jährigen Fragen stellen.

Mit großem Respekt "und einem schönen Gefühl" wird Helga Heine, langjährige Pressesprecherin der britischen Streitkräfte in Deutschland, am Abend der Zeremonie im ehrwürdigen Mönchengladbacher "Haus Erholung" beiwohnen. Ein bisschen aufgeregt ist sie auch. "Ich bin mir gar nicht so sicher, ob sie mich noch erkennt — nach all den Jahren", sagt sie. Gerne würde sie ein paar Worte mit der ehemaligen Kollegin wechseln — "wenn es das Protokoll zulässt und es sich ergibt".

(RP)
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