Spanischer König Juan Carlos wird an der Hüfte operiert

Madrid · Der spanische König Juan Carlos kommt am Dienstag erneut unters Messer. Ein aus den USA eingeflogener Spezialist wird die Operation seiner linken Hüfte im Madrider Quirón-Krankenhaus leiten, wie es in einer Mitteilung des Königshauses vom Sonntag hieß.

Willem-Alexander und Maxima in Spanien
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Die schlimmen Schmerzen hatte Spaniens König Juan Carlos schon Anfang des Monats gespürt. Dennoch hatte sich der Monarch erst vor ein paar Tagen beim Besuch des niederländischen Königs Willem-Alexander mit Frau Máxima in Madrid besonders heiter gezeigt. Wie viel Anlass zum Lachen der 75-Jährige wirklich hat, ist unklar. Die Ärzte stellten fest, dass die im November links eingesetzte künstliche Hüfte wegen einer Infektion ausgetauscht werden muss. Die komplizierte Operation - es ist bereits die fünfte innerhalb von 18 Monaten - birgt für Juan Carlos nach Überzeugung von Medienbeobachtern jedoch nicht nur körperliche Risiken.

Der Eingriff, so schrieb am Sonntag die Zeitung "El País", mache die Strategie des Königshauses zunichte, mit einem vor Freude und Kraft strotzenden König alle Negativ-Geschichten zu verdrängen. Darin ging es zuletzt um die vielen Gesundheitsprobleme und um zahlreiche Affären. "Der Rückfall erfolgt im schlimmsten Moment", stellte das renommierte, nicht unbedingt Monarchie-feindliche Blatt fest.

In der Tat heizte die Nachricht von der neuen Operation in Spanien die Debatte um eine Abdankung des Königs an. Vor ein paar Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass ein Politiker wie Carlos Martínez Gorriarán, Vizesprecher der liberalen Partei UPyD, dem Monarchen einen Thronverzicht nahelegt - so wie am Wochenende geschehen. Und Cayo Lara, Führer der Vereinten Linken (IU), der drittstärksten Kraft im Parlament, forderte sogar, dass das Volk in Spanien "endgültig entscheidet", ob es eine Republik oder eine Monarchie will.

Andere äußerten sich noch deutlicher. "Juan Carlos, warum gehst du nicht?", fragte die bekannte Aktivistin Esther Vivas in ihrem unter anderem von der Onlinezeitung "Público.es" veröffentlichten Blog.
Gerade jetzt, wo eine Selbstbeteiligung der Menschen bei ihren Medikamenten von zehn Prozent eingeführt worden sei, die auch Schwerkranke mit Krebs oder Hepatitis treffe, werde für Juan Carlos ein "Nummer eins"-Mediziner geholt: Mayo-Klinik-Spezialist Miguel Cabanela aus den USA. "Der König und seine ganze Familie kommen uns alle teuer zu stehen", klagte sie, in der Krise müsse man sich die Frage der Abschaffung der Monarchie stellen.

Laut "El País" gab auch der Thronwechsel in den Niederlanden den Königsgegnern in Spanien Auftrieb. Königin Beatrix war bei der Abdankung 75, Willem-Alexander damals, im April, so alt wie heute der spanische Kronprinz Felipe (45). Dieser hat bislang kaum Fehler gemacht und gilt inzwischen als beliebter als sein Vater.

Nach seiner Krönung 1975 war Juan Carlos lange Jahre die am meisten respektierte Figur Spaniens gewesen. Erst recht, nachdem er 1981 die Demokratie gegen einen Putschversuch von Militärs entschlossen verteidigt hatte.

Seit dem vergangenem Jahr hatten sich aber die Negativ-Schlagzeilen gehäuft. Zunächst war er im April 2012 wegen einer umstrittenen Elefantenjagd in Botsuana an den Pranger geraten.
Hinzu kamen Klatsch-Berichte über sein Privatleben und ein noch aktueller Korruptionsskandal um Schwiegersohn Iñaki Urdangarin. Bei einer Umfrage im Mai wurde festgestellt, dass die Beliebtheit der Monarchie auf einen historischen Tiefpunkt gesunken war. Die Gesundheitsprobleme taten ein Übriges.

Anlässlich seines 75. Geburtstags hatte Juan Carlos im Januar versichert, die Abdankung sei kein Thema. "Ich habe Energie und freue mich, weiterzumachen", hatte er gesagt. Am Freitag bekräftigte das Königshaus, ein Rücktritt sei trotz der neuen Hiobsbotschaft "zu keinem Zeitpunkt" erwogen worden. "El País" zeigte sich überzeugt, dass der König "bis zu seinem Tod" auf dem Thron bleiben möchte. Aber der Widerstand wird größer. Und die Kraft des Königs womöglich kleiner. "So etwas entmutigt jeden", räumte nach der Nachricht von der Operation der Chefarzt der "Casa Real", Miguel Fernández Tapia, ein.

(dpa)
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