Rechtsstreit um Kunstwerke Hohenzollern-Prinz zieht Forderungen zurück

Berlin · Der Chef des Hauses Hohenzollern, Georg Friedrich Prinz von Preußen, hat im jahrelangen Streit mit der Bundesregierung um ungeklärte Eigentumsfragen und Ausgleichsleistungen für 4000 Kunstwerke einen Verzicht angekündigt.

Georg Friedrich Prinz von Preußen (Archivbild).

Georg Friedrich Prinz von Preußen (Archivbild).

Foto: dpa/Jens Kalaene

Der Rückzug der Forderungen sei seine persönliche Entscheidung, die er „unabhängig von möglichen Erfolgschancen“ getroffen habe, sagte der Urenkel von Kronprinz Wilhelm von Preußen der Zeitung „Welt“ vom Mittwoch. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) begrüßte die Ankündigung.

Bei der Zuordnung der Kunstwerke sei die Frage relevant, „ob mein Urgroßvater Kronprinz Wilhelm von Preußen durch sein Verhalten den Nationalsozialisten 'Vorschub geleistet'“ habe, sagte der Hohenzollern-Chef. Mit dem Ende des Verfahrens wolle er den Weg freimachen für eine „unbelastete Debatte“. Er habe „überhaupt kein Problem damit, mich mit der Geschichte meiner Familie kritisch auseinanderzusetzen“.

Es sei absolut richtig, „sich mit Kronprinz Wilhelm kritisch auseinanderzusetzen“. Es sei bei diesem zwar „nicht eindeutig nachweisbar“, dass er den Nationalsozialisten Vorteile verschafft habe, „selbst wenn er es selbst gewollt haben sollte“. Er habe aber „ganz klar die Nähe zum NS-Regime gesucht“. Als Person, die sich dem „Rechtsextremismus angebiedert“ habe, könne er „nicht für unser Haus traditionsstiftend sein“.

Der Prinz von Preußen bezeichnete es zudem als Fehler, in der Vergangenheit juristisch gegen Historiker und Journalisten vorgegangen zu sein. Er bedauere, nicht früher und häufiger „das persönliche Gespräch gesucht zu haben, in dem man Vieles hätte klären können“. Daher habe er entschieden, „alle noch offenen Verfahren zu beenden, was inzwischen auch umgesetzt wurde“. Er wolle allerdings auch klarstellen: „Ich habe zu keinem Zeitpunkt versucht, wissenschaftliches Arbeiten einzuschränken - wenn das so empfunden wurde, tut es mir leid.“

Für Donnerstag kündigte Georg Friedrich Prinz von Preußen ein Historikerpodium in der Bundespressekonferenz an, um die Debatte über seine Familie fortzuführen sowie der Öffentlichkeit eine digitalisierte Quellensammlung zum politischen Wirken von Kronprinz Wilhelm von Preußen vorzustellen. Letztere habe der Historiker Lothar Machtan im Auftrag des Prinzen von Preußen erarbeitet.

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Kulturstaatsministerin Roth sagte dem „Spiegel“, es sei „ein wichtiger Schritt, wenn Herr Georg Friedrich Prinz von Preußen nun bereit ist, die historischen Fragen von den Fragen des zukünftigen Umgangs mit dem kulturellen Erbe des Hauses Hohenzollern zu trennen“. Sie gehe davon aus, dass der Prinz von Preußen nach seinen Ankündigungen „alle Klagen nach dem Ausgleichleistungsgesetz zurückzieht“.

Gleichzeitig signalisierte Roth Gesprächsbereitschaft. Unter diesen Umständen wäre eine Voraussetzung für gemeinsame Gespräche zwischen den Hohenzollern, dem Bund sowie den Ländern Brandenburg und Berlin erfüllt. „In diesem Sinn werde ich auf meine Kolleginnen in Berlin und Brandenburg zugehen, und ich bin zuversichtlich, dass wir im Interesse des Erhalts von Kunst- und Sammlungsgegenständen in den öffentlichen Einrichtungen hier einen gemeinsamen Weg finden.“

(felt/AFP)
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