Royals bei der Talkshow-Königin Großbritannien wartet gespannt auf Oprah-Interview von Harry und Meghan

New York · Mit ihrem Interview von Prinz Harry und seiner Frau Meghan ist Oprah Winfrey ein neuer Coup gelungen. Das Interview ist für Harry und Meghan eine Gelegenheit, zu erläutern, warum sie ihr Leben als Königshausmitglieder mit royalen Pflichten aufgegeben haben.

Das Interview von Winfrey ist für Harry und Meghan eine Gelegenheit, zu erläutern, warum sie ihr Leben als Königshausmitglieder mit royalen Pflichten aufgegeben haben.

Das Interview von Winfrey ist für Harry und Meghan eine Gelegenheit, zu erläutern, warum sie ihr Leben als Königshausmitglieder mit royalen Pflichten aufgegeben haben.

Foto: AP/Joe Pugliese

Prinz Harry und seine Frau Meghan ziehen vor der Ausstrahlung eines Fernsehinterviews Kritik auf sich. Das hat mit dem Timing der Ausstrahlung ihres zweistündigen Gesprächs mit der TV-Persönlichkeit Oprah Winfrey am bevorstehenden Sonntag zu tun. Dem Ehepaar wird aber auch vorgeworfen, es nutze seinen Prominentenstatus aus.

Die Sendung wird von Ereignissen in Harrys Heimatland Großbritannien überschattet. Sein Großvater Prinz Philip wird seit zweieinhalb Wochen im Krankenhaus behandelt. Der 99-Jährige erholt sich von einem Eingriff am Herzen.

„Harry und Meghan sind sehr beliebt“, sagte die Professorin für Marketing und Autorin eines Buchs über das britische Königshaus, Pauline Maclaran, der Nachrichtenagentur AP. „Aber ich denke, dass einige Leute, die sie sonst vielleicht unterstützt hätten, es für einfach ein wenig geschmacklos halten werden, dass sie all diese Aufmerksamkeit auf sich selbst ziehen...gerade zu dieser Zeit, wo Prinz Philip ziemlich ernsthaft krank zu sein scheint.“

Für den Zeitpunkt der Sendung ist der Sender CBS zuständig. Das Interview ist vorab aufgezeichnet worden. Kritiker sehen darin trotzdem einen Versuch von Harry und Meghan, ihre Marke zu etablieren. Die beiden hatten Großbritannien im vergangenen Jahr verlassen, auch mit dem Argument, dass sie ein normales Leben leben wollten. Ihnen wird aber vorgeworfen, sie verwendeten ihren Status als Royals noch immer, um sich Türen zu öffnen und Geld zu machen.

Das Interview von Winfrey ist für Harry und Meghan eine Gelegenheit, zu erläutern, warum sie ihr Leben als Königshausmitglieder mit royalen Pflichten aufgegeben haben. Sie haben auf nicht hinnehmbare Verstöße und rassistische Einstellungen der britischen Medien verwiesen. In einem Buch über ihren Weggang aus Großbritannien, „Finding Freedom“, steht, dass ranghohe Königshausmitglieder nur wenig Respekt vor Meghan gezeigt hätten. Zudem sei sie im Umfeld des Königshauses schlecht behandelt worden.

In vorab veröffentlichten Auszügen aus dem Interview ist schon zu erfahren, dass Harry darüber besorgt war, dass sich die Geschichte wiederholen würde. Seine Mutter, Prinzessin Diana, starb auf der Flucht vor Paparazzi bei einem Autounfall.

In einem weiteren Auszug wird Meghan von Winfrey gefragt, wie es ihr dabei gehe, dass der Palast sie heute ihre Sicht der Dinge schildern höre. „Ich weiß nicht, wie sie erwarten könnten, dass wir nach all dieser Zeit einfach weiterhin schweigen würden, wenn es eine aktive Rolle gegeben hat, die die Firma dabei spielt, Lügen über uns am Laufen zu halten“, sagte Meghan.

Mit der Firma ist die königliche Familie gemeint. Der Spitzname wird manchmal liebevoll angewandt, manchmal kritisch. Die Beziehungen zwischen Harry und Meghan und dem Königspalast gelten als zunehmend belastet. Königin Elizabeth II. hat dem Herzog und der Herzogin von Sussex deren royalen Schirmherrschaften entzogen. Daraufhin gab das Paar eine kurze Stellungnahme heraus, in der es versprach, ein Leben im Dienst zu leben.

Viele Briten sahen das als respektlos gegenüber der Queen, die normalerweise das letzte Wort bei einer solchen Angelegenheit hat. Der Buckingham-Palast teilte am Mittwoch mit, dass er eine Personaluntersuchung einleite. Die Zeitung „The Times“ hatte berichtet, dass ein Angestellter Meghan Mobbing von Mitarbeitern vorgeworfen habe. Der Vorwurf soll sich auf 2018 beziehen. Ein Sprecher von Meghan teilte mit, sie sei „traurig über diesen jüngsten Angriff auf ihren Charakter“. Meghan selbst sei „das Ziel von Mobbing gewesen“.

Eigentlich hätte das Verhältnis zwischen dem Ehepaar und Großbritannien viel besser laufen sollen. Als Harry seine Beziehung zu Meghan bekanntgab, schien die Öffentlichkeit vernarrt in die schöne Schauspielerin aus der US-Fernsehserie „Suits“. Als die beiden 2018 heirateten, gab es in den Zeitungen optimistische Artikel darüber, wie die Eheleute der Monarchie in einem multikulturellen Großbritannien Bedeutung geben würden.

Doch weniger als zwei Jahre nach der Hochzeit zogen Meghan und Harry nach Nordamerika. Zunächst hielten sie sich in Kanada auf. Dann ließen sie sich in Meghans Heimatstaat Kalifornien nieder. Sie haben ein Haus in Montecito gekauft, das mehr als 14 Millionen Dollar gekostet haben soll. Zu ihren Nachbarn gehört Oprah Winfrey. Harry und Meghan haben auch Deals mit den Streamingdiensten Netflix und Spotify geschlossen, die Millionen von Dollar wert sein sollen.

„Das Wichtigste, das die königliche Familie so gut kann, ist, der Nation zu dienen, der Nation und dem Commonwealth zu dienen, im Grunde genommen uns zu dienen, statt sich selbst zu dienen“, sagte der Historiker Hugo Vickers dem Sender ITV News. „Und es tut mir leid, wenn du in einem elf-Millionen-Dollar-Anwesen in Kalifornien sitzt und fantastische Deals schließt, tauscht du dein royales Erbe ein. Und, um ehrlich zu sein, ist es ganz falsch.“

Es gibt Sorgen, dass in dem Interview schädigende Enthüllungen über das Königshaus enthalten sind. Interviews, die Prinz Charles und Prinzessin Diana in der Phase ihrer Scheidung gaben, hatten peinliche Offenbarungen über Untreue zur Folge. Noch schädlicher für den Palast war das Interview der BBC mit Prinz Andrew, einem Onkel von Harry. Andrew versuchte damals auf Gerüchte einzugehen, er habe Verbindungen zu dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. Andrew zeigte keine Empathie für Opfer von Epstein. Anschließend musste er seine königlichen Pflichten abgeben.

Ungeachtet dessen, was beim Interview tatsächlich gesagt werde, sei es eine Bedrohung für die Monarchie, weil es die Grenze zwischen Prominentendasein und Adel weiter verwische, sagte Maclaran.

Oprah Winfrey sorgt mit Interview von Harry und Meghan wieder einmal für Aufsehen

Oprah Winfrey ist sicherlich nicht auf den royalen Glanz anderer angewiesen. Die legendäre TV-Moderatorin genießt in den USA selbst den Status einer inoffiziellen Königin: Die schwerreiche Talkshow-Queen ist mit einfühlsamen Interviews von Berühmtheiten selbst zu einem Superstar geworden. Mit ihrem Interview von Prinz Harry und seiner Frau Meghan ist der 67-Jährigen aber ein neuer Coup gelungen.

Denn schon vor der Ausstrahlung am Sonntag im Sender CBS sorgte das Gespräch weltweit für Schlagzeilen - dank sorgsam ausgewählter, vorab veröffentlichter Häppchen. Inmitten der wachsenden Entfremdung zwischen dem in Kalifornien lebenden Paar und dem britischen Königshaus warf Meghan dem Buckingham-Palast vor, „ständige Falschaussagen“ über sie und ihren Mann zu verbreiten. Das Interview mit Winfrey bezeichnet sie als „wirklich befreiend“.

Als befreiend haben schon viele ihre Begegnung mit der Fernsehmoderatorin erlebt. Ihre „Oprah Winfrey Show“ war 25 Jahre lang Ort für Gefühlsausbrüche und für viele eine Art öffentliche Therapiesitzung. Hollywood-Star Tom Cruise hüpfte 2005 bei der Moderatorin wie besessen auf dem Sofa herum, um seine Liebe zu Schauspielkollegin Katie Holmes kundzutun. Radrennfahrer Lance Armstrong räumte bei Winfrey 2013 erstmals seine Doping-Sünden ein.

Die Herzogin von York, Sarah „Fergie“ Ferguson, beichtete, dass sie wegen Geldsorgen versucht hatte, Zugang zu ihrem Ex-Mann Prinz Andrew zu verkaufen. Und als Winfrey 1993 Michael Jackson in seiner Neverland Ranch interviewte, schalteten 100 Millionen Menschen ein.

Wie kaum einer anderen Fernsehpersönlichkeit gelingt es der Moderatorin, Nähe zu ihren Gästen herzustellen, Emotionen zu schaffen und Intimes zu entlocken. Die in ärmlichen Verhältnissen im Südstaat Mississippi aufgewachsene und als Kind sexuell missbrauchte Winfrey wurde mit dieser Gabe - und einem unglaublichen Geschäftssinn - zur ersten afroamerikanischen Milliardärin der US-Geschichte. Das Finanzmagazin „Forbes“ schätzt ihr Vermögen derzeit auf 2,7 Milliarden Dollar, umgerechnet mehr als 2,2 Milliarden Euro.

Schon als 19-Jährige hatte Winfrey in Nashville im Bundesstaat Tennessee einen Fernsehjob ergattert und dann schnell herausgefunden, dass nicht Reportagen, sondern Talkshows ihre Berufung sind. „Ich habe sofort gewusst, dass ich meinen Platz gefunden habe“, sagte sie einmal. „Ich habe Mitgefühl, das liegt einfach in meiner Natur.“ Zwischen 1986 und 2011 befragte sie in ihrer „Oprah Winfrey Show“, der mit wöchentlich geschätzt 40 Millionen Zuschauern meistgesehenen Talkshow der Fernsehgeschichte, mehr als 30.000 Gäste.

Ihr Imperium ist weitverzweigt. Sie hat einen Buch-Club, der Bücher schlagartig zu Bestsellern machen kann, lancierte 2000 das Magazin „O, The Oprah Magazine“, gründete ihren eigenen Fernsehsender OWN (Oprah Winfrey Network), betreibt den Podcast SuperSoul und unterzeichnete 2018 einen Vertrag mit Apple TV+. Die Moderatorin, die Zeit ihres Lebens mit Gewichtsproblemen kämpfte, ist auch Mitbesitzerin der Weight Watchers.

Winfrey ist für Millionen Menschen in den USA ein Vorbild - und hat damit auch großen politischen Einfluss. Vor der Präsidentschaftswahl 2008 stellte sie sich hinter den späteren Wahlsieger Barack Obama, was diesem einer Schätzung zufolge eine Million zusätzliche Wählerstimmen einbrachte. 2018 gab es kurz Spekulationen, sie könnte selbst ins Präsidentschaftsrennen einsteigen. „Das ist nichts für mich“, wies Winfrey das zurück.

Anstelle mit US-Politik befasst sie sich nun mit den Intrigen im britischen Königshaus. In dem Interview mit Meghan und Harry sagt Winfrey an einer Stelle, sie habe schon vor der Hochzeit des Paares 2018 vergeblich um ein Interview mit der Schauspielerin angefragt. „Endlich haben wir es geschafft, uns für dieses Gespräch zusammenzusetzen“, freut sich die Moderatorin. Im fernen Buckingham-Palast dürfte sich die Freude, vorsichtig formuliert, in sehr engen Grenzen halten.

(lha/dpa/afp)
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