Großbritanniens König Charles III. Dienen, statt bedient zu werden

London · Drei Tage lang feierte Großbritannien die Krönung des neuen Königs. Charles III. will die Monarchie wieder mehr in den Dienst des Volkes stellen. Doch auf ihn warten besondere Herausforderungen.

König Charles III. auf dem Balkon des Buckingham-Palace.

König Charles III. auf dem Balkon des Buckingham-Palace.

Foto: AP/Leon Neal

Mit einer emotionalen Erklärung begeisterte Prinz William die Massen in Windsor. Gegen Ende des Krönungskonzerts vor dem Schloss sprach er über die Verdienste seines Vaters und erinnerte daran, dass sich König Charles III. schon lange für Umwelt- und Klimaschutz eingesetzt hatte, bevor es für die ganze Welt aktuell wurde. „Papa“, sagte er, „wir sind alle so stolz auf dich.“ Woraufhin knapp 20.000 Zuschauer in Jubel ausbrachen und die Nationalhymne „God save the King“ sangen.

Das Konzert war der vorläufige festliche Höhepunkt des royalen Wochenendes, das am Samstag mit Krönung und Prozession begonnen hatte und sich am Sonntag mit dem „Big Lunch“ landesweit und dem Konzert vor dem altehrwürdigsten Schloss des Landes fortsetzte.

Popstars wie Lionel Richie, Olly Murs oder Katy Perry unterhielten dort ein Publikum, das sich teils aus glücklichen Ticket-Gewinnern, die ihre Freikarten in einer Verlosung gewannen, und teils aus aufgrund ihrer ehrenamtlichen Verdienste ausgewählten Briten und Britinnen zusammensetzte. Mehrere Stunden lang dauerte das Open-Air-Spektakel vor der eindrucksvollen Kulisse von Windsor Castle. Es wurde, im Gegensatz zu den Feierlichkeiten am Samstag, nicht von Regenschauern beharkt, und so kam tatsächlich so etwas wie eine frühsommerliche Festival-Stimmung auf.

Am Montag ging das dreitägige Jubelfest weiter, schließlich war dem Volk ein zusätzlicher öffentlicher Feiertag geschenkt worden. Er stand unter dem Motto „The Big Help Out“, etwa: die große Mithilfe. Damit ist die Freiwilligenarbeit in den Gemeinden gemeint. Die Menschen werden ermutigt, sich ehrenamtlich zu engagieren. Dazu hatte man eine Webseite eingerichtet, auf der nach Angabe der Adresse all die Möglichkeiten aufgelistet waren, wo man in der nächsten Umgebung sein soziales Engagement zeigen konnte.

Von Essenstafeln bis Müllsammeln im Park oder von Seniorenbetreuung bis zum Erste-Hilfe-Training bei der Johanniterambulanz war alles dabei. Über 52.000 angemeldete Events dieser Art boten sich am Montag an. Die Organisatoren hoffen, dass dadurch möglichst viele Freiwillige ihr Interesse an langfristiger Mitarbeit entdecken.

Es ist eine Botschaft, die Charles III. sehr am Herzen liegt. Seine ersten Worte, die er bei der Krönung in der Westminster Abbey sprach, waren: „Ich bin gekommen, nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen.“ Dies wird das Motto, unter das er seine Regentschaft stellen will: der Dienst an Volk und Nation. Beim Konzert am Sonntag hatte er das in einer kurzen Ansprache nochmals bekräftigt: „Ich will mich nach Kräften bemühen“, versprach Charles den Menschen, „euch mit Loyalität, Respekt und Liebe zu dienen.“

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Foto: dpa/Kin Cheung

In Zeiten einer Lebenshaltungskostenkrise, die seinen Untertanen schwer zu schaffen macht, und angesichts der Tatsache, dass das dreitägige Krönungsspektakel schätzungsweise 100 Millionen Pfund (umgerechnet rund 115 Millionen Euro) an öffentlichen Geldern gekostet hat, scheint Bescheidenheit natürlich nicht die unklügste Taktik. Doch für Charles ist es mehr als Taktiererei. Er möchte, dass Pflichtbewusstsein, Genügsamkeit und Dienst am Volk die Strategie für das Überleben des Königshauses darstellen.

Sein Konzept einer „verschlankten Monarchie“ zielt ja auch darauf ab: Keine Mitläufer mehr, die dem Steuerzahler auf der Tasche liegen, stattdessen eine Kernfamilie, die tagein, tagaus all die Pflichten übernimmt, die „working Royals“ so zu übernehmen haben. Dazu gehören bei weitem nicht nur die glamourösen Auftritte oder Staatsbankette, sondern vielmehr die vielen Eröffnungen von Gemeindezentren oder Enthüllungen von Gedenkplaketten oder Ansprachen bei Wohltätigkeitsorganisationen oder Schulbesuche et cetera, die nun mal zum königlichen Alltag gehören. Es ist eine Kärrnerarbeit im Dienst der Krone, die schon die Herrschaft von Elizabeth II. ausgezeichnet hatte. Charles will seine Mutter, wenn das denn möglich ist, darin noch übertreffen.

Abgesehen von der Aufgabe, den Respekt seiner Untertanen und die Zustimmung zur Monarchie zu wahren, erwarten den König eine Reihe von weiteren Herausforderungen. Die Krönungsfeierlichkeiten waren weitgehend eine englische Affäre. In den anderen Landesteilen wie Nordirland oder Wales fällt die Zustimmung zur Krone weit gedämpfter aus. In Schottland gar gärt es.

Die Unabhängigkeitsbewegung dort ist stark, und während die verstorbene Queen von den Schotten allgemein verehrt wurde, kann man das von ihrem Sohn nicht behaupten. Außerdem muss sich Charles um die 14 weiteren Staaten Sorge machen, deren König er zur Zeit noch ist. Viele karibische Nationen, aber auch Australien, gelüstet es, sich in Republiken zu verwandeln. Die Fliehkräfte sind groß. Charles‘ Königreich droht kleiner zu werden.

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