„Danke, liebste Mama“ König Charles hält ungewöhnlich emotionale Rede

London · In seiner ersten Fernsehansprache an die Nation hat sich der britische König Charles III. direkt an seine verstorbene Mutter Queen Elizabeth II. gewandt. „Liebste Mama, während du deine letzte große Reise zu meinem lieben verstorbenen Papa beginnst, will ich nur eines sagen: Danke.“

King Charles III.: Als Monarch am Buckingham-Palace
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King Charles III. - ein Volk empfängt seinen König

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„Danke für deine Liebe und Hingabe für unsere Familie und für all die Nationen, denen du so fleißig gedient hast in all den Jahren. Mögen die Engel über Deine Ruhe wachen.“ Das sagte Charles am Freitagabend in einer vorab aufgezeichneten Rede. „Danke für deine Liebe und Hingabe für unsere Familie und für all die Nationen, denen du so fleißig gedient hast in all den Jahren.“

Mit dem Tod von Queen Elizabeth II. am Donnerstag wurde der 73 Jahre alte Charles zum britischen König. Er wisse, dass der Tod seiner Mutter in seinem Land und aller Welt große Trauer auslöse und teile diese, sagte er. „Zuneigung, Bewunderung und Respekt“ seien zum „Markenzeichen“ ihrer Regentschaft geworden. Jedes Mitglied seiner Familie könne bezeugen, dass die Queen dies mit „Wärme, Humor und einer unbestechlichen Fähigkeit, das Beste im Menschen zu sehen“ verbunden habe, so der Monarch.

In der Fernsehansprache sagte er zudem, seine Mutter habe einst gelobt, „ihr ganzes Leben, möge es kurz oder lang sein“, dem Dienst an ihren Untertanen zu widmen. Dieses Versprechen wolle er nun erneuern.

Zudem wandte sich der neue britische König mit versöhnlichen Worten an seinen jüngeren Sohn Harry (37) und dessen Frau Meghan (41). „Ich will auch meine Liebe zu Harry und Meghan zum Ausdruck bringen, die sich weiterhin ein Leben in Übersee aufbauen.“ Harry und Meghan hatten sich vor mehr als zwei Jahren vom engeren Kreis des Königshauses losgesagt und leben inzwischen mit ihren Kindern Archie (3) und Lilibet (1) im US-Bundesstaat Kalifornien. Mit seinem Vater Charles und seinem älteren Bruder William hatte sich Harry überworfen.

Seinen Sohn und Thronfolger William ernannte Charles zum neuen Prinzen von Wales. Es sei ein Privileg gewesen, diesen Titel zu tragen, sagte Charles er. Er sei sich sicher, dass William (40) und dessen Frau Kate (40) als Prinz und Prinzessin von Wales weiterhin die britische Gesellschaft inspirieren und nationale Debatten anführen würden. Bislang hatte Charles selbst den Titel Prinz von Wales getragen. Seine Frau Camilla - nun „Queen Consort“ - trug den Titel Herzogin von Wales.

Charles wird am Samstag offiziell zum neuen König proklamiert. Wie der Buckingham-Palast mitteilte, soll die Zeremonie um 11 Uhr (MESZ) im St.-James's-Palast in London beginnen. Die Proklamation soll vom Schlossbalkon und anschließend von weiteren Orten im Vereinigten Königreich verlesen werden. Allerdings ist dieser Akt eher symbolisch: Bereits im Augenblick des Todes der Queen war die Krone automatisch an ihren ältesten Sohn übergegangen.

Mit der erstmaligen Ankunft des aus Schottland angereisten König Charles III. am Buckingham-Palast war die auf halbmast wehende Nationalflagge eingeholt und durch die königliche Standarte ersetzt worden. Diese Fahne repräsentiert das Staatsoberhaupt und wird immer da aufgezogen, wo der Monarch zugegen ist. Es ist die einzige Flagge, die nie auf halbmast gesetzt wird.

Auch viele andere Länder hatten nach dem Tod der Queen Flaggen auf halbmast gesetzt, darunter auch weit entfernte Königreiche wie Thailand und Malaysia und abgelegene Südpazifik-Staaten wie die Cookinseln.

Premierministerin Liz Truss versicherte dem neuen König die Treue der Briten. Auch er verdiene Loyalität, sagte die konservative Politikerin im Parlament in London vor einem vollen Haus überwiegend schwarz gekleideter Abgeordneter.

Über die Queen sagte Truss: „Ihre Majestät war eine der größten Führungspersönlichkeiten, die die Welt je gesehen hat. Ihre weisen Worte haben uns in den schwierigsten Zeiten gestärkt. In den dunkelsten Momenten der Pandemie hat sie uns die Hoffnung gegeben, dass wir uns wieder (mit anderen) treffen können.“ König Charles habe in seinem Leben ebenfalls schon viel für das Land getan, etwa durch seine Bemühungen im Umweltschutz. „Wir schulden ihm Loyalität und Hingabe“, sagte sie. „Die Krone wird fortbestehen, die Nation wird fortbestehen, und in diesem Geiste sage ich: Lang lebe der König.“

Am Freitag läuteten Hunderte britische Kirchen die Glocken, eine Stunde später wurden im ganzen Land zeremonielle Böllerschüsse im Gedenken an die gestorbene Königin abgefeuert. Die Beisetzung findet voraussichtlich am Montag, den 19. September, statt. Dies wurde vom Buckingham-Palast allerdings noch nicht bestätigt. Nach dem Begräbnis soll noch sieben Tage getrauert werden.

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hob am Freitag die enorme Bedeutung der Queen für die Britinnen und Briten hervor. „Es fühlt sich für Menschen in aller Welt, vor allem in Großbritannien, so an, als wäre uns ein Teil unseres Lebens, den wir für selbstverständlich gehalten haben, genommen worden“, sagte der oberste Geistliche der Church of England im BBC-Interview. Für viele Menschen breche nicht nur eine Zeit der Trauer an, sondern auch eine der Unsicherheit, in der sie sich fragten, was von Dauer sei.

Politiker aus aller Welt zollten der Königin Respekt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte die Königin als „Vorbild und Inspiration für Millionen, auch hier in Deutschland“, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron fügte einer ersten Reaktion noch die Worte hinzu: „Für euch war sie eure Königin, für uns war sie die Königin.“ Kein anderes Land habe die Queen so oft besucht wie Frankreich. US-Präsident Joe Biden nannte die Queen eine einzigartige Staatsfrau und „mehr als eine Monarchin“.

Die 1926 geborene Queen wurde 1952 Königin. Sie absolvierte Hunderte Auslandsreisen, auch mehrere nach Deutschland. Zuletzt besuchte sie die Bundesrepublik bei einem Staatsbesuch 2015. Aus politischen Angelegenheiten hielt sich die Monarchin stets heraus. Auch zum Austritt ihres Landes aus der EU (Brexit) äußerte sie sich nicht.

 Der britische König Charles III. hält im Buckingham Palace seine erste Ansprache an die Nation.

Der britische König Charles III. hält im Buckingham Palace seine erste Ansprache an die Nation.

Foto: dpa/Yui Mok

Nach dem Tod der Queen hat die dänische Königin Margrethe II. (82) das Programm für die Feierlichkeiten zu ihrem 50. Thronjubiläum an diesem Wochenende deutlich reduziert. Angesichts der traurigen Nachricht werde das Programm auf Wunsch der Königin angepasst, teilte das dänische Königshaus am Freitag mit. Konkret bedeutet das, dass die größten Möglichkeiten für die Bevölkerung, die Monarchin am Wochenende zu Gesicht zu bekommen, nicht stattfinden werden.

(felt/dpa)
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