Royaler Besuch Warum der König im Bundestag von Monty Python spricht

Berlin · Als ein Zeichen der Wiederannäherung Großbritanniens an Deutschland nach der Brexit-Entfremdung – so wird der Staatsbesuch des britischen Königs interpretiert. Charles hielt am Donnerstag eine Rede im Deutschen Bundestag. Warum diese viele begeisterte.

Die schönsten Momente von Charles und Camilla in Deutschland​
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Die schönsten Momente von Charles und Camilla in Deutschland

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Foto: AFP/RONNY HARTMANN

Was haben Fußball und die britische Komiker-Truppe Monty Python gemeinsam? Sie gehören zur britischen Kultur. Und diese findet in Deutschland ebenfalls großen Anklang. Kein geringerer als der britische König Charles III. stellt am Donnerstag unter Applaus im Deutschen Bundestag diesen Zusammenhang her. „Wir sind voneinander fasziniert“, erklärt der britische Monarch, der seine Rede vor dem deutschen Parlament fast überwiegend auf Deutsch hält. Der Monarch spricht fließend Deutsch, seine Familie hat deutsche Wurzeln.

Nach dem Staatsempfang vor dem Brandenburger Tor vom Mittwoch gibt es am Donnerstag erneut eine Premiere. König Charles III. spricht als erster Monarch im Parlament. „Es ist eine große Ehre, heute hier zu sein“, beginnt er seine rund 20-minütigen Ausführungen, die in begeisterten Standing Ovations enden werden.

Aber der Reihe nach: „Um das Bekenntnis der Freundschaft unserer Länder zu erneuern, gibt es kaum einen besseren Raum als dieses Gebäude“, beginnt der König auf Deutsch. Es ist nicht sein erster Auftritt im Bundestag. Bereits vor drei Jahren sprach er in seiner Eigenschaft als Thronfolger zu Ehren der Opfer des Zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus.

In seiner Rede erinnert Charles auch an seine verstorbene Mutter Elizabeth II. „Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die außerordentliche Anteilnahme der Menschen in Deutschland“, sagte er mit Blick auf das Ableben der Monarchin im vergangenen Jahr. Elizabeth habe mit ihren vielen Besuchen in Deutschland einen Beitrag zur Versöhnung und Verständigung leisten wollen. Obwohl sie der Kriegsgeneration angehörte, habe sie sich früh für einen Besuch in Deutschland entschieden. „Vielleicht ist das der Grund, warum sie sich einen besonderen Platz im Herzen der Deutschen erobert hat“, sagt der 74 Jahre alte Monarch.

Dann dankt er Deutschland sehr nachdrücklich für die militärische Unterstützung der Ukraine. Der russische Angriffskrieg gegen das Land habe Entscheidungen erfordert, „die früher vielleicht unvorstellbar gewesen wären“, sagt der König. „Der Entschluss Deutschlands, der Ukraine große militärische Unterstützung zukommen zu lassen, ist überaus mutig, wichtig und willkommen.“

Charles III. betont die Verantwortung Deutschlands und Großbritanniens angesichts der Bedrohung für die Sicherheit Europas. „Deutschland und das Vereinigte Königreich haben eine wichtige Führungsrolle übernommen als größte europäische Geber der Ukraine“. „Die Geißel des Kriegs“ sei zurück in Europa, sagt der Monarch. „Die Sicherheit Europas ist ebenso bedroht wie unsere demokratischen Werte.“ Hoffnung schöpfe er aus dem Umstand, dass die Welt „nicht tatenlos“ zusehe. „Wir können Mut schöpfen aus unserer Einigkeit zur Verteidigung der Ukraine, des Friedens und der Freiheit.“

Und dann gelingt es Charles einige Prisen Warmherzigkeit, Humor und milden Spott unterzubringen. „Wir haben in den vergangenen 50 Jahren gelacht – übereinander und miteinander.“ Er freue sich sehr, „dass die Wärme unserer alten Freundschaft es uns erlaubt, ein wenig über uns zu lächeln“, sagt der König weiter – und fügt hinzu: „Ich denke da besonders an die Begegnungen unserer Fußballmannschaften.“ Die Abgeordneten quittieren Charles' Ausführungen mit Lachen und Beifall.

Die kulturellen Verbindungen beider Länder seien „so stark wie eh und je.“ Die Briten hätten „Berlins Nachtleben“ lieben gelernt. Ihrerseits hätten sie die Deutschen mit der Komikertruppe Monty Python oder dem in Deutschland beliebten Silvester-Sketch „Dinner for One“ das Lachen gelehrt. Der Sketch mit der betagten Miss Sophie und ihrem schussligen Butler James gebe allerdings „kein genaues Bild des modernen Britanniens“ ab, schiebt der König lächelnd hinterher.

Es gebe eine „gegenseitige Bewunderung für unsere Literatur und Musik.“ Er erwähnt auch die Beatles und die Band Kraftwerk, die Komponisten Bach und Brahms – sowie Georg Friedrich Händel, dessen Musik bei seiner bevorstehenden Krönung erklingen werde.

Die Abgeordneten sind begeistert von der Offenheit des britischen Monarchen. Nur einige Stimmen aus der Linkspartei hatten sich vorher über den Auftritt des Monarchen im Bundestag beschwert. Ansonsten hatte man sich auf die Rede vorbereitet, das Plenum war voll besetzt und mit Blumen geschmückt. Selfies werden gemacht, alle haben sich herausgeputzt für den besonderen Moment, so scheint es.

Auf der Tribüne sitzen die früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck und Christian Wulff, auch der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev ist gekommen. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) war die erste, die den König im Reichstagsgebäude begrüßte, er und seine Frau Camilla trugen sich dann vor der Rede noch ins Goldene Buch des Bundestags ein – mit dem eigenen Füller wohlgemerkt.

 König Charles III. redet im Deutschen Bundestag.

König Charles III. redet im Deutschen Bundestag.

Foto: AP/Markus Schreiber

Am Morgen hatte sich der britische König bereits ins Goldene Buch der Stadt Berlin eingetragen und bei einem Rundgang zwischen Verkaufsständen auf einem Berliner Wochenmarkt das Gespräch mit Verkäufern und Schaulustigen gesucht. Außerdem traf er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Kanzleramt zu einem kurzen persönlichen Gespräch. Der Kanzler ist es dann auch, der im Bundestag herzlich über Charles Fußball-Anmerkungen lacht. Also zusammengefasst: Ein royaler Tag in der Hauptstadt voller Überraschungen.

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