Missbrauchsvorwürfe gegen Prinz Andrew "Niemand steht über dem Gesetz"

London · Aus den USA sieht sich Prinz Andrew mit Missbrauchsvorwürfen aus einer Zivilklage konfrontiert. Nun überprüft die britische Polizei die Anschuldigungen erneut.

 Eine Frau wirft Prinz Andrew vor, sie als Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. 

Eine Frau wirft Prinz Andrew vor, sie als Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. 

Foto: dpa/Chris Jackson

Nach einer Zivilklage in den USA will auch die britische Polizei die Missbrauchsvorwürfe gegen Prinz Andrew erneut überprüfen. Die Chefin der Londoner Polizei, Cressida Dick, sagte am Donnerstag im Radiosender LBC, sie habe ihre Kollegen gebeten, "sich das Material noch einmal anzusehen". "Niemand steht über dem Gesetz", fügte die Polizeichefin hinzu. Die Londoner Polizei, die bisher keine Ermittlungen gegen den Herzog von York aufgenommen hat, werde ihre Position daher "natürlich noch einmal überprüfen".

Prinz Andrew war am Montag in den USA wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen verklagt worden. Das mutmaßliche Opfer Virginia Giuffre gibt in der bei einem New Yorker Gericht eingereichten Zivilklage an, von dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein regelmäßig missbraucht und für Sex an den zweitältesten Sohn von Queen Elizabeth II. und andere "mächtige Männer" ausgeliehen worden zu sein. Sie verlangt nun Schadenersatz von dem Prinzen.

Giuffre wirft Prinz Andrew konkret vor, sie vor mehr als 20 Jahren im Haus von Epsteins damaliger Freundin Ghislaine Maxwell in London, in Epsteins Haus in New York und auf Epsteins Privatinsel in der Karibik missbraucht zu haben. Laut ihrer Klage ist die damals 17-Jährige von Epstein, Maxwell und Prinz Andrew "gegen ihren Willen zum Geschlechtsverkehr mit Prinz Andrew gezwungen worden".

Die Vorwürfe gegen den 61-jährigen Andrew stehen schon seit 2019 im Raum. Er bestritt die Anschuldigungen stets und erklärte, sich nicht an ein Treffen mit Giuffre erinnern zu können, trat aber nach einem verunglückten TV-Interview von seinen royalen Pflichten zurück. Zu der in den USA eingereichten Klage hat er sich noch nicht geäußert.

Der Multimillionär Epstein soll jahrelang minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Der bestens vernetzte und bereits wegen Sexualverbrechen verurteilte Investmentbanker war nach seiner neuerlichen Festnahme 2019 tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan gefunden worden, nach offiziellen Angaben nahm er sich das Leben.

Epstein hatte gute Kontakte zu zahlreichen Politikern und Prominenten, darunter auch die Ex-US-Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump sowie Microsoft-Gründer Bill Gates.

(june/AFP)
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