Historische Titelseiten Als im Rheinland die Erde bebte

Düsseldorf · Vor 29 Jahren erschütterte das schwerste Erdbeben seit einem Vierteljahrtausend das Rheinland. Das Beben löste Panik bei den Menschen aus - und hinterließ große Schäden. Eine Frau starb, zahlreiche Menschen wurden verletzt.

 So sah die Titelseite der Rheinischen Post vom 14. April 1992 aus (Archivfoto)  Foto: Rheinische Post.

So sah die Titelseite der Rheinischen Post vom 14. April 1992 aus (Archivfoto) Foto: Rheinische Post.

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Es war mitten in der Nacht, als tausende Menschen im Rheinland aus dem Schlaf gerissen wurden. Um 3.20 Uhr am 13. April 1992 wackelten Möbel, Teller zerschepperten und Bücher stürzten aus den Regalen. Innerhalb kürzester Zeit gingen zahlreiche Notrufe bei der Polizei ein. In Mönchengladbach vermuteten Anwohner sogar zunächst einen Terroranschlag auf das dortige NATO-Hauptquartier.

 Das Erdbeben war mit einer Stärke zwischen 5,8 und 6,0 das heftigste seit dem Jahr 1756. Am Niederrhein dachten viele Bürger an baubedingte Absenkungen. Aus Angst liefen viele Menschen in ihren Schlafanzügen auf die Straße, um sich in Sicherheit zu bringen. Just dabei jedoch wurden einige von herabfallenden Dachziegeln getroffen und verletzt, wie die Rheinische Post einen Tag später berichtet. Einige Menschen beobachteten auch auffälliges Verhalten von Tieren kurz vor den Erschütterungen: Vögel seien weggeflogen, Hunde hätten plötzlich gebellt und Katzen seien panisch geworden.

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Das Beben dauerte zwar nur zwischen fünf und 30 Sekunden, richtete aber relativ großen Schaden an. In Bonn starb eine 79 Jahre alte Rentnerin durch den Schock des Erdbebens an Herzversagen. Entlang der Rheinschiene gab es zahlreiche Schäden an Autos, Kirchen und Häusern. Besonders schwer traf es den Kreis Heinsberg nahe dem Epizentrum im niederländischen Roermond, wo viele Häuser zerstört, teils anschließend sogar abgerissen werden mussten. Von der Spitze des Kölner Doms stürzten Kreuzblumen aus Naturstein in die Tiefe. Insgesamt entstanden in NRW Schäden in Höhe von rund 130 Million Euro.

Dennoch hätte es viel schlimmer ausgehen können. Als die Erde bebte, waren die Menschen in ihren Betten und die Straßen leer. Zudem lag das Epizentrum in rund 18 Kilometer Tiefe, die darüber liegenden Schichten dämmten die Erdstöße.

Auch in den Jahren darauf kam es immer wieder zu kleineren Erdbeben in der Region. 2002 erlebte Alsdorf ein Beben der Stärke 4,8 — ohne Verletzte. Im Sommer 2011 überraschte ein Beben der Stärke 4,3 die Menschen in Goch. Was viele überraschen dürfte: Die niederrheinische Bucht gilt als eines der aktivsten Erdbebengebiete Mitteleuropas, neben dem Oberrheingraben und der Schwäbischen Alb. In der Region gelten daher hohe Anforderungen an die Statik bei Neubauten.

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