Historische Titelseiten Reemtsma kommt 33 Tage nach seiner Entführung frei

Düsseldorf · Vor 25 Jahren wurde der Hamburger Multimillionär Jan Philipp Reemtsma entführt. Nach 33 Tagen und der Zahlung einer Rekordsumme von 30 Million Mark kam er frei. Aufgeklärt wurde der Fall aber erst später.

 Die Titelseite der Rheinische Post vom 29. April 1996 (Archivfoto).

Die Titelseite der Rheinische Post vom 29. April 1996 (Archivfoto).

Foto: Rheinische Post

Der Hamburger Mäze und Literaturwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma ist Millionenerbe eines Tabakkonzerns. Auf das Vermögen der Familie hatten es 1996 Thomas Drach und seine Komplizen abgesehen. Am 25. März entführten die Täter den damals 43-Jährigen auf seinem Grundstück in Hamburg-Blankenese. Dort hinterließen sie eine Lösegeldforderung und eine Handgranate.

Der Fall Reemtsma gilt als einer der spektakulärsten Kriminalfälle in der Bundesrepublik. Ganze 33 Tage war der Millionenerbe in einem Kellerverlies in Gefangenschaft. Die Entführer bekamen eine Rekordlösegeldsumme in Höhe von 30 Millionen Mark, aufgeteilt in 15 Millionen D-Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken. Zuvor waren zwei Geldübergaben gescheitert. 43 Stunden nach der geglückten Übergabe, am 26. April 1996, wurde Reemtsma freigelassen. Der Verbleib des Lösegelds ist bis heute weitgehend ungeklärt. Nur rund eine Million Mark wurden bis heute sichergestellt.

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Am 29. April, als die Rheinische Post über die Freilassung von Reemtsma berichtete, war noch unklar, wer die Entführer waren. Doch die Ermittler zeigten sich zuversichtlich, die Täter bald zu finden. „Wir rechnen uns gute Erfolgschancen aus“, sagte ein Polizeisprecher damals. Nach der Vernehmung des Entführungsopfers wusste die Polizei, dass es sich bei den Tätern vermutlich um mehrere Deutsche gehandelt hat. Reemtsma hatte auch angegeben, dass das Tatfahrzeug ein Kombi mit gelbem, möglicherweise holländischem, Kennzeichen gewesen sein könnte. Zudem hatten die Ermittler auch eine Stimmaufzeichnung aus einem Telefonat. Aber auch die Bürger waren aufgerufen, sich mit Hinweisen zu melden - dafür wurde eine Belohnung von bis zu 100.000 Mark ausgesetzt.

Durch Hinweise der Bevölkerung und der Aussage von Reemtsma gelang es der Polizei knapp einen Monat später, das Haus in Garlstedt, in dem die Täter Reemtsma festgehalten hatten, zu finden. Durch den Mietvertrag konnten sie zwei Komplizen des Haupttäters Thomas Drach in Spanien ausfindig machen. Sie wurden zu fünf und zehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Ein dritter Komplize stellt sich 1998 und erhielt eine Haftstrafe von sechs Jahren.

Thomas Drach wurde erst 1998 in Buenos Aires verhaftet, zwei Jahre später wurde er an Deutschland ausgeliefert. 2001 verurteilte das Landgericht Hamburg Drach zu 14 Jahren und 6 Monaten Freiheitsstrafe. Er kam erst am 21. Oktober 2013 unter Auflagen frei. Im Februar 2021 wurde Drach in Amsterdam erneut verhaftet. Er soll an Überfällen auf Geldtransporter beteiligt gewesen sein.

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