Historische Titelseiten Krawallserie nach Mordanschlag in Solingen 1993

Solingen · Am 29. Mai 1993 starben fünf Menschen bei einem rechtsextremen Brandanschlag in Solingen. Die Tat erschütterte damals die gesamte Bundesrepublik. Tage nach der Tat kam es in der Klingenstadt, aber auch an anderen Orten, zu gewalttätigen Demonstrationen.

 Die Titelseite der Rheinischen Post vom 1. Juni 1993.

Die Titelseite der Rheinischen Post vom 1. Juni 1993.

Foto: Rheinische Post

Ausländerfeindlichkeit und Rassismus sind nicht erst seit der Migrationskrise im Jahr 2015 ein Thema. Nach der Wiedervereinigung stieg die Zahl der Asylbewerber in den frühen 90er-Jahren in Deutschland stark an. Aus Fremdenhass zündeten vier Männer im Mai 1993 das Haus der türkischstämmigen Familie Genç in Solingen an. Fünf Frauen und Mädchen starben. Mehrere Personen wurden schwer verletzt. Nach den Ausschreitungen von Hoyerswerda (1991), Rostock und Mölln (beide 1992) war die Tat von Solingen ein weiterer schwerer Schlag gegen das Miteinander für Menschen unterschiedlichster Herkunft. Der Brandanschlag von Solingen gilt als einer der schwersten ausländerfeindlichen Verbrechen der deutschen Nachkriegszeit und beschäftigt die Stadt auch heute noch.

In Solingen wurde am Wochenende nach der schrecklichen Tat gegen Ausländerfeindlichkeit demonstriert. Aber auch in anderen Städten, wie in Berlin und Frankfurt, gab es Aufstände. Viele Türken fragten sich, ob sie in Deutschland noch sicher seien oder ob ihnen Ähnliches drohe. Die Demonstranten blockierten Autobahnen. In der Nacht zum Pfingstmontag löste die Wut der Protestler eine Gewaltwelle aus. Es entstand Sachschaden in Höhe von mindestens einer Million Mark, wie die Rheinische Post am 1. Juni auf ihrer Titelseite schrieb. Die Demonstranten zerstörten Fensterscheiben von rund 50 Geschäften, beschädigten Autos und Bushaltestellen und plünderten Läden. Auch einen Tag später kam es zu weiteren Demonstrationen in Solingen und zu Autokorsos durch die Stadt.

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Foto: Krebs Andreas / Repro/Krebs, Andreas (kan)

Alle im Bundestag vertretenen Parteien verurteilten den Mordanschlag. Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker rief dazu auf, das friedliche Zusammenleben nicht durch einzelne Gewalttäter gefährden zu lassen. Bundeskanzler Helmut Kohl nannte die Tat „heimtückisch“ und „verabscheuungswürdig“.

Vier Männer wurden später vom Oberlandesgericht Düsseldorf wegen Mordes verurteilt. Sie haben ihre Strafen abgesessen. In Solingen steht heute ein Mahnmal für die Opfer des rechtsextremen Brandanschlags. Seit 2012 gibt es in Solingen auch einen Mercimek-Platz, benannt nach dem Heimatort der Familie Genç. 2018 gab es 25 Jahre nach der schrecklichen Tat ein großes Gedenken. Mehr dazu lesen Sie hier.

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