Historische RP-Titelseiten Der König ist tot, es lebe die Königin
Düsseldorf/London · Im Februar 1952 ist die Rheinische Post gerade einmal sechs Jahre alt – und vieles sieht anders aus als heute, vor allem das Layout der Zeitung. Ein wichtiger Tag für Großbritannien ist der 6. Februar – über den wir am 7. berichten. Ein Rückblick anlässlich des 75. Jubiläums der RP.
Für Großbritannien ist der 6. Februar ein trauriger Tag und gleichzeitig der Beginn einer neuen Ära. König Georg VI. stirbt an einer arteriellen Thrombose, ein Blutgerinnsel, und seine Tochter Elisabeth besteigt den Thron, mit gerade einmal 25 Jahren – und ist bis heute Monarchin des Britischen Königreichs.
Wer aber ist Georg VI.? Als zweitgeborener Sohn des britischen Königs Georg V. geht der schüchterne Albert, Duke of York, nicht davon aus, jemals auf dem britischen Thron zu sitzen. Stattdessen steht an erster Stelle der Thronfolge sein Bruder Eduard, der seinem Vater nach dessen Tod am 20. Januar 1936 als Eduard VIII. folgt. Lange jedoch hält er sich nicht auf diesem Posten. Er dankt selbst ab – wegen eines Skandals, der das Empire erschüttert. Der ledige Eduard unterhält eine Beziehung zur zweifach geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson. Ein Skandal in der damaligen Zeit – insbesondere als er beschließt, die bürgerliche Geliebte zu heiraten. Nach nur elf Monaten ist sein Intermezzo als Monarch beendet, dann muss sein jüngerer Bruder Albert nachrücken. Aus Respekt gegenüber seinem Vater nimmt dieser am 11. Dezember 1936 als König ebenfalls den Namen Georg an, regiert also als Georg VI.
Es folgen turbulente Jahre voller Krisen: Der Aufstieg der Nazis und die Appeasement-Politik (Beschwichtigungspolitik) der Vorkriegsjahre, die zunächst im Münchner Abkommen mit dem Abtritt des Sudetenlandes an das Deutsche Reich und später auch dessen Bruch münden. Ab 1939 folgt der Zweite Weltkrieg – eine harte Zeit für die Bevölkerung, aber auch für das britische Königshaus. Aus Solidarität leben auch die Royals von Lebensmittelrationen, Georg bleibt trotz Bombardements und Schäden am Buckingham Palast in der Hauptstadt. Die Königsfamilie besucht betroffene Stadtviertel, nimmt Anteil am Schicksal der Menschen und übernimmt vor allem Repräsentationspflichten. Dadurch wächst ihre Beliebtheit im Volk insbesondere wegen des unermüdlichen Einsatzes der Adelsfamilie. Auch in der Nachkriegszeit wird es nicht einfacher, der langjährige Kampf hat massenhaft Ressourcen gefordert – wirtschaftliche wie menschliche.
Für Georg VI. sind diese Jahre kein Zuckerschlecken – eher das Gegenteil. Dies fordert seinen Tribut. Zudem ist der König zeitlebens starker Kettenraucher und seine Gesundheit leidet sehr darunter. Bei ihm wird Lungenkrebs diagnostiziert, ebenso wie eine Arteriosklerose. Dadurch muss seine junge Tochter Elisabeth immer wieder repräsentative Aufgaben, vor allem im Ausland, übernehmen.
In der Nach vom 5. auf den 6. Februar 1952 stirbt König Georg VI. an einem Blutgerinnsel im Schlaf – ein Bediensteter findet ihn morgens tot im Bett. Seine Frau, Elizabeth, wird ihn um ein halbes Jahrhundert überleben. „Queen Mum“, wie sie im Volksmund genannt wird, ist in der Bevölkerung weiter sehr beliebt und stirbt 101-jährig am 30. März 2002.
Einen sehenswerten Einblick in das Leben von Georg VI. gibt der Film „The King’s Speech“ mit Colin Firth als Monarch. Der hochgelobte und auch fürs Theater adaptierte Film zeigt die Zeit kurz vor und nach der Krönung mit Rückblicken in die Kindheit – und legt den Fokus auf das Stottern des britischen Adligen. Das ist ein massives Handicap, muss er doch insbesondere in diesen bewegten Zeiten über Radioansprachen das Volk motivieren und unterstützen. Selbst Queen Elizabeth zeigt sich von dem Film berührt, auch wenn über dessen historische Korrektheit im Detail viel diskutiert wird.