Hessen 50 Männer legen Feuer und locken Polizei in Hinterhalt

Dietzenbach · Etwa 50 Männer haben am frühen Freitagmorgen im hessischen Dietzenbach einen Brand gelegt und anschließend die Rettungskräfte angegriffen. Der Sachschaden beläuft sich auf mindestens 150.000 Euro.

 Der Löschschaum liegt noch auf dem Boden am Rande einer Hochhaussiedlung im hessischen Dietzenbach. Etwa 50 Männer haben dort einen Brand gelegt und anschließend die Rettungskräfte angegriffen.

Der Löschschaum liegt noch auf dem Boden am Rande einer Hochhaussiedlung im hessischen Dietzenbach. Etwa 50 Männer haben dort einen Brand gelegt und anschließend die Rettungskräfte angegriffen.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Nach Polizeiangaben hatten die Männer die Einsatzkräfte vermutlich in einen Hinterhalt gelockt. Demnach wurden auf einem Parkdeck Mülltonnen und ein Bagger angezündet. Beim Eintreffen der alarmierten Kräfte seien Polizisten und Feuerwehrleute dann attackiert worden. „Wir gehen davon aus, dass die Feuer nur gelegt wurden, um die Einsatzkräfte anzulocken“, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Polizeiangaben zufolge wartete die Gruppe bei Eintreffen der Beamten bereits mit Steinhaufen.

Die Auseinandersetzung dauerte etwa zwei Stunden. Drei Männer wurden laut Polizei vorläufig festgenommen. Zwei von ihnen hätten den Einsatz gestört und seien Platzverweisen nicht gefolgt, der Dritte sei ein mutmaßlicher Steinewerfer. Während der Auseinandersetzung sei auch ein Hubschrauber im Einsatz gewesen.

Verletzt wurde nach bisherigem Kenntnisstand niemand. Der Sachschaden beläuft sich laut Polizei auf mindestens 150.000 Euro. Auch Einsatzfahrzeuge seien beschädigt worden. Weitere Details und Hintergründe waren zunächst unklar – etwa ob und welchem politischen Lager die Gruppe zugeordnet werden könne, hieß es. Es habe zuvor keine Hinweise auf den Vorfall gegeben.

„Es ist bereits der zweite schwere Angriff auf Einsatzkräfte binnen einer Woche. Die Gewaltspirale dreht sich ungehemmt weiter", sagt Heini Schmitt, Landesvorsitzender des Deutschen Beamtenbundes in Hessen zu den nächtlichen Randalen in Dietzenbach. Erst vergangenen Sonntag war eine Polizistin in Frankfurt nur durch Glück dem Tode entronnen, nachdem ein Mann einen 20 Kilo schweren Blumenkübel vom Eisernen Steg auf sie herabfallen ließ und sie nur knapp verfehlte. „Diese Tat war für uns eindeutig der Versuch, der Kollegin schwerste Verletzungen beizubringen oder sie zu töten“, sagt Schmitt.

Am vergangenen Donnerstag hatte das Bundeskriminalamt (BKA) über einen neuen Anstieg bei der Gewalt gegen Polizisten in Deutschland berichtet. So wurden dem Bundeslagebild zur Gewalt gegen Polizisten zufolge im vergangenen Jahr 36.126 Fälle registriert. Das waren rund 3000 Fälle – oder auch 8,6 Prozent – mehr als im Jahr 2018.

Einsatzkräfte werden zum Beispiel mit Böllern beworfen oder mit Eisenstangen attackiert. Auch die Zahl der Polizisten, die Opfer von Attacken wurden, stieg. Im Jahr 2019 waren es 69.466 Beamte. Im Vergleich zum Jahr 2018 (65.896 Opfer) wurde eine Zunahme von 5,4 Prozent registriert.

Auch in Hessen sehen sich Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungssanitäter immer häufiger körperlicher Gewalt ausgesetzt. Rein statistisch gesehen kam es im Jahr 2019 pro Tag zu fünf bis sechs Übergriffen alleine auf Polizistinnen und Polizisten. Insgesamt wurden 2052 derartige Gewalttaten erfasst, wie aus der Antwort des hessischen Innenministeriums auf eine Landtagsanfrage der AfD-Abgeordneten Dirk Gaw und Klaus Herrmann vom April hervorgeht.

(dpa/malu)
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