Bluttat war geplant 16-Jähriger ersticht seine Eltern

Olpe (rpo). Ein 16-jähriger Schüler hat am Samstag seine Eltern erstochen. Er habe abgewartet, bis sein Vater auf dem Balkon eine Zigarette rauchte und habe dann auf seine 47-jährige Mutter eingestochen. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Olpe am Montag mit.

Tatwaffe war ein 35 Zentimeter langen Fleischermesser. Nach der bereits am Samstagabend geschehenen Tat rief er die Polizei. Der 44-Jährige und seine 47- jährige Ehefrau seien im Flur der Wohnung in einem Dreifamilienhaus verblutet, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag in Olpe. Als Motiv nannte der Schüler den strengen Erziehungsstil seiner Eltern.

Die Familientragödie hatte sich nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Siegen im Laufe des Samstags entwickelt. Bereits am Nachmittag hatten die Eltern dem Jungen verboten, das Haus zu verlassen. Als er beim Abendessen auf seine schulischen Leistungen angesprochen wurde, "fasste er den Entschluss, seine Eltern zu töten und besorgte sich in der Küche das Messer", sagte der leitende Staatsanwalt Hans-Werner Münker am Montag in Olpe.

Der Hauptschüler legte sich in seinem Zimmer die Tatwaffe zurecht und wartete, bis sein Vater auf den Balkon ging, um eine Zigarette zu rauchen. Dann rief er seine Mutter in sein Zimmer und stach zwei Mal gezielt auf die Bürokauffrau ein. Die Mutter taumelte in den Flur, wo der 16-Jährige noch mehrfach auf sie einstach. "Die Mutter erlitt mehr als zehn Stichverletzungen", sagte Münker. Der Vater, auf den der Sohn anschließend ebenfalls einstach, soll fünf Stichverletzungen erlitten haben.

Der Schüler informierte anschließend telefonisch die Polizei. Dabei erklärte er dem Beamten, er habe die Tat auch begangen, um sich von Satan zu befreien. Ein derartiger Hintergrund liege aber nicht vor, sagte Münker. "Dafür gibt es im Umfeld des Jugendlichen keine weiteren Hinweise. Es handelt sich um einen Familienstreit." Das Motiv sei vielmehr darin zu sehen, dass die Eltern sehr streng gewesen seien.

Der Staatsanwalt bezeichnete den Jugendlichen als "unauffällig" und "auf der Suche nach Anerkennung". Aus diesem Grund habe er auch im Freundeskreis Sympathie mit dem Wittener Satanistenpärchen geäußert. Ende Januar waren Daniel und Manuela Ruda in einem Aufsehen erregenden Prozess in Bochum wegen eines brutalen Ritualmordes zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Bei seinen Freunden sei er aber zu Recht lediglich als "Möchte-gern-Satanist" gesehen worden, so der Staatsanwalt. Der Schüler habe sich zwar für die Szene interessiert, sich aber nicht damit identifiziert. Gegen den Schüler wurde Haftbefehl erlassen, die Anklage wird nach Einschätzung Münkers voraussichtlich auf zweifachen Mord lauten.

Kritik, dass die Polizei nicht bereits früher ausgerückt sei, wies der Olper Kreisdirektor Theo Melcher zurück. Nachbarn hatten fünf Minuten vor dem Anruf des Täters die Polizei über Lärm und Streitigkeiten in der Nachbarwohnung informiert. "Wir können aber nicht bei jedem Familienstreit sofort einen Wagen schicken", sagte Melcher.

(RPO Archiv)
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