Rom 120 Tote in 2012: Italien diskutiert über Frauenmorde

Rom · Ein Pilot soll seine schwangere Geliebte getötet und ihren Selbstmord vorgetäuscht haben. "Schon wieder ist eine Frau umgebracht worden, als würde man ein Hindernis aus dem Weg räumen, als sei sie nichts wert", kommentierte "La Stampa" das, was dieser Tage Schlagzeilen macht: "femminicidio", Frauenmord. Im Jahr 2012 starben in Italien mehr als 120 Frauen durch die Hand eines Mannes, den sie kannten, das heißt, alle drei Tage eine Tote.

Nun hat die Regierung Enrico Lettas einen Gesetzesentwurf ins Parlament gebracht, der bedrohten Frauen helfen soll. Er sieht härtere Strafen für Misshandlungen und Stalking vor und eröffnet die Möglichkeit des Hausverbots für Gewalttäter. Müssen Italiens Mädchen und Frauen vor ihren Partnern geschützt werden? Die italienische Gesellschaft, das ist die Sorge, krankt immer noch an einem Frauenbild, das Männer dazu verleitet, Frauen als ihr Eigentum zu sehen – und sie in der Folge auch so zu behandeln.

Die Anti-Gewalt-Zentren Di.re ("Frauen vernetzt gegen Gewalt") kommentierten, diese Vorfälle spiegelten den kulturellen Verfall, der das Land seit Jahrzehnten präge. "Die gewaltsame Sprache ist Ausdruck einer Kultur, die die Würde, Freiheit, Gedanken und Autorität der Frau negiert."

(dpa)
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