Zwischen Purpur und Papamobil

In der Buchhandlung Stern-Verlag herrschte Freude. Genau zum Geburtstag Benedikts XVI. hatte man den Mann für eine Lesung gewonnen, dessen Zeitung einst titelte: "Deutschland ist Papst". Andreas Englisch war viele Jahre Vatikankorrespondent der Bild-Zeitung. Er begleitete Johannes Paul II. und sdessen deutschen Nachfolger auf Dutzenden von Reisen durch die Welt. Hinter den Mauern der römischen Kurie kennt er sich so gut aus wie Josef Ratzinger in Altötting. Für seine Arbeit bedient sich Englisch eines Telefonverzeichnisses mit den wichtigsten Namen der katholischen Machtzentrale. Und alle paar Jahre schreibt er ein neues Buch mit Geschichten aus jenem inneren Zirkel. Das neueste heißt einfach "Benedikt XVI."

Es ist eine Mischung aus Schlüsselloch-Blick und Anekdotischem, was der Journalist für seine Zeitung gesammelt hat und an der Friedrichstraße im Plauderton zum Besten gab. Die nichttheologische Kernaussage lautet: Auch im Vatikan läuft längst nicht alles rund.

Als Beispiel nannte Englisch die berühmten Rauchzeichen aus dem Konklave während der Papstwahl. Schon beim vorletzten Mal war es wegen eines verstopften Ofens nur mit Mühe gelungen, schwarzen und weißen Rauch zu erzeugen. Jetzt hatte man der Presse mitgeteilt, bei erfolgreicher Abstimmung würden zusätzlich die Glocken von St. Peter läuten. Dann trat der frisch gekürte Heilige Vater auf den Balkon, doch die Glocken waren stumm geblieben: Der Sakristan war nicht tätig geworden, weil er sein Handy ausgeschaltet hatte.

Dem Publikum gefielen die amüsanten Geschichten aus der Welt von Purpur und Papamobil.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort