Zwei Nonnen halten Kloster besetzt

Die römische Ordenskongregation hat den Karmel in Zweifall 2005 aufgelöst. Doch zwei dort verbliebene Nonnen wollen das Kloster auf keinen Fall verlassen. Jüngst hat das Amtsgericht Aachen einen Notvorstand zur Besitz-Verwaltung eingesetzt – zwei Karmelitinnen aus anderen Klöstern.

Zweifall Am Hang über dem Voreifelort Zweifall steht am Waldrand das Karmelitinnen-Kloster (Karmel) Maria Königin. Ein Ort des Gebets und der Andacht, der Stille und Einkehr, des friedlichen Miteinanders in der Ordensgemeinschaft – sollte man denken. Doch um das Kloster wird gestritten – im Orden und vor weltlichen Gerichten.

Auf der einen Seite stehen Schwester Regina (60) und Schwester Katharina (46), die einzigen Nonnen, die noch in dem Kloster leben und es auf keinen Fall verlassen wollen. Auf der anderen Seite der Karmelitinnen-Orden, das Bistum Aachen, die römische Ordenskongregation, die den Karmel 2005 aufgelöst hat.

Zur Geschichte des Streites: 1955 war der Karmel offiziell eröffnet worden. Damals lebten etwa 30 Nonnen dort. Doch der Orden litt unter "Nachwuchsmangel". 2005 beteten und arbeiteten nur noch Priorin Helena, Subpriorin Regina und Schwester Katharina in Zweifall. Zu wenige nach Einschätzung des Ordens, um ein Leben in klösterlicher Gemeinschaft möglich zu machen. Deshalb beantragte das Bistum auf Anregung des Ordens gegen den Willen der Zweifaller Schwestern die Auflösung des Klosters. Die römische Ordenskongregation sprach sie aus.

Doch die drei Schwestern blieben, besetzten das Kloster. Bereits 2005 organisierte der "Freundeskreis des Karmels" Mahnwachen und Lichterketten. Auch als die Priorin 2006 starb, gaben Schwester Regina und Schwester Katharina nicht auf. Sie wählten Schwester Regina zur Priorin und damit zum Vorstand des Klostervereins. Dieser regelt die weltlichen Angelegenheiten des Karmels, der sich durch seine Hostienbäckerei für das gesamte Bistum Aachen und Verkäufe aus dem Klosterladen finanziert.

Einige Jahre schien dieser Zustand Bestand zu haben, der Streit zu ruhen. Doch in diesem Sommer bestimmte das Amtsgericht Aachen, da der Karmel offiziell seit 2005 nicht mehr existierte, einen Notvorstand für den Klosterverein: Schwester Hildegard vom Kloster St. Josef in Auderath und Schwester Josua vom Kloster Heilige Familie in Düren.

Jüngste Konsequenz: Schwester Regina und Schwester Katharina können nicht mehr über die Bankkonten des Klosters verfügen. Nur mit Unterschrift oder in Begleitung des Notvorstandes können die beiden das Geld abheben, das sie im Kloster verdienen. "Das ist eine Erniedrigung", klagt Schwester Katharina. Lieber nehmen die Schwestern Spenden an, die der Karmel-Freundeskreis sammelt.

Die Gräben zwischen den streitenden Parteien scheinen unüberbrückbar. Die Karmelitinnen aus Zweifall legten Beschwerde gegen den Entscheid des Amtsgerichtes ein. Notfalls wollen sie den Europäischen Gerichtshof anrufen. Beide Schwestern leben seit Jahrzehnten im Karmel und fürchten aus ihrem Kloster vertrieben zu werden. Bei einer Auflösung würde der Besitz ans Bistum fallen. Der Vorwurf, zu zweit könnten die Nonnen nicht die Regeln klösterlichen Lebens erfüllen – Anlass für den Orden, das Kloster auflösen zu lassen – grenzt für Schwester Regina an "Verleumdung". Schließlich habe schon Christus gesagt: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen."

Gespräche mit dem Notvorstand lehnen die Zweifaller Schwestern strikt ab. Stets seien Entscheidungen getroffen worden, ohne sie anzuhören. Schon 2005, als Ordensvertreter zu einer Visitation in Zweifall waren, hatten sie sich auf ihr "Hausrecht" berufen und die Polizei alarmiert, um den Besuch loszuwerden. Auch das Vertrauen zu den Karmelitinnen, die den Notvorstand bilden, sei geschwunden, meint Schwester Regina. Sie träten als "Vollstreckerinnen" auf. "Unmoralisch" sei es, "wenn Mitschwestern sich dafür hergeben".

Für Schwester Hildegard, die mit Schwester Josua den Notvorstand bildet, passt der Widerstand ihrer Mitschwestern in Zweifall nicht zu den Gelübden, die sie abgelegt haben. Sie sieht nach wie vor gute Gründe für die Schließung des Karmels. Zugleich versichert sie: "Wir wollen keine Zwangsräumung des Klosters. Wenn die Schwestern wollen, können sie sicher in irgendeiner Form bleiben." Auch Schwester Josua glaubt noch an ein mögliches Ende des unseligen, seit sechs Jahren währenden Streits. "Doch dazu muss es ein Gespräch miteinander geben. Wir verstehen, dass die Mitschwestern große Angst haben und deshalb so reagieren. Aber sicher gibt es einen Weg, dass die zwei an ihrer Stelle für Gott und die Welt da sein können – so wie die Ordensregel es vorschreibt."

(RP)
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