Köln Zum Rasen nach Deutschland

Köln · Die Kölner Polizei bemerkt vermehrt ausländische Raser auf den Autobahnen.

Als die Kölner Polizei an Karfreitag vier Sportwagen mit britischen Kennzeichen aus dem Verkehr zog, deren Fahrer sich mit mindestens sechs weiteren Rasern illegale Rennen auf der A 4 geliefert hatten, beschlagnahmten die Ermittler auch die Smartphones und Dashcams der Briten. Mit den Kameras hatten sie ihre Fahrten bei teils mehr als 200 Kilometern pro Stunde aufgenommen.

"Auf einem der Telefone war der deutsche Bußgeldkatalog gespeichert", sagt Hauptkommissar Rainer Fuchs von der Polizei Köln. So konnten die britischen Autofahrer nachschauen, mit welcher Strafe sie ab welcher Geschwindigkeitsübertretung rechnen mussten. Am Ende mussten sie ihre Heimreise ohne Autos organisieren. "Das ist das Einzige, was Raser schmerzt - wenn man ihnen ihr Spielzeug wegnimmt", sagt Fuchs, der das "Projekt Rennen" in Köln leitet.

Großbritannien gehört zu den Ländern, die in Europa die höchsten Bußgelder verhängen. Wer dort 50 km/h zu schnell gefahren ist, zahlt bis zu 2890 Euro. In Frankreich sind es 1500 Euro, in den Niederlanden und Spanien ab 600 Euro, in Italien ab 530 Euro. In Deutschland sind es ab 240 Euro - für Autofahrer aus England oder Holland also eine ungewohnt niedrige Strafe. Dazu kommt: Deutschland ist das einzige europäische Land, in dem es kein Tempolimit auf Autobahnen gibt.

Die Kölner Polizei stellt auf den Autobahnen im Bezirk vermehrt Raser aus dem Ausland fest - nicht nur am Wochenende vor Ostern, wenn sich die Tuner-Szene am "Car-Freitag" feiert. "Wir merken das zum Beispiel auch an den Wochenenden, an denen auf dem Nürburgring freies Fahren auf der Nordschleife möglich ist", sagt Fuchs. "Ich denke, dass wir uns an bestimmten Tagen anders aufstellen müssen."

Weil Rasen und vor allem illegale Straßenrennen Kontrolldelikte sind, also nur festgestellt werden, wenn die Polizei regelmäßig kontrolliert, appelliert die Polizei immer wieder Zeugen, die 110 zu wählen, wenn sie zu schnelles Fahren beobachten. Durch Zeugenhinweise wurden die Ermittler auch auf die britischen Raser aufmerksam. Sie beschrieben den Beamten, dass die Fahrer den Verkehr auf der A 4 und der A 61 bewusst ausbremsten, um nach vorne genug Strecke zum Beschleunigen zur Verfügung zu haben. "In England liegt das Tempolimit auf den Autobahnen bei 112, in Städten bei 48 Kilometern pro Stunde", sagt Fuchs. "Was will man da mit einem hochmotorisierten Auto?"

In Deutschland gibt es zwar eine Richtgeschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde - ein Tempolimit gilt aber nur auf etwa der Hälfte aller Autobahnkilometer. "Überall sonst heißt es ,Freie Fahrt für freie Bürger'", sagt Fuchs, "obwohl eigentlich jeder weiß, dass zu schnelles Fahren zu schweren Unfällen führen kann, die oft tödlich enden." Ablenkung durch Smartphones und zu geringer Abstand sind ebenfalls häufige Unfallursachen. Kölns Polizeipräsident Uwe Jacobs fordert ein generelles Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen. Experten wünschen sich stärkere Sanktionen für rücksichtsloses Verhalten.

(hsr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort