Xaver Fischer - neues Trio, alter Jazz

Wenn der Jazzpianist am 18. August bei "Jazz & Weltmusik im Hofgarten" auftritt, wird er sein Publikum überraschen. Er geht 90 Jahre in der Geschichte des Jazz zurück, um zu beweisen, dass das Stride Piano dem NuJazz in Sachen Groove in nichts nachsteht.

Der Mann hat Ideen. Im Internet kann man sich ansehen, wie Keyboarder Xaver Fischer sein Live-Equipment auf Minimalgröße und -gewicht reduziert, um vom Hocker bis zum Verstärker alles mit Faltrad und Anhänger transportieren zu können. In den letzten Jahren ist der Jazzpianist, der in Düsseldorf aufwuchs und 1996 mit dem Förderpreis für Musik der Landeshauptstadt ausgezeichnet wurde, viel herumgekommen. Er arbeitete für Sänger und Sängerinnen wie Sarah Connor, Joy Denalane, Gunter Gabriel, Tom Gaebel, Rea Garvey, Marla Glen, Sandy Mölling, Renée Olstead oder Sasha. Er gehörte zu Stefan Raabs Tour-Band und zur "Late Night"-TV-Band von Anke Engelke. Bei 150 Auftritten im Jahr hatte er eines Tages genug von Autobahn, Stau und Parkplatzsuche. Da kam ihm die Idee mit dem Falt–rad, das sich sogar problemlos im ICE mitnehmen lässt.

Auch wenn Fischer, der Ende der 1990er Jahre mit seinem eigenen Trio bekannt wurde, noch im Mai auf der "Jazz Rally" zu hören war, hat er sich doch seit einigen Jahren in Düsseldorf eher rar gemacht. Jetzt wird er – wie zuletzt 2007 – wieder einmal beim Festival "Jazz & Weltmusik im Hofgarten" auftreten, jetzt mit seinem neuen Ensemble Xaver Fischers Ragtime Band. Wer die Ankündigung im Programm liest, wundert sich. Sollte das derselbe Xaver Fischer sein, der beim "Unique"-Label seine NuJazz-Alben veröffentlicht hat? Und der spielt nun Piano-Jazz aus den 20er Jahren? Ganz recht. Grund genug, ihn einmal zu fragen, was er in den letzten Jahren gemacht hat und wie er zur Rückbesinnung vom Keyboard auf den Flügel und vom Lounge-Jazz zum Stride Piano kam.

Der Pianist, der heute in Bornheim bei Bonn wohnt, erinnert sich gern an seine Zeit in Düsseldorf. "Das Xaver Fischer Trio ist natürlich eine Düsseldorfer Band", sagt er. "Das Label ,Unique' ist hier, die Jungs aus der Band kommen von hier." Doch beim Gedanken an den "Unique Club" schwingt Wehmut mit. "Dass es den nicht mehr gibt, ist sehr schade. Auch im Rahmen der ,Jazz Rally' haben wir dort oft gespielt. Das war unsere beste Zeit. Selbst wenn ich jetzt nur noch selten hier bin: Düsseldorf bleibt die Heimatstadt dieser Band."

Die Veröffentlichung des letzten Albums "Visit From A Goddess" liegt sieben Jahre zurück. Danach hat Fischer eine, wie er es nennt, "kreative Pause" eingelegt, um mit Popmusik Geld für seine inzwischen fünfköpfige Familie zu verdienen. "Aber jetzt habe ich Lust, musikalisch wieder etwas Neues zu machen", sagt er. Mit dem Harlem Stride Piano, der New Yorker Variante des späten Ragtime, befasst er sich bereits seit 20 Jahren. Immer wieder hörte er historische Aufnahmen von James P. Johnson und Fats Waller, studierte Transkriptionen, um sich die Technik anzueignen. "Das Charakteristische an diesem Stil ist", erklärt er, "dass die linke Hand Bassnote und Akkord abwechselnd anschlägt, weshalb man keinen Kontrabass braucht. Es war eine Herausforderung für mich, das zu üben." Neu ist, dass Fischers Ragtime Band den traditionellen Stil mit Elementen aus anderen Genres mischt. Tenorsaxofonist Denis Gäbel – Bruder des Swing-Sängers – setzt moderne Improvisationen darüber, Schlagzeuger Hendrik Smock spielt manchmal gar einen House Beat dazu.

"Ich habe immer Wert darauf gelegt, etwas Neues zu machen", sagt Fischer. "Bei uns klingt das Stride Piano etwas bunter. Mal sehen, wie das beim Publikum ankommt, der Hofgarten jedenfalls ist die perfekte Location dafür." Seinen Fahrradanhänger kann Xaver Fischer dann getrost zu Hause lassen, denn im Hofgarten-Pavillon steht in dieser Saison sogar ein Flügel.

(RP)
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