Interview: Franz-Josef Antwerpes "Wünsche mir Bärbel Höhn zurück"

Der ehemalige Kölner Regierungspräsident wird am Donnerstag 80 Jahre alt.

Herr Antwerpes, Sie waren von 1978 bis 1999 Kölner Regierungspräsident. Sind die fünf Regierungsbezirke überhaupt noch nötig?

Antwerpes Ja, ein so großes Land wie NRW mit 18 Millionen Einwohnern kann nicht direkt von den Ministerien oder Landesverwaltungsämtern gesteuert werden. Stellen Sie sich die Schulaufsicht oder die Kommunalaufsicht direkt bei Frau Löhrmann oder Herrn Jäger vor. Ein abstruser Gedanke.

Die SPD will ein neues Ruhr-Parlament mit Direktwahl durch die Bürger. Was halten Sie davon?

Antwerpes Ich habe weder vom Ruhrsiedlungsverband noch vom Regionalverband Ruhr je etwas gehalten. Dieser Verband ist überflüssig. Duisburg und Dortmund tendieren sowieso zu ihren Nachbarkreisen und nicht nach Essen.

Sie haben damals vehement für das Braunkohlevorhaben Garzweiler II gekämpft. Was halten Sie von der angekündigten Verkleinerung des Abbaugebiets?

Antwerpes Ich erinnere mich genau, wie ich dem RWE-Vorstand bei Inbetriebnahme des BOA-Kraftwerkblocks in Weisweiler sagte: "Jetzt können Sie ohne Neuaufschlüsse mindestens bis 2048 baggern." Bei dem höheren Wirkungsgrad der Blöcke braucht man weniger Braunkohle, und deshalb kann man Garzweiler II problemlos verkleinern. Jeder weiß, in allerspätestens 30 Jahren ist mit Braunkohle Schluss.

Sie haben sich damals mächtig mit den Grünen angelegt. Wie sehen Sie die Partei heute?

Antwerpes Die Grünen haben mit Jürgen Trittin und Claudia Roth ihre Aushängeschilder auf den Speicher gebracht. Im Land füllt nur Frau Löhrmann ihren Job prall aus. Ich wünsche mir meine Erzkontrahentin Bärbel Höhn wieder nach Düsseldorf zurück. Im Übrigen sind CDU und SPD auch auf dem Öko-Trip. Da wird es programmatisch eng für die Grünen. Wenn sie sich zu Finanzen äußern, bekommen sie von allen Seiten Zunder.

Wie sieht Ihre rot-grüne Halbzeit-Bilanz aus?

Antwerpes Die Bilanz ist bescheiden, aber nicht trostlos. Eine CDU/FDP-Regierung hätte auch nichts Besseres zu bieten. NRW leidet unter den Strukturproblemen von Kohle und Stahl. Das Land braucht den Soli heute nötiger als Sachsen. Im Übrigen würde ich gerne die konkreten Einsparpläne der Opposition auf Heller und Pfennig wissen.

Wer wird Kölner OB-Kandidat der SPD?

Antwerpes Ich wünschte mir einen erfahrenen kommunalen Verwaltungsmann. Den hatte Köln als OB noch nie, und ich sehe auch nicht, dass sich das ändert. Es sieht nicht gut für Auswärtige aus. Selbst ein Leverkusener dürfte es schwer haben.

DETLEV HÜWEL STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
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