Wo es in der Stadt früher blüht
Die Bauern in Hamm und Volmerswerth profitieren von ihrer Lage am Rhein. Durch die Nähe zum Fluss ist das Klima etwas milder als anderswo. Auch wenn es nur ein Grad wärmer ist, kann das den Bauern einige Tage Vorsprung bei der Ernte gegenüber der Konkurrenz verschaffen.
Mit zufriedenem Blick mustert Jürgen Leuchten die ersten roten Blättchen, die aus den Rosenstöcken auf dem Hammer Feld gesprossen sind. Wenn, ja wenn alles gut geht, dann kann Leuchten Ende Mai, Anfang Juni die ersten Freilandrosen auf dem Großmarkt verkaufen. Und er kann sicher sein, dass er mit den edlen Blumen unter den ersten ist, die auf den Markt kommen. Denn die Bauern auf Düsseldorfer Gebiet genießen einen kleinen Vorteil: Weil die Böden nahe des Rheins etwa ein Grad wärmer sind, kommen Blumen und Gemüse aus Düsseldorf oft einige Tage früher auf den Markt als aus Regionen wie der Eifel oder dem Bergischen Land. Gerade deshalb ist der Rheinbogen für die Gärtner auch so beliebt. "Dass es innerhalb einer Stadt eine solche Breite von landwirtschaftlichem Anbau gibt, ist bundesweit einzigartig", sagt Dirk Teuber, Referent für Garten- und Landbau bei der Landwirtschaftskammer.
Aber auch für die Düsseldorfer Gärtner ist der Anbau auf Freiland ein Risiko: Die falsche Temperatur zur falschen Zeit – und schon ist die Arbeit von Wochen und Monaten mit einem Schlag zunichte gemacht. "Wir leben von der Witterung", sagt Jürgen Leuchten. Wenn Ende Mai, Anfang Juni Wolken aufziehen, schauen der Rosenbauer und sein Nachbar, der Gemüsebauer Hans Peter van der Wingen, mit Sorge in den Himmel. Ein Hagelschauer kann Rosenstöcke und Salatköpfe kurz vor der Ernte zerstören. Dagegen gibt es zwar Versicherungen, aber erstattet wird nur ein Teil des Ausfalls – sonst ließe sich diese Absicherung nicht bezahlen.
Angst vor Hitze und Hagel
Bleibt diese Katastrophe aus, lauern weitere Gefahren. Zum Beispiel zu hohe Temperaturen. Im Juni 2010 war es beispielsweise 30 Grad. Kein Wetter, bei dem die Menschen daran denken, Rosen zu kaufen. Schließlich bleiben die Blumen dann nicht so lange frisch. Die Rosen wachsen auch nicht mehr in die Höhe, und es gibt nur noch kurze Rosen zu kaufen. Die Saison für den Verkauf von Freilandrosen ist im Grunde gelaufen. Für Leuchten keine Kleinigkeit, immerhin baut er im Freiland auf elf Hektar 25 Rosensorten an. Dazu kommen aber auch noch einmal 20 Sorten in Gewächshäusern. An sechs Tagen in der Woche steht er ab drei Uhr auf dem Großmarkt, um die Waren an Blumengeschäfte zu verkaufen.
Wer in Düsseldorf auf dem Carlsplatz einkaufen geht, findet dort Rosen von Leuchten und Gemüse, Obst und Kräuter von Hans Peter van der Wingen. Auch der Gemüsegärtner, der Wochenmärkte beliefert und einen Hausverkauf hat, baut sowohl im Freiland als auch unter Glas und Folie an. Während es in den Niederlanden häufiger Gärtner gibt, die nur eine Sorte anbauen, ist es für die Düsseldorfer Kollegen typisch, ein breites Spektrum von Pflanzen anzubauen. Auf diese Weise können sie sich schnell an die Entwicklung des Marktes anpassen.
Kopfsalat ist in den letzten Jahren durch Sorten wie Lollo Rosso, Lollo Bionda und Eichblattsalat verdrängt worden. Und so baut auch van der Wingen fünf Salate an. Dabei hat er festgestellt: Besonders Düsseldorfer lernen gerne neue Spezialitäten wie roten Feldsalat und roten Rucola kennen.