Wismers getrübtes Jubiläum

Die von einem Wasserschaden betroffene Etage des Museums Kunstpalast wird frühestens 2014 wieder zugänglich sein – ein Jahr nach dem 100-jährigen Bestehen des Museums. Das gab Hausherr Beat Wismer bekannt. Der Betrieb läuft dennoch weiter – jetzt mit vier Neueröffnungen.

Kein anderes Düsseldorfer Museum wird so hartnäckig von Pech verfolgt wie das Museum Kunstpalast. Seit Jahrzehnten schon bestimmen Schließungen, Sanierungen und Wiedereröffnungen das Schicksal des Hauses. Die letzte Reparatur hielt nur knapp ein Jahr vor, dann tropfte Kondenswasser in die Säle der zweiten Etage, das man bei der Bauabnahme noch nicht hatte erahnen können. Seitdem sind Teile des Museums gesperrt.

Die Hoffnung, dass wenigstens zum 100-jährigen Bestehen im nächsten Jahr wieder sämtliche Räume zugänglich sind, hat sich nun zerschlagen. Hausherr Beat Wismer erklärte gestern, es sei schon optimistisch, mit einer Wiedereröffnung der betroffenen Räume im Jahr 2014 zu rechnen. Die Stadt hatte unmittelbar nach Entdeckung der Schäden Anzeige gegen die Baufirma erstattet. Seitdem läuft ein Beweissicherungs-Verfahren. Und zu allem Überfluss haben sich noch Probleme mit der Statik ergeben.

Auch sonst hat es Wismer nicht leicht. Obwohl er im laufenden Jahr bereits zwei international beachtete Ausstellungen eröffnete, musste er den Vorwurf von Oberbürgermeister Dirk Elbers ertragen, zwei Ausstellungen in derart kurzer Folge – erst El Greco, jetzt Andreas Gursky – machten einander unnötig Konkurrenz.

Dabei ist Wismer davon überzeugt, dass kunstsinnige Menschen sein Museum drei Mal pro Jahr aufsuchen. Darauf baut er auch bei seinem jüngsten Paukenschlag, der gleichzeitigen Eröffnung von vier über das Haus verteilten Ausstellungen, die selbstverständlich schon vor der Kritik des Oberbürgermeisters geplant war.

"Hauptwerke des 19. und 20. Jahrhunderts aus der Sammlung Museum Kunstpalast" Eine vorübergehende Schließung der Schausammlung ist ärgerlich, kann aber zugleich neue Perspektiven eröffnen. Wäre der Kunstpalast nicht von Kondenswasser heimgesucht worden, bestünde jetzt nicht die Möglichkeit, die Kunst des 19. und des 20. Jahrhunderts im Schnelldurchlauf zu erleben. Im oberen Stockwerk des rechten Ehrenhof-Flügels entfaltet sich ein "Best of" des entsprechenden Sammlungsteils. Von Caspar David Friedrichs "Kreuz im Gebirge" geht es über Andreas Achenbachs Ansicht der alten Düsseldorfer Kunstakademie über die Expressionisten bis zu Gerhard Richter. Dabei kann man auch Ausstellungen des Museums nacherleben, die man womöglich verpasst hat: "Die Düsseldorfer Malerschule 1819–1918" zum Beispiel, die neue, hier nun ebenfalls vorgestellte Dauerleihgaben nach sich gezogen hat. Oder Ausstellungen zu Düsseldorfer Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts.

"Mehr Weiß als Schwarz – Werke aus der Stiftung Sammlung Kemp" Im selben Gebäudeteil des Museum breitet sich im Eingangsgeschoss eine Auswahl aus der Kollektion des Düsseldorfers Willi Kemp (Jahrgang 1927) aus: Zu sehen gibt es eine edel belegte Erinnerung an die Zeit der Zero-Künstler. Weiße, schwarze und zwischen beiden Nicht-Farben vermittelnde Leinwände von Heinz Mack, Karl Otto Götz, Gerhard Hoehme, Raimund Girke, Gotthard Graubner, Arnulf Rainer fund Winfred Gaul führen die Formensprache des Informel vor.

"Tal R. Zig versus Zag" Im gegenüberliegenden Gebäudeteil präsentiert das Museum Neuerwerbungen, welche die Stiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf dem Kunstpalast als Dauerleihgaben zur Verfügung stellt. All diese farbintensiven Bilder stammen vom dänisch-israelischen, an der hiesigen Kunstakademie lehrenden Künstler Tal R. Von dessen Werk konnte man sich kürzlich auch in der Kunsthalle einen Eindruck verschaffen. Der Titel "Zig versus Zag" nimmt Bezug auf des Künstlers Vorliebe für Zickzacklinien – ein Spiel mit selbst gesetzten Regeln. Eine besagt, dass höchstens sieben verschiedene Farbtöne die Bilder bestimmen dürfen.

"50 Jahre Studioglas: Die Eisch-Ausstellung 1962" Das Glasmuseum im Museum Kunstpalast erinnert mit seinem Beitrag zum Ausstellungs-Paukenschlag an die amerikanische Studienglas-Bewegung, die es Künstlern ermöglichte, Glas im eigenen Ofen, also im eigenen Atelier zu blasen. Unabhängig davon arbeitete der deutsche Bildhauer, Maler und Glaskünstler Erwin Eisch auf demselben Feld. Zu den Objekten aus der Sammlung des Hauses zählt manch Ironisches wie jene von Eisch gefertigten gläsernen Humpen, die an den Seiten Öffnungen aufweisen und damit für Saufgelage unbrauchbar sind. Der Künstler hat sich in einem verwegenen Selbstporträt verewigt.

So also beweist das Museum, dass es durch mehrere Medien Publikum anzusprechen sucht. Vielleicht lässt sich ja auch der Oberbürgermeister in diesem Jahr noch ein drittes Mal im Kunstpalast blicken.

(RP)
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