Wersten wehrt sich gegen Lärm

Schon Jahrzehnte fordern Anwohner der A 46 einen besseren Lärmschutz. Sie fühlen sich von Stadt und Land nicht ernst genommen. 2010 gründeten die Bürger die Initiative "Wersten Aktiv", die 650 Unterschriften sammelte. Für die Parteien sind Gruppen wie "Wersten Aktiv" eine Herausforderung.

In Gegenden wie der Straße Am Gansbruch in Wersten könnte sich die Zukunft der deutschen Parteienlandschaft mitentscheiden. Schon über 20 Jahre kämpfen Anwohner für einen besseren Lärmschutz. Denn in unmittelbarer Nähe verlaufen die Autobahn A 46 und mehrere Straßen. Doch eines Tages schienen die Aktiven am Ende. Während der Verkehr stetig zunahm, kamen die Bürger nicht weiter. "Da habe ich ein Regal mit Ordnern weggeworfen", erinnert sich Eckart Schunk. In den Ordnern hatte Schunk, der damals aufgeben wollte, seine Korrespondenz mit städtischen Ämtern und Landesbehörden aufgehoben. Allerdings: 2010 schlossen sich er und Nachbarn nach einem Straßenfest spontan zur neuen Bürgerinitiative "Wersten Aktiv" zusammen. Seitdem wurden 650 Unterschriften für mehr Lärmschutz gesammelt – und Politiker wollen sich jetzt des Problems annehmen.

Diese Woche waren Eckart Schunk, Sprecher von "Wersten Aktiv", und der Pressesprecher der Initiative, Horst Sauter, bei den Landtagsabgeordneten Stefan Engstfeld (Grüne) sowie Stefan Wiedon (CDU). Beide sagten zu, sich zu kümmern. So sollen bald alle Behörden, die mit einem möglichen Lärmschutz zu tun haben, zusammengebracht werden. Vor allem daran hatte es früher gemangelt. Sowohl Land als auch Stadt sind in Wersten zuständig, was dazu führte, dass sich die vom Krach geplagten Bürger angesichts unterschiedlicher Zuständigkeiten oft verloren vorkamen.

Flüsterasphalt, höhere Schutzwälle, Blitzer, die Raser zu einer besonneneren Fahrweise bringen – auf dem ein Kilometer langen Teilstück der A 46 zwischen den beiden Tunneln sowie auf den parallel verlaufenden Straßen sind mehrere Lösungen denkbar. Nur sind die Mitglieder von "Wersten Aktiv" nach jahrzehntelangen vergeblichen Bemühungen inzwischen skeptisch. Und mit der Skepsis hat sich in den Einfamilienhäusern auf beiden Seiten der Autobahn die Sicht auf politische Parteien – zumindest teilweise – geändert. "Die Grünen geben uns etwas Hoffnung", sagt der studierte Ingenieur Sauter, der 1988 nach Wersten zog.

Die Parteien scheinen die Entwicklung inzwischen zu erkennen. Vor allem für CDU und Grüne bedeutet der Protest in bürgerlichen Vierteln eine Herausforderung. Mit Stefan Engstfeld und Stefan Wiedon haben sich Vertreter einer jüngeren Politikergeneration eingeschaltet. "Die Bürger reagieren heute sehr sensibel, wenn sie sich von oben herab behandelt fühlen", sagt CDU-Mann Wiedon. Ziel müsse es sein, dass sich Bürger, Behörden sowie Politiker "auf Augenhöhe begegnen". Und der Grüne Engstfeld betont, er finde das Engagement "sehr gut". Zwar gebe es Bürgerinitiativen schon seit den 80er Jahren. Aber nun seien alle Schichten aktiv.

Und alle Altersgruppen. Bei "Wersten Aktiv" übernehmen Rentner wie Schunk und Sauter Aufgaben, die berufstätige Jüngere nur schwer erfüllen können. Tatsächlich haben sich in der Bürgerinitiative aber sämtliche Altersgruppen zusammengeschlossen. Zurzeit breitet man sich nach Bilk aus, wo Bürger ebenfalls unter Verkehrslärm leiden. Und nachdem bereits Kontakte zur Initiative an der Fleher Brücke bestehen, wollen die Werstener auch Kontakt zu weiteren Gruppen. Eckart Schunk: "Wenn die Themen ähnlich sind, kann eine Zusammenarbeit Sinn machen."

(RP)
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