WDR-Sendung Frau TV feiert seinen 25. Geburtstag

Köln · Als das Fernsehmagazin am 23. Januar 1997 im WDR anlief, war Vergewaltigung in der Ehe noch nicht strafbar. Seitdem hat sich zwar viel für Frauen getan, aber noch nicht genug, finden die Moderatorinnen Lisa Ortgies und Sabine Heinrich. In ihrer Jubiläumssendung wagen sie einen Blick in die Zukunft.

 Sabine Heinrich moderiert Frau TV seit 2015 gemeinsam mit Lisa Ortgies.

Sabine Heinrich moderiert Frau TV seit 2015 gemeinsam mit Lisa Ortgies.

Foto: dpa/Henning Kaiser

2014 bekam Moderatorin Sabine Heinrich eine SMS. „Bitte dringend anrufen. Wir brauchen Hilfe“, stand darin. Sie kam von der Redaktion des einzigen Frauenmagazins im deutschen Fernsehen: „Frau TV“. Lisa Ortgies, die die WDR-Sendung seit 1997 moderierte, war krank geworden und Heinrich sollte einspringen. Es war der Beginn eines neuen Moderatorinnenduos. Ortgies und Heinrich gestalten „Frau TV“ bis heute gemeinsam. Und bringen Themen auf die Agenda, die noch immer wenig Aufmerksamkeit erfahren.

Das geht vom freiem Menstruieren über die Tücken des Ehegattensplittings bis zum Thema Transgeschlechtlichkeit. „Leider gibt es auch Dinge, die wir immer wieder behandeln müssen – zum Beispiel häusliche Gewalt“, sagte Heinrich bei einem Pressegespräch zum 25. Geburtstag von „Frau TV“ am Donnerstag. „Wenn jeden zweiten oder dritten Tag eine Frau von ihrem Ex-Partner umgebracht wird, ist das sehr relevant.“ Doch in dem Format, das 1997 zum ersten Mal im WDR ausgestrahlt wurde, geht es nicht nur um Kriminalität, Ungerechtigkeiten und Benachteiligung. Das Fernsehmagazin wolle Frauen Mut machen, ihre eigenen Wege zu gehen. Sich finanziell unabhängig zu machen. Die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Die Redaktion zeigt beim Pressegespräch einen Rückblick. Darin ein Ausschnitt aus einer alten Sendung, in der Ortgies sagt: „Viele Frauen haben Lust, ihre anerzogene Zurückhaltung ab und zu mit ein paar Peitschenhieben auszugleichen.“ Es geht um Freiheit, auch sexuell.

In den vergangenen Jahren habe es zwar viele Fortschritte gegeben, sagt Ortgies. Frauen nähmen ihren Körper mehr an und zelebrierten ihn im Netz, drängten in technische Berufe und Männerdomänen. Doch wenn sie lese, dass immer noch mehr als 60 Prozent ihre Finanzen den Männern überließen, wisse sie: Das ist noch viel zutun. „Der Deal ist ja, dass Ressourcen, Geld, Arbeit und Macht gleich zwischen Männern und Frauen aufgeteilt sind“, sagt Ortgies. „Doch davon sind wir noch viele Jahre entfernt.“

In der Jubiläumssendung am 12. Mai um 22 Uhr wollen sie und Heinrich einen Blick in die Zukunft wagen. „Mir war es wichtig, nach vorne zu schauen“, sagt Heinrich. „Wie werden wir Frauen leben? Wo gehen wir hin?“ Die Moderatorinnen bleiben vage. Wie die Sendung genau ablaufen wird, wissen sie selbst noch nicht. Sie wollen spontan sein.

Nur auf einen besseren Sendeplatz, zum Beispiel in der ARD, hat es das Frauenmagazin noch nicht geschafft. „Ich kann mir gar nicht erklären, warum“, sagt Ortgies. „Eigentlich gehören wir dahin. Als Leuchtturm in der Programmpolitik.“ Was nicht ist, könne ja noch werden. Schließlich sei allgemein bekannt, dass sogenannte Frauenthemen keine Nischenthemen sind. Bei jeder Sendung schauen auch ein Drittel Männer zu.

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