Wave Pictures – die können Melodien!

Die Wave Pictures sind ein Beispiel dafür, wie wenig Brimborium ein gutes Konzert braucht. "Das ist vielleicht die uncoolste Band des Planeten" raunt ein Zuschauer im Zakk seiner Nebenfrau zu und lacht, als die drei Engländer die Bühne betreten. Sie tragen unauffällige Klamotten, unauffällige Frisuren und spielen genau drei Instrumente: ein kleines Schlagzeug-Set, einen fluffigen Bass und eine E-Gitarre, die an einen winzigen Verstärker angeschlossen ist.

Selbstverständlich gibt es beim Konzert der Wave Pictures keine Videos, Bilder, Licht-Show oder außergewöhnliche Posen. Sie bestreiten einen wunderbaren Abend allein mit gutem Songwriting. Wenn Schlagzeuger Johnny Helm aufsteht und reduziertem Gitarrenspiel Texte nah am Nonsens singt ("Eine Skulptur ist eine Skulptur / Marmelade ist Marmelade / Und eine Skulptur aus Marmelade ist eine Skulptur, aber nicht Marmelade"), dann passt das in die Tradition des Anti-Folk, wie ihn Adam Green groß gemacht hat.

Doch die Wave Pictures können mehr als die Dekonstruktion eines Genres, das sich manchmal etwas zu ernst nimmt. Sie beherrschen ihre Instrumente und wissen, wie man Melodien schreibt. "Stay Here And Take Care Of The Chickens" vom aktuellen Album "Long Black Cars" setzt sich sofort fest. Gitarrist und Sänger David Tattersall leiert die Töne dazu genau so, dass man noch ahnen kann, was für eine gute Soulstimme dahinter steckt. Das einzige Problem der Wave Pictures: In ihrem ungeheuren Song-Ausstoß (in den letzten acht Jahren haben sie über zehn Alben aufgenommen), finden sich immer wieder echte Langweiler. MAX FLORIAN KÜHLEM

(RP)
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