Sonderprämie bei Miele steuerfrei Waschmaschinen-Boom bringt Miele Rekordumsatz

Gütersloh · Im Corona-Jahr verkauften sich Staubsauger gut. Nun kommt ein Virenfiltergerät. Die Mitarbeiterzahl ist so hoch wie nie, für alle gibt es eine Corona-Prämie.

 Waschmaschinenproduktion beim Traditionskonzern Miele dpa-Bildfunk +++

Waschmaschinenproduktion beim Traditionskonzern Miele dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Ina Fassbender

Der  Familienkonzern Miele meldet für 2020 einen Umsatzzuwachs von 6,5 Prozent auf den Rekordwert von 4,5 Milliarden Euro, obwohl im Frühjahr wegen des ersten Lockdown sogar Kurzarbeit gefahren werden musste. Aktuell werden in vielen Werken Sonderschichten gemacht, weil die Nachfrage beispielsweise nach Waschmaschinen, Trocknern und Geschirrspülern so hoch ist wie lange nicht. Die Lieferzeiten liegen teilweise bei sechs Wochen. Und obwohl das Unternehmen in einigen Bereichen auch Stellen abbaut, um die Kosten zu senken, stieg die Zahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen um knapp 500 auf den historischen Höchststand von 20.994 Menschen. Dies alles gab Miele am Donnerstag bekannt.

Der Konzern spricht von einer „ausgeprägten Sonderkonjunktur“ bei Haushaltsgeräten. „Die Menschen verbrachten und verbringen viel mehr Zeit zu Hause“, sagt ein Sprecher, „und anstatt Geld etwa für Reisen und Restaurants auszugeben, investieren sie in ihre vier Wände.“

Im Heimatmarkt Deutschland legt der Umsatz sogar um 8,8  Prozent auf 1,33 Milliarden Euro zu. Starke Zuwächse gab es auch in Frankreich, den Benelux-Staaten, Osteuropa und insbesondere China wo sich die wirtschaftliche Lage dank des weitgehenden Überwindens der Corona-Pandemie besonders positiv entwickelt.

Für 2020 meldet Miele bei fast allen Produktgruppen so hohe Stückzahlen wie nie zuvor, wobei das Unternehmen besondere Erfolge bei Staubsaugern, und Kühl- und Gefriergeräten berichtet. Das Management rund um Markus Miele und Reinhard Zinkann geht davon aus, dass die Menschen auch wegen der Pandemie einen höheren Bedarf nach zuverlässiger Vorratshaltung haben.

Zahlen zu den Gewinnen gibt das Unternehmen traditionell nicht bekannt, aber die Kasse scheint gut gefüllt zu sein: Alle Mitarbeiter erhielten im Dezember 40 Prozent eines Monatsgehalts als freiwillige Prämie überwiesen. Dies wird als Prämie für besondere Corona-Lasten  bezeichnet, damit die Beschäftigten davon profitieren, dass solche Zahlungen bis zu 1500 Euro pro Kopf steuerfrei sind.

Für die Zukunft setzt das 1899 gegründete Unternehmen vorrangig auf eine weitere Digitalisierung der Prozesse und der Produkte. Der Ableger Miele X wurde vergangenes Jahr in Amsterdam gegründet, um die Waren besser über das Internet zu verkaufen. 40 Mieleaner sind nun bereits in der niederländischen Metropole aktiv. Das Kompetenzzentrum „Smart Home/Electronics“ wird weiter ausgebaut und hat nun 1000 Kollegen. Es sorgt dafür, dass verschiedene Geräte untereinander kommunizieren können. Und mit Miele Ventures wird versucht, junge Startup-Firmen an den Konzern zu binden: Noch am Dienstag gab Miele bekannt, die Berliner Rezepte-App KptnCook nun mehrheitlich übernommen zu haben. Miele will die App stärker in die eigene Cookassist-App integrieren, mit dem sich smarte Herdplatten steuern lassen. Demnach soll ein Gerät beispielsweise erkennen, wie lange Lachs braten muss – künftig auch anhand eines Kptncook-Rezepts.

Die Corona-Krise beeinflusst das Geschäft auf jeder Ebene. So schwächelt das Großkundengeschäft mit einem Umsatzwachstum von nur 1,8 Prozent, weil viele Hotels und Gaststätten wegen immer neuer Lockdowns kein Geld für neue Geräte haben. Beim Geschäft mit Kliniken stieg der Umsatz in 2020 dagegen um mehr als zehn Prozent, weil hier ein Ableger unter anderen Desinfektionsgeräte verkauft.

Bei Staubsaugern sieht Miele sich schon lange als Marktführer in Europa, jetzt kommt auch noch ein Luftreiniger für die gewerbliche Nutzung hinzu. Im Werk in Lehrte startet in diesen Tagen die Produktion des  Miele Aircontrol, der  99,995 Prozent aller Viren wegfiltern kann, so Miele. Er könnte auch in Schulen oder Büros eingesetzt werden. Der Mindestpreis liegt bei 2800 Euro ohne  Mehrwertsteuer, mit  Mehrwertsteuer also knapp 3300 Euro.

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