Walter Vogels Fotografien aus Italien im Malkasten

Walter Vogels berühmte Porträtfotos von Beuys, Mick Jagger oder Pina Bausch sucht man in der sehenswerten Ausstellung im Düsseldorfer Malkasten vergebens. Das macht aber nichts. Stattdessen nimmt uns der 1932 in Düsseldorf geborene Fotograf auf eine Reise durch Italien mit. Erstaunlich ist, dass sich die oftmals dramatisch in Schwarzweiß eingefangenen Lichtbilder kaum einer bestimmten Gegenwart zuordnen lassen. Die Aufnahmen von italienischen Café-Bars, Markthallen oder Fleischerläden erscheinen beinahe zeitlos. Höchstens ein paar alltägliche Details – die Frisuren, die Länge der Röcke, die Hutmode – verraten dem Betrachter, aus welchem Jahrzehnt das betreffende Fotodokument stammen könnte.

Walter Vogels erstes Italien-Foto entstand 1961 in Venedig. Im Grunde zeigt es nur einen kleinen Ausschnitt des Markusplatzes. Doch was hat der Fotograf da nicht alles eingefangen: Die Besucher des Platzes sorgen für Atmosphäre. Tauben im Landeanflug bringen Bewegung ins Bild. Und grundiert sind all diese oft gesehenen Motive mit jener so schwer in Worte zu fassenden Stimmung – dem Duft, dem Geräusch, der Musik Italiens.

Dieses zeitlos Atmosphärische verleiht der Ausstellung ihren Klang. Da erhebt sich der Mailänder Dom wie ein monumentaler Scherenschnitt vor einer Sonne, die sich im Nebel auflöst. Auf dem Bild einer Fleischerei hält Vogel nicht nur die gerupften Hühner und die von der Decke baumelnden Würste fest, sondern er lenkt den Blick vor allem auf das Gesicht des Ladeninhabers. Gesichter erzählen Geschichten.

Der geschulte Blick des Fotografen zeigt sich auch beim Beobachten einer Strandszene ("Praia a Mare", 1998). Das ruhige Strandleben wird hier von der Silhouette eines Klippenspringers aufgepeppt, der sich im Hintergrund mutig in die Tiefe stürzt. Der Blick für Ästhetik, die Atmosphäre und der Anschein von Zeitlosigkeit: Das sind wohl die Merkmale, die Walter Vogels Arbeiten so viel Glanz verleihen. Man findet sie sogar im schlichten Stillleben eines Regals mit verstaubten Weinflaschen.

Vogel studierte ab 1963 an der Folkwangschule bei Otto Steinert. Zur "Großen Kunstausstellung NRW" wurde er 2012 mit dem Kunstpreis der Künstler geehrt.

Jacobihaus des Malkasten bis 3. Juni. Öffnungszeiten: Jeden Dienstag 19 - 22 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung: 35 14 70.

(RP)
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