Vom Handwerker zum Bankdirektor

Heiner Leberling war mehrere Jahrzehnte das Gesicht der Deutschen Bank in Düsseldorf. Morgen geht der gebürtige Ostwestfale in den Ruhestand. Im Gespräch mit der Rheinischen Post erinnert er sich an die Anfänge, das Attentat auf Alfred Herrhausen und zieht ein persönliches Resümee.

Nach 32 Jahren bei der Deutschen Bank geht Heiner Leberling, Vorsitzender der Geschäftsführung für das Firmenkundengeschäft, in den Ruhestand. Banker wurde der Ostwestfale auf Umwegen. Begonnen hat Leberlings Karriere in Salzkotten. Nach der Schule machte Leberling eine Lehre zum Malergesellen. "Ich sollte den väterlichen Betrieb übernehmen", erinnert sich der Deutsch-Banker. Doch es kam anders. "Mein Bruder war talentierter und mein Vater entschied, er solle die Handwerksfirma weiterführen. Für mich die Chance, etwas anderes zu machen." Leberling holte auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach. Danach studierte er Mathematik in Aachen. Es folgte die Doktorarbeit, und wenn Leberling vom Thema dieser Promotion erzählt, bleiben die meisten Zuhörer staunend aber unwissend zurück.

Leberling zieht heute ein positives Fazit aus seinem facettenreichen Berufsleben. "Die Arbeit in unserem Handwerksbetrieb mit großer Kundenorientierung hat mir den Zugang zu unseren mittelständischen Kunden sehr erleichtert. Wir sprachen immer dieselbe Sprache", sagt der scheidende Banker. Das Mathematikstudium habe ihm das Rüstzeug für komplexe wirtschaftliche Vorgänge gegeben.

Leberling war auf dem Weg, eine Karriere zum Universitätsprofessor zu machen, da schlug ihm der Schwiegervater vor, in eine Bank zu wechseln. "Vielleicht hatte er Angst, als zerstreuter Matheprofessor könnte ich keine Familie ernähren", vermutet der 63-Jährige. 1979 startete Leberling bei der Deutschen Bank. Damals war das Bankgeschäft von der Industrie geprägt. Die Deutsche Bank hatte, wie bald wieder, eine Doppelspitze. Die Chefs des Vorstands nannten sich zurückhaltend "Sprecher". In der Zeit von Heiner Leberling erlebte Deutschlands größtes Kreditinstitut ein ungebremstes Wachstum. "Die Bank hatte damals eine Bilanzsumme von umgerechnet rund 50 Milliarden Euro – heute ist sie eine internationale Investmentbank mit starkem Firmen- und Privatkundengeschäft und einer Bilanzsumme von rund 1900 Milliarden", sagt Heiner Leberling.

Heiner Leberling machte bei der Bank seinen Weg. Wenige Jahre nach seinem Einstieg wurde er zum "Oberbeamten" befördert. "Der Titel zeigt, wie man früher Banken gesehen hat, mehr als Behörde denn als Dienstleister", sagt Leberling. 1994 rückte er in die Geschäftsleitung der Bank in Düsseldorf auf. "Am prägendsten war, wie sehr sich unsere mittelständischen Kunden an die Globalisierung angepasst haben. Aus typisch deutschen Unternehmen wurden Weltmarktführer, die wir hier wie im Ausland begleiten", so Leberling.

Für ihn war es stets oberste Priorität, als guter Unternehmensbürger präsent zu sein. Den Vertrauensverlust der Banken kann er nachvollziehen, sieht ihn aber differenziert: "Für die Deutsche Bank in Düsseldorf kann ich nur sagen, dass uns unsere Kunden großes Vertrauen entgegen bringen", sagt Leberling. Er steht auch heute hinter seinem Chef Ackermann, der wegen hoher Renditeziele oft kritisiert wird. "Die Deutsche Bank hat Josef Ackermann viel zu verdanken. Er hat die Bank mit starker Heimatbasis international erfolgreich aufgestellt, so dass sie auch in schwierigen Zeiten ohne Hilfen vom Staat auskommt – darauf kann man stolz sein", meint Leberling. In dieser Woche tritt Thomas Buschmann (49) seine Nachfolge an. "Heiner Leberling war während meiner Zeit am Niederrhein mein Chef. Ich freue mich sehr, nun seine Nachfolge anzutreten", sagt Buschmann. Im Ruhestand will sich Leberling ganz seinem Posten als Vorstand der Kutscheit-Stiftung widmen, die unter anderem Waisenhäuser und Schulen in der Dritten Welt unterstützt. Für sein ehrenamtliches Engagement wurde der Vater zweier Kinder mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Seinem Nachfolger hinterlässt Leberling übrigens glänzende Zahlen: Das Firmenkundengeschäft der Bank in Düsseldorf konnte 2011 seine Erträge um 30 Prozent steigern, das Kreditvolumen stieg um zwölf Prozent.

(RP)
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