„Automatisierter, digitaler Verkehr“ NRW setzt auf Roboter-Taxis für das flache Land

Düsseldorf · NRW bleibt Stauland Nummer eins: Dies prognostiziert die Verkehrsministerin. Aber sie hofft gleichzeitig, Busse und Bahnen deutlich attraktiver zu machen – auch dank digitaler Tools.

 NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU).

NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU).

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die NRW-Landesregierung will bei der Lösung praktisch aller verkehrspolitischen Probleme noch stärker auf Digitalisierung setzen. Das sagte die neue Verkehrsministerin Ina Brandes  (CDU) bei einer Podiumsdiskussion des Verkehrsverbandes Westfalen in Dortmund am Montagabend. Sie warnte aber auch vor vielen weiteren Staus in den nächsten Jahren, weil noch viel in die Modernisierung der Straßen und der Schienennetze investiert werden solle. „Man macht es erst einmal schlimmer, damit es besser wird.“

Für die Zukunft hofft sie darauf, dass autonom fahrende Roboter-Taxis oder autonom fahrende Kleinbusse dem ÖPNV abseits der Innenstädte zu einer deutlich größeren Attraktivität verhelfen, indem die Bürger sich viel flexibler von einem Ort zum anderen oder zu einer nahegelegenenen S-Bahn-Station bringen lassen können, anstatt ein eigenes Auto nehmen zu müssen. „Autonomes Fahren wird schneller kommen als gedacht“,sagte sie. „Wir werden viele Vorteile realisieren können durch automatisierten, digitalen Verkehr.“ Dies ergänzte der Logistikexperte Alex Vastag mit der Prognose, mit automatisierten Lösungen könne man „viel mehr Verkehr auf die bestehende Infrastruktur setzen“.

Entsprechende Vorzeigeprojekte starteten bereits in Monheim und mit dem Projekt „Sofia“ in Soest, bei dem ein sich automatisch bewegender Kleinbus maximal 15 Stundenkilometer schnell fahren darf.

Brandes begrüßte, dass die NRW-Verkehrsverbünde endlich die Möglichkeit geschaffen haben, für das ganze Bundesland durchgängige Tickets per App zu kaufen, die dann per digital gemessener Strecke abgerechnet werden. „Man muss nicht mehr studiert haben, um zu wissen, wieviel man zahlen muss.“ Als nächsten Schritt solle es aber eine App geben, mit der sich auch Autos oder Fahrräder mieten lassen und mit der jede andere Form von Mobilitätslösungen gebucht werden könne - also auch beispielsweise ein Parkplatz in einer Innenstadt. „Es kann nicht sein, dass der Kunde sich in 27 Lösungen zurechtfinden muss. Eine  höhere Nutzung des ÖPNV hängt auch davon ab, dass wir alles viel bequemer machen.“ Ziel sei, wie bundesweit gewollt den Anteil von Bus und Bahn und auch von Fahrad/E-Bike am zurückgelegten Verkehrsvolumen deutlich zu erhöhen, damit Autos weniger genutzt werden müssen. Zu diesem Zweck sollen bis 2040 auch die S-Bahnen und Regionalbahnen in NRW mit einer viel engeren Taktung fahren, wofür die Netze mit vielen Milliarden Euro ausgebaut werden. Brandes: „Deutschland muss wieder Bahnland werden. Und NRW muss Bahnland Nummer Eins werden.“

Auch bei der Sanierung der vielen maroden Autobahnbrücken und anderen Brücken in NRW setzt die frühere Managerin des schwedischen Planungskonzerns Sweco auf Digitalisierung. Um- und Neubauten würden ja sowieso häufig dreidimensional mit Computern geplant. Es müsse erlaubt werden, diese Berechnungen beziehungsweise Unterlagen künftig rein digital an die Genehmigungsbehörden zu übergeben, anstatt sie aufwändig wieder zu zweidimensionalen Vorlagen umformatieren zu müssen, die dann ausgedruckt werden. „Eine Genehmigungsbehörde sollte in 3D prüfen, wenn so auch geplant wird.“ Alleine dieser Schritt könne ein Projekt um rund sechs Monate beschleunigen,  ausprobiert könne das schnellere Verfahren beispielsweise beim Neubau der gesperrrten Talbrücke Rahmede an der A45 bei Lüdenscheid: „Die Blockade der A45  ist eine Zumutung für Lüdenscheid und Umgebung. Dort muss so schnell wie möglich neu gebaut werden, es gibt viele Möglichkeiten, Bau und Planungen zu  beschleunigen.“

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