Anwohner können in Wohnungen zurück Weltkriegsbombe in Heinsberg entschärft

Update | Heinsberg · Am Samstagnachmittag ist eine Weltkriegsbombe in Heinsberg entschärft worden. Die Evakuierung hatte sich verzögert – nun können die Anwohner wieder in ihre Wohnungen zurückkehren.

 Sanitäter helfen bei der Evakuierung von rund 9000 Bewohnern der Stadt Heinsberg in der Turnhalle Straeten, um die Entschärfung einer gefundenen Weltkriegsbombe im Stadtkern vorzubereiten.

Sanitäter helfen bei der Evakuierung von rund 9000 Bewohnern der Stadt Heinsberg in der Turnhalle Straeten, um die Entschärfung einer gefundenen Weltkriegsbombe im Stadtkern vorzubereiten.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Eine rund zwei Tonnen schwere Weltkriegsbombe ist am Samstagnachmittag in Heinsberg erfolgreich entschärft worden. Die Evakuierung der rund 9000 Anwohner sei aufgehoben, sagte eine Sprecherin der Stadt gegen 15 Uhr. „Alle Betroffenen können in ihre Wohnungen zurück.“ Im Radius von eineinhalb Kilometern um den Fundort hatten die Menschen am Morgen ihre Häuser verlassen müssen.

In der Kreisstadt Heinsberg haben Bauarbeiter bei der Sanierung der Sportanlage „Im Klevchen“ am Donnerstagnachmittag einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Dabei handelt es sich um eine zwei Tonnen schwere Luftmine, die sich nicht weit unter der Erdoberfläche befindet. Eine akute Gefahrenlage für die Bevölkerung habe laut Stadt nicht bestanden, dennoch musste das Kampfmittel entschärft werden. Die dafür notwendigen Schritte wurden umgehend in die Wege geleitet. Die Luftmine, deren Zünder noch intakt sind, hatte eigentlich bereits um 13 Uhr entschärft werden sollen.

Doch bei der Evakuierung gab es Verzögerungen. Eine Stadtsprecherin verwies auf das Krankenhaus und zwei Altenheime, die sich in der Gefahrenzone befinden. Berichte von Menschen, die sich weigerten, ihre Wohnungen zu verlassen, konnte sie nicht bestätigen.

9000 Personen im Radius von 1,5 Kilometern um den Fundort des Blindgängers waren von der Evakuierung betroffen.

Die Stadt Heinsberg, die für die Koordinierung der Evakuierung zuständig ist, hatte die betroffenen Bürger bereits am Freitag aufgefordert, den Bereich am Samstag frühzeitig bis spätestens um 9 Uhr am Morgen zu verlassen. Ordnungsamt, Feuerwehr und Polizei kontrollieren den Bereich .

Die Stadt hatte außerdem allen Bewohnern, nach Möglichkeit bereits frühzeitig bei Freunden oder Verwandten unterzukommen. Da dies auch aufgrund der Kurzfristigkeit nicht allen Menschen möglich war, hat die Stadt Heinsberg Notunterkünfte vorbereitet. So wurden ab 7 Uhr die Turnhalle in Straeten (Römerstraße 60) sowie die Mehrzweckhallen in Unterbruch (Kirchpfad) und Porselen (Ullrichstraße 3) zum Verbleib während der Entschärfungsmaßnahme zur Verfügung gestellt, teilte die Stadt weiter mit. Für Personen, die coronabedingt unter Quarantäne stehen, wurde eine Stelle in der Sporthalle der Jakob-Muth-Schule (Parkstraße 20) in Oberbruch eingerichtet. Auf ihrer Homepage hat die Stadt Heinsberg eine Liste mit allen von der Evakuierung betroffenen Straßen zusammengestellt.

In dem zu evakuierenden Bereich liegt auch das Krankenhaus in Heinsberg, was die Stadt vor einige Schwierigkeiten stellt. Daher wird die Evakuierung des Krankenhauses von der Leitstelle des Kreises Heinsberg organisiert. Schon am Freitag sei die Aktion angelaufen, hieß es von der Leitstelle. Die Patienten werden auf die umliegenden Krankenhäuser verteilt, ein Großteil nach Geilenkirchen und nach Erkelenz, aber manche Patienten werden auch in den Kreis Düren gefahren. Welcher Patient letztendlich wo unterkommt, entscheiden die behandelnden Ärzte, die am besten einschätzen können, in welchem Krankenhaus ihre Patienten mit den jeweiligen Krankheitsbildern bestmöglich versorgt werden können. Auch das Awo-Altenzentrum und die Lebenshilfe sind davon betroffen.

Die Entschärfung am Samstag hatte auch Auswirkungen auf die Polizei in Heinsberg. Die wies aufgrund der gesperrten Innenstadt darauf hin, dass Menschen, die Anzeigen erstatten möchten, bis zum Ende der Evakuierungsmaßnahmen auf die Polizeiwachen in Geilenkirchen, Hückelhoven und Erkelenz ausweichen müssen.

Die Bahn sperrte vorübergehend den Streckenabschnitt zwischen Heinsberg und Heinsberg-Oberbruch.

Dass bei Bauarbeiten immer mal wieder nicht gezündete Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden, ist keine Seltenheit – gerade in Nordrhein-Westfalen. „Circa 48 Prozent der Luftangriffe gegen Deutschland haben sich auf Nordrhein-Westfalen als das industrielle Herz des ehemaligen Deutschen Reiches konzentriert“, schreibt das NRW-Innenministerium auf seiner Homepage zur Kampfmittelbeseitigung. Kampfmittel werden im Laufe der Zeit nicht ungefährlicher. Alter und Korrosionswirkungen können die Gefährlichkeit von Fundmunition sogar noch erhöhen, warnt das Ministerium weiter.

Vor einem Monat wurde etwa bei Arbeiten auf dem Erkelenzer Franziskanerplatz eine Granate aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Dabei halfen Luftbilder, die die Alliierten vor 76 Jahren gemacht haben.

(mit dpa)
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