Vegane Küche in Düsseldorf

Auch in Düsseldorf gibt es immer mehr Menschen, die aus gesundheitlichen, moralischen, ökologischen oder religiösen Gründen auf Fleisch und Tierprodukte verzichten. Die RP stellt einige Anbieter veganer Küche in der Landeshauptstadt vor.

Es gibt immer mehr Menschen, die beim Essen hohe Moralvorstellungen an den Tag legen. Vegetarismus und Veganismus sind seit einiger Zeit der große Trend, vergleichbar mit der Bio-Welle vor zehn Jahren. Geschätzte sieben Millionen Vegetarier leben in Deutschland, zehn Prozent davon sind Veganer. Tendenz steigend. Vor allem viele junge Menschen werden fleischlos glücklich. Offenbar macht ihnen der vollständige Verzicht auf Produkte tierischen Ursprungs (inklusive Fisch, Milchprodukte, Eier und Honig) nichts aus. Sie bevorzugen eine Ernährung, die durchaus vielfältig sein kann.

Kochen ohne Knochen

"Als Kind litt ich unter Neurodermitis. Eine Ernährungsberatung hat mir dann geholfen. Seither habe ich mich mit der Materie intensiv beschäftigt und bin zu dem Schluss gekommen, keine tierischen Produkte mehr zu essen", berichtet die 17-jährige Marit Casten. Anfangs sei es der Schülerin aus Derendorf vor allem um den Tierschutz gegangen, inzwischen hat sie weitere Argumente für ein veganes Leben gefunden. "Auf Käse zu verzichten, fällt mir immer noch schwer, aber inzwischen koche ich viel öfter und ernähre mich viel abwechslungsreicher. Ich fühle mich besser. Und Figurprobleme habe ich nicht."

Das Vegane hat einen Imagewandel durchlebt. Längst sind es nicht mehr Öko-Rebell und Müsli-Män, die sinnbildlich für die Bewegung stehen. Statt der Hippies sind es jetzt die Hipster und Schönen, die sich etwa in der Berliner Szene in schicken Restaurants zu leckeren fleischlosen Gourmet-Menüs treffen.

Ganz so weit ist Düsseldorf noch nicht, aber seit Anfang Juni wurde mit dem "Pfau" das erste vegane Lebensmittelgeschäft Düsseldorfs eröffnet (Elisabethstr. 54 a), in dem sogar fleischfreies Tierfutter angeboten wird. Eine Filiale des vegetarischen Feinschmecker-Restaurants "La Mano Verde" soll ab Ende 2012 auch in der Landeshauptstadt reüssieren. Die bereits vorhandenen Adressen bewegen sich eher im unteren Preissegment.

Ohne Knochen kochen etwa die Köche in den bekannten Sattgrün-Restaurants (Hoffeldstraße 18 und Graf-Adolf-Platz 6) sowie in den beiden Filialen der türkischen Fast-Food-Kette Çigköftem (auf der Kölner- & Graf-Adolf-Straße). Eine asiatische Variante findet man im Jade (Dürener Str. 42, www.vegetarisch-jade.de). Täuschend echt aussehende und gut schmeckende Fake-Shrimps, Fleischbällchen sowie Enten- und Hühnerbrüste aus Tofu, Sojamehl, Weizeneiweiß oder Algenextrakt hergestellt, veredeln Reis- und Nudelgerichte. Ein vielfältiger veganer Brunch wird alle zwei Monate im Bürgersaal des Stadtteilzentrums Bilk angeboten (nächster Termin: 26. August, ab 11 Uhr). Dort finden auch Kochkurse für die V-Küche statt (z.B.: 7. Juli, 11-13 Uhr). Hier treffen sich auch die Mitglieder der Aktionsgruppe des Düsseldorfer Veggie-Tages (www.veggie-tag.de). "Wir möchten niemanden dazu überreden, dem Fleisch abzuschwören, plädieren aber für zumindest einen vegetarischen Tag in der Woche, an dem Kantinen, Mensen und Restaurants ein hochwertiges vegetarisches Tagesangebot offerieren.

Wenn alle Düsseldorfer an einem Tag auf Fleisch verzichten würden, müssten etwa 22 000 Tiere weniger geschlachtet werden", sagt Initiator Frank Walber. Eine rein pflanzliche Ernährung sei die gesündeste Alternative von allen Ernährungsweisen. Statistisch gesehen lebten Pflanzenesser länger, werden seltener von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Das Krebs- und Diabetesrisiko sei viel niedriger als bei Fleischessern. Die Warnungen vor Mangelerscheinungen (Eisen, Vitamin B12) oder Unterernährung aus manchen Arztpraxen zeugten von "ernährungswissenschaftlicher Unkenntnis oder mangelnder Unabhängigkeit der Mediziner".

"Ich ernähre meinen Sohn seit seiner Geburt vegetarisch, obwohl mir der Kinderarzt davon abgeraten hat", sagt Latifa Lalee-Hausmann, Logopädin in der Carlstadt. "Der ist jetzt vier Jahre alt, topfit und sieht aus wie ein Sechsjähriger." Auch Patrik Baboumian, stärkster Mann Deutschlands, kann über die Vorurteile, wer groß und stark werden will, muss vor allem Fleisch essen, nur den Kopf schütteln. Der 127 Kilo schwere Muskelprotz hat sich erst vor ein paar Monaten vom Vegetarier zum Veganer entwickelt. "Seither bin ich noch stärker. Tierisches Protein zu verdauen ist für den Körper viel zu kraftraubend." Der Grund auf Fleisch zu verzichten ist aber offenbar seine Tierliebe. "Ich verabscheue die Umstände, unter denen die meisten Tiere gehalten und zu 'Lebensmitteln' verarbeitet werden", sagt Patrik Baboumian.

(RP)
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