Väter an der Hochschule

Um (werdenden) Vätern den Spagat zwischen Familie und Uni-Alltag zu erleichtern, hat die Heine-Uni das Projekt "Väterzeit" ins Leben gerufen. Auch bei der "Kindergruppe" der Fachhochschule können die Männer trotz Beruf und Studium aktiv an der Entwicklung ihrer Kinder teilhaben.

Wie lässt sich Familie mit beruflichen Zielen vereinbaren? Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels beschäftigen sich Fachleute in Medien und Politik immer stärker mit dieser Frage. In den allermeisten Fällen soll dabei allerdings geklärt werden, wie Mütter die Doppelbelastung zwischen Kind und Karriere bewältigen können. An der Heinrich-Heine-Uni (HHU) steht neuerdings jedoch der Vater im Vordergrund. Das Projekt "Väterzeit" ist ein Angebot an Studierende und alle Angehörigen der Uni, die in ihrer Vaterrolle ebenso aktiv sein wollen wie an der Hochschule.

Schwerpunkt der Initiative ist ein umfassendes Beratungsangebot für alle Lebenslagen. Werdende Väter bekommen von Fachkräften Hilfestellung bei der Familienplanung, Väter, die in Trennung und Scheidung leben, beispielsweise Informationen zum Sorgerecht. "Beim Thema Kinderbetreuung und Elterngeld ist der Beratungsbedarf derzeit am größten", sagt Stefan Pischke, Diplom-Pädagoge und Projektleiter von "Väterzeit".

Die HHU reagiert mit ihrem Projekt auf einen gesellschaftlichen Trend. "Väter wollen heute nicht mehr ausschließlich Ernährer sein", beobachtet Pischke. "Stattdessen wird es ihnen immer wichtiger, an der Entwicklung ihres Kindes teilzuhaben." Um das zu unterstützen, bieten die Pädagogen neben der Beratung vielfältige Aktivitäten an, bei denen Kinder mit ihren Vätere gemeinsam kochen und klettern oder auch die Welt der Wissenschaften entdecken können. "Väter gehen anders mit ihren Kindern um als Mütter", sagt der Sozialpädagoge. Sie seien auch dafür da, mit ihrem Nachwuchs Abenteuer zu erleben. Pischke: "Normalerweise kommt das in der Erziehung zu kurz."

Jan Hedrich hat an der Fachhochschule Düsseldorf Betriebswirtschaft studiert – als er im Jahr 2008 seinen Abschluss machte, war sein Sohn Vincent bereits drei Jahre alt. Um die Betreuung des Kindes kümmert sich bis heute noch die "Kindergruppe" der FH, eine Initiative, bei der sich die Eltern selbst, um den gesamten Betrieb der Kinderbetreuung kümmern.

"Der große Vorteil ist, dass ich in der Gruppe mehr vom Leben meines Kindes mitbekomme und seinen Alltag beeinflussen kann", sagt Hedrich. Die Eltern der aktuell 34 Kinder übernehmen dabei unterschiedliche Aufgaben: Gartenpflege und Reparaturen, Verwaltungstätigkeiten und teilweise auch die Kinderbetreuung. Zum Abholen der Kinder kommen zwar immer noch mehr Mütter. "Aber bei unserer Arbeit machen die Väter genauso engagiert mit wie ihre Frauen", sagt Völke Petersen aus dem Vorstand der Kindergruppe.

Ein Exot allein zwischen Müttern ist Hedrich also längst nicht. Bei seinen BWL-Kommilitonen sah das zur Studienzeit etwas anders aus. "Manchmal wurde ich als junger Vater etwas komisch angeschaut", erinnert er sich. Mehr Verständnis hätten damals die Dozenten gezeigt. "Die haben dann schon mal ein Auge zugedrückt, wenn ich hin und wieder ein paar Minuten zu spät gekommen bin."

(RP)
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